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Gundulas Blog: Wieso Basisarbeit gerade jetzt so wichtig ist
03.05.2020 / Blogs

Beim Neustart nach der reiterlichen Zwangspause ist die Basisarbeit das Allerwichtigste – also das Gleichgewicht zwischen Mobilität und Stabilität, so Gundula Lorenz.
Beim Neustart nach der reiterlichen Zwangspause ist die Basisarbeit das Allerwichtigste – also das Gleichgewicht zwischen Mobilität und Stabilität, so Gundula Lorenz. / Foto: privat

Gundula Lorenz ist von Kindheit an mit Pferden verbunden, geprüfter Behindertenreitlehrwart (heute „Lehrwart für integratives Reiten“) und hat sich viele Jahre intensiv mit der funktionellen Anatomie und dem Bewegungsapparat des Pferdes beschäftigt. Sie besuchte die Fachschule für osteopathische Pferdetherapie von Barbara Welter Böller und entwickelte das Konzept Equino FIT® – ein ganzheitliches Trainings- und Ausbildungsprogramm für Reiter und Trainer, bei dem unphysiologische und verbrauchende Bewegungsmuster vermieden, Selbstheilungskräfte unterstützt und ein harmonisches Miteinander von Mensch und Tier gefördert werden sollen. In ihre Arbeit und ihre vielfältigen Erfahrungen bei der Pferdeausbildung gibt sie auf ihrem ProPferd-Blog Einblick!

 

Juhuu, die Beschränkungen sind gelockert, es geht wieder los – diesen Jubelschrei kann man derzeit in vielen Pferdeställen hören, nachdem am 1. Mai viele Einschränkungen aufgehoben wurden und auch intensiveres Reiten wieder möglich ist. Aber kann man einfach da weiter machen, wo man aufgehört hat?

Im letzten Blog habe ich Euch erläutert, wie wertvoll Pausen beim Training sein können. Heute möchte ich Euch Tipps geben, worauf man achten soll, wenn man nach längerer Unterbrechung die Arbeit mit dem Pferd wieder aufnimmt.

Die erlernten Bewegungsmuster hat Euer Pferd nicht verlernt, jedoch an Kraft und Ausdauer verloren – und natürlich auch an Kraftausdauer kann es etwas mangeln.

Beim ,Neustart‘ ist daher – so langweilig es auch klingen mag – die Basisarbeit das Allerwichtigste. Darunter verstehe ich ein Gleichgewicht zwischen Mobilität und Stabilität, z.B. ein Gelenk muss stabil genug, aber auch mobil sein.

Denken wir an das Kniegelenk beim Pferd (mein Lieblingsgelenk, da es oft erst dann „gesehen“ wird, wenn schon Probleme da sind). Es muss eine stabile Führung haben. Wenn man die Bewegung dieses Gelenks genauer betrachtet, vollführt es eine Art „Schlenkerbewegung“. Wenn das Bein nach vorne geführt wird, geht es leicht mit einem Bogen seitwärts; setzt das Bein auf und kommt es zur Streckung, so läuft es fast wie auf einer Eisenbahnschiene gerade weiter. Diese sogenannte „Schlenkerbewegung“ soll gut geführt aussehen: Ist ein Zittern oder sogar ein Springen in der Bewegung, dann fehlt es an Stabilität. Viele davon betroffene Pferde beginnen, um die fehlende Stabilität auszugleichen, sich im Rücken festzuhalten, vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule. Höchst wahrscheinlich fallen auch die sogenannten „Hunters Bump“ in diese Kategorie.

Was macht man also mit einer solchen „instabilen Kniebewegung“? Man wählt ein Tempo im Trab, in dem die Bewegung „gut bzw stabil“ aussieht – das ist meistens ein ruhiges Tempo, das man erst dann forciert, wenn das „Gutaussehen“ der Kniebewegung bleibt.

Das nächste, das ich Euch ans Herz legen möchte, ist der Pferderücken. Wir wollen einen schwingenden Rücken, der sogar etwas nach oben schwingt und nicht in ein Hohlkreuz kommt. Ich weiß, es gibt Diskussionen über das Vorwärts-Abwärts, ob gut oder schlecht usw.– doch das ist eine andere Geschichte, also bleib ich hier einmal beim Thema Rücken.

Wenn ich mich aufs Pferd setze, die Zügel aufnehme, ist es immer vorteilhaft nachzuspüren, was mit dem Pferderücken passiert: Sackt er ab und wird hart – oder bleibt er weich und ich habe das Gefühl, das Pferd lässt mich sitzen.

Sackt er ab, ist es gut, den Pferdekopf mehr nach vorne unten zu lassen (der Nasenrücken muss aber immer vor der Senkrechten sein!). Durch die Spannung des Nacken- und Rückenbandes kommt der Rücken aus der Hohlkreuzsituation. Man bleibt dann einige Trainingseinheiten bei dieser Kopf- Hals-Haltung – danach kann man testen, wenn ich den Kopf des Pferdes höher nehme, ob der Rücken „stabil und hoch“ bleibt.

Wenn wir den Rücken ansprechen, ist es auch ganz wichtig, die Bauchmuskulatur zu beachten – und auch das Geraderichten immer im Auge zu behalten. Gerade nach einer Pause soll man überprüfen, ob das Pferd mit den Hinterbeinen in die Spur der Vorderbeine tritt – oder eventuell mit einem Hinterbein außen vorbei.

Wenn ich alleine reite, kann ich es überprüfen, indem ich die Spuren – auf einem frisch gezogenen Viereck – ansehe. Habe ich einen Spiegel in der Halle, kann ich auf den Spiegel zureiten und darf dabei quasi nur die Vorderbeine sehen.

Noch ein persönlicher Tipp: Korrekte Längsbiegung am Zirkel ist eine super Übung! Die Innenseite muss sich kontrahieren, das innere Hinterbein mehr untertreten, und die Außenseite wird gedehnt – eine optimale Übung für ein gutes, ausgeglichenes Training.

Und ebenfalls nicht vergessen: Eine Verschnaufpause am langen Zügel im Stehen innerhalb einer Trainingseinheit tut Euch und Eurem Pferd gut. Denn auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut …
Also ihr seht, Basisarbeit kann so spannend sein, wenn man weiß, auf was es ankommt. In diesem Sinne – macht’s gut, dann macht’s auch Euch und Euren Pferden Spaß,

Eure
Gundula

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