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Danielas Blog: Wie füttert man ein Hustenpferd?
15.10.2018 / Blogs

Pferde mit chronischem Husten brauchen ein effektives Langzeitmanagement.
Pferde mit chronischem Husten brauchen ein effektives Langzeitmanagement. / Symbolfoto: Archiv
Fütterungsexpertin Mag. Daniela Vadehra behandelt in ihrem ProPferd-Blog aktuelle und interessante Fragen rund um Pferdeernährung und -gesundheit.
Fütterungsexpertin Mag. Daniela Vadehra behandelt in ihrem ProPferd-Blog aktuelle und interessante Fragen rund um Pferdeernährung und -gesundheit. / Foto: privat

Die Fütterung von Pferden mit chronischem Husten stellt Pferdebesitzer vor spezielle Herausforderungen und erfordert vor allem ein ausgeklügeltes Langzeitmanagement. Worauf es dabei ankommt, erklärt Fütterungsexpertin Mag. Daniela Vadehra in diesem Blog.


Pferde mit Atemwegsproblemen und vor allem Allergiker sind eine besondere Herausforderung für Besitzer und Halter. Neben der Optimierung der Haltungsbedingungen (wenig Staub- und Ammoniakbelastung, frische Luft, genügend Bewegung etc.) können wir das Pferd durch entsprechende Fütterung unabhängig von der auslösenden Ursache zusätzlich unterstützen. Wir konzentrieren uns hier vor allem auf die Fütterung von chronischen Hustern und Allergikern, da diese Pferde ein Langzeitmanagement erfordern.

Staubreduktion und hygienisch einwandfreies Futter an oberster Stelle
Hygienisch einwandfreies Futter sollte natürlich eine Selbstverständlichkeit sein, jedoch ist bei Pferden mit Atemwegsproblemen ganz besonders darauf zu achten. Das gilt nicht nur für Raufutter, sondern auch für alle anderen Futtermittel.

Staubpartikel, Schimmelsporen, Lagermilben und Pollen stehen hier an oberster Stelle der Problemverursacher, auf die insbesondere Allergiker heftig reagieren. Oft ist das hygienisch einwandfreiste Futter nicht genug, da die Pferde bereits auf die kleinsten allergieauslösenden Reize reagieren.

Welches Heu für Hustenpferde?
Generell gilt: ausschließlich hygienisch einwandfreies Heu verfüttern. Leichter gesagt als getan. Wer gleichbleibende Heuquellen zur Verfügung hat, kann diese durchaus auch im Futtermittellabor der Landwirtschaftskammer, z.B. https://www.futtermittellabor.at/ untersuchen lassen. Generell ist Heu aus einer hochwertigen Heutrocknungsanlage vom Nährstoffgehalt und von der Hygiene her eine gute Wahl – wenn der Heubauer sein Werk versteht.

Es gibt auch Anbieter, die entstaubtes Heu produzieren, das in speziell entwickelten Anlagen von jeglichem Feinstaub befreit und dann in Kleinballen verpackt wird. Auch dies stellt durchaus eine Möglichkeit dar, hier bitte immer die aktuellen Hygienezertifikate anfragen.
Selbstverständlich gibt es auch hochwertiges, regulär geerntetes Wiesenheu, dieses sollte jedoch vor dem Kauf einer genauen Inspektion durch den Käufer unterzogen werden, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Werden größere Mengen abgenommen, lohnt sich eine Analyse.

Manchmal wird mit Öl besprühtes Heu angeboten. Davon ist abzuraten, denn die Allergie auslösenden Partikel sind nach wie vor im Heu und zusätzlich werden dem Organismus mitunter ernährungsphysiologisch minderwertige Öle zugeführt.

Haben Sie Ihrem Pferd ein hochwertiges Heu besorgt, sorgen Sie dafür, dass dieses auch entsprechend gut gelagert wird. Trocken, vor Witterung geschützt und genügend belüftet. Auch sollte es nicht in der Nähe von Sand oder offener Späne gelagert werden (zB Reithalle), da hier zu viel Staub freigesetzt wird.

Oft ist das beste Heu jedoch nicht genug und es muss zusätzlich behandelt werden, damit unser Hustenpferd dieses auch problemlos verträgt.

Raufutter: Befeuchten, Einweichen oder Bedampfen?
Wer kennt sie nicht, die Gießkanne in der Stallgasse zur Heubefeuchtung oder die beliebten Einweichwannen, die im Winter gerne für Glatteis sorgen. Beide Methoden sind nicht ausreichend, um Raufutter von belastenden Partikeln wie Pilzsporen, Hefepilzen und ähnlichem zu befreien. Dazu werden hohe Temperaturen benötigt, wie sie nur durch Heubedampfungsgeräte garantiert werden können, die eine gleichmäßige Bedampfung mit 100 °C garantieren können.

Von der Gießkanne sollte man in Bezug auf Heu lieber die Finger lassen, im besten Fall wird etwas Staub oberflächlich gebunden, im schlimmsten Fall jedoch beginnt erst recht ein Gärungsprozess, wenn das Heu lange liegen bleibt. Das Tauchbad ist erst ab einer Einweichzeit von über 6 Stunden zielführend, was wiederum zu hohen Nährstoffverlusten führt und oft schwer umsetzbar ist. Bei kalten Wetter besteht die Gefahr, dass das Eingeweuchte einfriert und im Sommer kann es wiederum zu warm werden, sodass die Bakterien Zahl auch steigen kann.

