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Mozarts Requiem zu Pferd: Die Eleganz der Wunderwesen
02.02.2017 / News

Die innere Dynamik des Requiems ermöglichte es Bartabas, eine wesentlich vielfältigere Choreografie als vor zwei Jahren auszuarbeiten. Der Gesamteindruck profitierte von dieser positiven Spannung.
Die innere Dynamik des Requiems ermöglichte es Bartabas, eine wesentlich vielfältigere Choreografie als vor zwei Jahren auszuarbeiten. Der Gesamteindruck profitierte von dieser positiven Spannung. / Foto: Matthias Baus/ISM

Die theatralische Inszenierung von Mozarts ,Requiem' durch den Franzosen Bartabas sorgte auch bei der diesjährigen Mozartwoche für Begeisterung und Lobeshymnen – zu Recht? Gabriele Krisch war für ProPferd unter den Zuschauern.

 

Was hat Wolfgang Amadeus Mozart mit Pferden zu tun? Mehr als wir glauben, viel sogar. Den Beweis dafür hat Marc Minkowski, der mutige künstlerische Leiter der Salzburger Mozartwoche und Pferdeliebhaber, erstmals 2015 und nun wieder 2017 angetreten. Gemeinsam mit dem „Pferdechoreografen“ Bartabas, den ReiterInnen der Académie Équestre de Versailles, ihren Lusitanos und Sorraias.

2015 war es Mozarts Kantate „Davide Penitente“, zu der laut der begeisterten Presse „die Pferde tanzten“. 2017 kam das Werk, das manche als Mozarts Vermächtnis und sein Meisterwerk bezeichnen an die Reihe (sofern man sich bei diesem Genie auf ein Werk festlegen kann …). Ort des Geschehens wieder die Bühne in der Felsenreitschule.

Die Auswahl des Requiems war für manche befremdlich, aus der Sicht des Choreografen betrachtet aber ein Volltreffer: Es bietet in seiner inneren Dramaturgie genügend Abwechslung, um Pferde in unterschiedlichen Gangarten zeigen zu können. Die innere Dynamik des Requiems ermöglichte es Bartabas, eine wesentlich vielfältigere Choreografie auszuarbeiten. Der Gesamteindruck profitierte 2017 von dieser positiven Spannung.

Doch kein Licht, wo nicht auch Schatten ist … Die Pferde und ihre Bewegungen werden vom Spektakel leider etwas in den Hintergrund gedrängt. Sie müssen sich und ihre natürliche Eleganz völlig unterordnen. Dies fiel besonders in der ersten langsamen Szene auf, bei denen die Lusitanos geführt werden, weil die Reiterinnen über dem Pferderücken hängen. Ein an sich starkes Bild, das aber davon ablenkt, dass die Pferde wenig Chance haben, ihren Takt im Schritt zu finden.

Die schwungvolleren Passagen wirken stark, die Choreografie hat erhebende Momente. Die ReiterInnen leisten Bemerkenswertes: auf einer begrenzten Fläche müssen sie sehr präzise reiten, für Fehltritte ist wenig Platz, die Figuren müssen genau passen. Auch hier gilt wieder: Die Hingucker sind eindeutig die menschlichen Bewegungen und die schlichten, aber gerade deshalb wirkungsvollen Kostüme. Die Pferde aber hätten es verdient, „unkostümiert“ zu bleiben …

Besonders berührend eine Szene, die allein dem Wunderwesen Pferd gehörte: zu einer langsamen Sequenz wird Bartabas’ Quarter-Rappe allein auf die Bühne geschickt. Im perfekt dosierten Scheinwerferlicht kommt die Eleganz des Tieres so richtig zur Wirkung: Ein schönes Pferd, das sich natürlich bewegt, perfekt vom Lichtkonzept eingefangen und immer auf seinen im Dunkel postierten Herrn orientiert.

Bewegend auch die Schluss-Szene: Zum Ave Verum (das nicht zum Requiem gehört) mischen sich die Choristen unter die Reiter. Die ReiterInnen stellen ihre vielseitige Ausbildung unter Beweis und singen mit natürlichen Stimmen mit. Wie auch 2015 war das Publikum restlos begeistert. Natürlich: So etwas sieht man/frau nicht alle Tage.

Doch: Weniger ist manchmal mehr … Denn wenn ich jetzt träumen darf von Mozart und Pferden, dann wünsche ich mir das Requiem noch einmal, aber mit einem etwas anderen Zugang zum Bühnenpartner Pferd. Ich träume davon, die klassische Reitkunst zu Mozarts Klängen aufleben zu lassen. Mit Reitern, die mit aufgerichteten, lockeren Pferden einfach schön choreografierte Figuren in allen Gangarten reiten und so die herrliche Musik unterstreichen. Ich bin ganz sicher, die Faszination im Publikum wäre genauso groß. Und man würde dem Thema "Pferd und Kunst" damit wirklich Genüge tun.
Gabriele Krisch

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