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Gundulas Blog: Die Hufform verrät das Bewegungsmuster des Pferdes
23.08.2019 / Blogs

Das Bewegungsmuster bestimmt die Form der Hufe – und umgekehrt.
Das Bewegungsmuster bestimmt die Form der Hufe – und umgekehrt. / Foto: K. Gerletz

Gundula Lorenz ist von Kindheit an mit Pferden verbunden, geprüfter Behindertenreitlehrwart (heute „Lehrwart für integratives Reiten“) und hat sich viele Jahre intensiv mit der funktionellen Anatomie und dem Bewegungsapparat des Pferdes beschäftigt. Sie besuchte die Fachschule für osteopathische Pferdetherapie von Barbara Welter Böller und entwickelte das Konzept Equino FIT® – ein ganzheitliches Trainings- und Ausbildungsprogramm für Reiter und Trainer, bei dem unphysiologische und verbrauchende Bewegungsmuster vermieden, Selbstheilungskräfte unterstützt und ein harmonisches Miteinander von Mensch und Tier gefördert werden sollen. In ihre Arbeit und ihre vielfältigen Erfahrungen bei der Pferdeausbildung gibt sie ab sofort auf ihrem neuen ProPferd-Blog Einblick!

 


Der Termin beim Hufschmied bzw. Hufpfleger ist für jedes Pferd – egal ob Barhuf oder auch mit Eisen oder sonstigem Beschlag – ein Muss, je nach Hufwachstum manchmal schon nach 6 Wochen, es ist aber auch ein Abstand von 8 bis 9 Wochen, bei manchen Pferden bis zu 10 Wochen möglich.

Für mich ist der Termin mit meinem Hufschmied nicht nur sehr wichtig, sondern stets auch sehr informativ. Denn seine Beobachtung, wie der Huf wächst bzw. sich abgenutzt hat, gibt mir ein wertvolles Feedback, ob mein Training in die richtige Richtung läuft – oder ob ich etwas übersehen habe. Aus dem Grund ist es mir immer wichtig, bei dem Termin anwesend zu sein oder – wenn ich es mir zeitlich nicht einteilen konnte – jedenfalls ein anschließendes Telefonat mit ihm zu führen.

Ein Beispiel: Stellt Euch mal ein junges Pferd vor, das vom Menschen noch nicht ins Training genommen wurde. Habt ihr im Kopf wie es seine Hinterbeine stellt?

Ganz oft ist das rechte Hinterbein etwas nach außen gedreht und der Huf an der äußeren Seite flacher und etwas weiter, man nennt das einen sogenannten Zehenabweiser, und an der inneren Seite steiler.  Auch bei Pferden, die noch nicht geradegerichtet sind, sieht man diese Stellung und diese Hufform.

Auch wenn der Huf bearbeitet wird, wächst er so wieder nach – weil das Bewegungsmuster des Pferdes natürlich gleichgeblieben ist.

In der Bewegung setzt das Pferd das rechte Hinterbein auf Grund der natürlichen Schiefe an der Außenseite des Körpers vorbei. Der Huf braucht dort mehr Unterstützungsfläche und dadurch wächst er dort etwas breiter. Die Innenseite des rechten Hinterhufes wird mehr belastet und wird aus diesem Grund steiler – und schon weiß ich allein von der Hufform, wie er seine Beine in der Bewegung setzt. 

Noch ein anderes Beispiel: Entlastet das Pferd – aus welchem Grunde auch immer – seine Beugesehnen oder auch den Fesselkopf, wird es das Bein leicht nach hinten stellen. Geht das über eine längere Zeit, so wird der Huf steiler und kann sich sogar Richtung Bockhuf entwickeln.

Auch wenn sich das Pferd über seinen Schwerpunkt mit dem Vorderbein/den Vorderbeinen zieht (siehe auch meinen vorangegangenen Blog ) wird das Vorderbein/die Vorderbeine rückständig. Die Zehe wird dadurch mehr und die Trachten weniger belastet. Ist dieses Bewegungsmuster über einen längeren Zeitraum vorherrschend, kommt es auch hier zu einer steileren Hufform.

Man kann daraus lernen: Ein gut trainiertes und geradegerichtetes Pferd hat vorne und hinten zwei gleiche, in der Hornkapsel harmonische Hufe!

Faktum ist: Das Bewegungsmuster bestimmt die Form der Hufe – und das gilt natürlich auch umgekehrt: Man kann durch die Bearbeitung der Hufe – sowohl gute als auch schlechte – das Bewegungsmuster beeinflussen und somit auch negative Effekte abmildern bzw. korrigieren.

Solche Eingriffe müssen jedoch – wie jede Veränderung der Stellung – immer behutsam und schonend und mit Bedacht auf seine weiteren Auswirkungen (etwa auf die Gelenke eines Pferdes)  durchgeführt werden, das gilt für den Trainer ebenso wie für den Hufschmied! Und es ist unabdingbar, dass in diesem Falle alle – Besitzer bzw. Reiter sowie Trainer und Hufschmied – Hand in Hand arbeiten, denn nur so erzielt man das beste Resultat für das Pferd!

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