Der professionelle Bedampfer hingegen, ist eine sehr gute und effektive Möglichkeit, seinem Hustenpferd die zustehende Heuration sorgenfrei füttern zu können. Wenn er auch eine Grundinvestition darstellt, schont er langfristig  Geldbörse und Nerven, man kann sich so ein Gerät auch in der Stallgemeinschaft gemeinsam anschaffen.

Heu füttert man am besten aus Netzen oder ‚Slowfeedern‘, sodass die Pferde nicht ihre Nüstern tief in das Heu stecken.

Krippenfutter
Pferde mit Atemwegsproblemen sind idealerweise feucht zu füttern. Das bedeutet, auch die reguläre Kraftfutterration ist zu befeuchten, dafür eignet sich Wasser oder auch eine vom Tierarzt empfohlene Teemischung kann dazu benutzt werden. Außerdem ist beim Krippenfutter ebenfalls auf hohe hygienische Qualität zu achten, denn auch in Müsli, Mash, Getreide & Co können sich Staub und Schimmel einschleichen, wenn es  etwa nicht korrekt gelagert wird. Futter lagert man am besten trocken, in gut verschließbaren Tonnen oder Kisten, die Staub und Ungeziefer fernhalten. Bei Einzelfutterkomponenten wie bei z.B bei Hafer oder Gerste kann man die Qualität relativ gut anhand von Farbe und Geruch überprüfen. Achten Sie darauf, dass gequetschte Getreide nur beschränkt lagerfähig sind, Hafer z.B. sollte immer am gleichen Tag verfüttert werden, wie er gequetscht wurde, Gerste darf etwas länger lagern (max. 3 Tage).

Studieren Sie auch die Etiketten ihrer Fertigmischfuttermittel, ob hier sehr staubige Komponenten (alle Arten von ‚Mehlen‘ und auch Schrote) enthalten sind (auch wenn diese etwa mit Melasse abgebunden wurden) und überlegen Sie, ob Sie diese für sinnvoll erachten.
Füttern Sie ihr Hustenpferd gerne aus dafür geeigneten Futterschalen vom Boden, da die gesenkte Kopfhaltung das Abrinnen von Schleim unterstützt. Diese Futterschüsseln lassen sich auch leichter von klebrigen Futterresten durch die Nassfütterung reinigen, als fixe Krippen.

Zusatzfuttermittel, Mineralfuttermittel Kräuter und Co
Es werden eine große Reihe an Zusatzfuttermittel auf dem Markt angeboten, manche sind sinnvoll, andere weniger. Prinzipiell ist auch hier auf die Notwendigkeit und die Hochwertigkeit der Komponenten zu achten. Sprechen Sie die Komponenten der Ration mit ihrem Tierarzt oder Futterberater genau ab. Mitunter ist eine Teemischung aus der Apotheke, selbst angerichtet sinnvoller, als ein zuckerhältiger Hustensaft. Bedenken Sie auch, dass ein Pferd mit gesundheitlichen Einschränkungen immer so gefüttert werden sollte, dass der Stoffwechsel des Pferdes und sein Verdauungsapparat möglichst nicht zu sehr belastet werden. Das heißt zuckerhältige Komponenten, Zusatz- und Füllstoffe, hoher Anteil an schwer verdaulicher Stärke etc. sind zu vermeiden. Füttern Sie ihr Pferd auch bedarfsgerecht, das bedeutet nach Arbeitseinsatz. Bedenken Sie, dass das Immunsystem und der Darm besser arbeiten, wenn Sie überflüssiges vermeiden. Ein ausreichender Anteil an entzündungshemmenden Omega 3 Fettsäuren (zB Leinsamen) in der Futteration hat sich insbesondere bei Allergikern bewährt. In jedem Fall lohnt es sich, die Fütterung des Hustenpferdes mit einer dazu fachlich ausgebildeten Person genau anzusehen. Auch die Abstimmung eines möglichst hochwertigen Mineralfuttermittels muss in Hinblick auf die Gesamtration erfolgen. Bedenken Sie, dass auch hochwertige Nährstoffe nur aufgenommen werden können, wenn Verdauung und Stoffwechsel im Lot sind.

Immunsystem stärken, ja oder nein?
Immer wieder taucht in der Futterberatung die Frage auf, ob es nicht kontraproduktiv sei, bei einem Allergiepferd das Immunsystem zu stärken. Eine Allergie ist stets eine Überreaktion des Immunsystems, das heißt das Immunsystem ist entgleist. Hier hilft nur eine Unterstützung, dieses wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Beim Pferd, wie auch beim Menschen spielt der Darm die zentrale Rolle in der Immunabwehr, produziert er doch 70-80% aller Antikörper produzierender Zellen und hat die größte Kontaktfläche zu Schadstoffen. Die Allergie wird zB durch Stressfaktoren, defekte Darmschleimhaut oder eine gestörte Darmflora (etwa durch schimmeliges Heu oder zu lange Fresspausen – also über 4 Stunden ohne Raufutter) begünstigt. Das Immunsystem in Balance bringen bedeutet nichts anderes, als den Körper des Pferdes mit hochwertigen, geeigneten Nährstoffen zu versorgen und ihn dabei zu unterstützen, diese optimal verwerten zu können. Hierbei spielt die Heuqualität die allerwichtigste Rolle.


Für Fragen und Anregungen steht Mag. Daniela Vadehra gerne unter beratung@calapo.com zur Verfügung.

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