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Pferde unterstützen unsere emotionale Intelligenz
01.02.2021 / News

Der Kontakt mit Pferden fördert nicht nur unsere Lernfähigkeit und unser soziales Verhalten, sondern auch unsere emotionalen Kompetenzen.
Der Kontakt mit Pferden fördert nicht nur unsere Lernfähigkeit und unser soziales Verhalten, sondern auch unsere emotionalen Kompetenzen. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Pferde sind nicht nur gut für unsere charakterliche Entwicklung, sondern auch für unsere emotionale Intelligenz – das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie deutscher und britischer Wissenschaftler.

 

Pferde tun uns gut – das ist mittlerweile durch zahlreiche Studien eindrucksvoll belegt. So konnte etwa eine Untersuchung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung aus dem Jahr 2013 zeigen, dass die jahrelange Beschäftigung mit Pferden nachweislich einen Einfluss auf die Charakterbildung von Personen hat. In diesem Zuge wurden 411 Reiter und 401 Nichtreiter zwischen 14 und 65 Jahren befragt. Den Ergebnisse zufolge waren Reiter vor allem zielstrebiger, begeisterungsfähiger, strukturierter und ausgeglichener als Nichtreiter (siehe auch unseren Artikel dazu). Eine vergleichende Studie in Ungarn kam 2020 zu dem Ergebnis, dass sich die Beschäftigung mit Pferden auch vorteilhaft auf die emotionale Entwicklung und das Verhalten von Jugendlichen auswirkt – der Kontakt mit Pferden machte sie hilfsbereiter, sozialer und einfühlsamer (siehe auch unseren ausführlichen Artikel dazu).

Diesem eindrucksvollen Wirkungskreis des Pferdes konnte die Psychologin Prof. Kathrin Schütz nun in einer aktuellen Untersuchung  eine weitere Facette hinzufügen: Pferde können uns Menschen auch im Bereich der emotionalen Intelligenz stärken. Unter emotionaler bzw. sozialer Intelligenz versteht man die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und auch die Gefühle anderer erkennen und beeinflussen zu können – dabei geht es u. a. um Eigenschaften wie Selbstwahrnehmung, Empathie, Optimismus, Anpassungsfähigkeit, Teamfähigkeit und um die Kompetenz zur Lösung von Konflikten.

Um den möglichen Einfluss von Pferden auf diese Fähigkeiten zu untersuchen, hat das Forscherteam ein pferdegestütztes Training der emotionalen Kompetenzen für Reiter entwickelt und evaluiert. Dabei nahmen die Personen der Experimentalgruppe (EG) an einer spezifischen Trainingsintervention mit Pferden im Gruppenformat teil, während die Teilnehmer der Kontrollgruppe (KG, ebenfalls Reiter) kein Training erhielten.

Die Teilnehmer beider Gruppen mussten zuvor einen detaillierten Fragebogen (Pre-Test) ausfüllen, mit dessen Hilfe für jede Person ein ,Profil der emotionalen Kompetenz' (PEK) erstellt werden konnte. Einzelpersonen in der Interventionsgruppe wurden anschließend einer speziell entwickelten 15-Stunden-Intervention unterzogen, die darauf abzielte, zentrale emotionale Kompetenzen zu fördern und zu unterstützen. Die Intervention bestand aus zwei Gruppensitzungen mit Pferden, die jeweils sechs Stunden dauerten. Zusätzlich erhielten die Personen Hausaufgaben mit einem Umfang von neun Stunden, um die Übungen mit den Pferden weiter zu trainieren. Das gesamte Training ging über einen Zeitraum von vier Wochen.

Dabei handelte es sich um insgesamt 30 Übungen, die gemeinsam mit den Pferden durchgeführt wurden und den folgenden Bereichen angehörten: Achtsamkeit, Konzentration, Zuversicht, Reflexion, Stressabbau und Entspannung, Stärkung des Selbstvertrauens und der Motivation sowie Umgang mit Erfolg und Misserfolg und mit Emotionen. Die Übungen zielten darauf ab, die spezifischen Fähigkeiten zu verbessern, die mit dem in der vorherigen Sitzung behandelten Thema verbunden waren, einschließlich Pferden, z. B. das Pferd etwa zehn Minuten lang sorgfältig zu bürsten, ein Pferd über eine Hindernisstange zu führen und es exakt so anzuhalten, dass die Vorderbeine des Pferdes vor der Stange und die Hinterbeine dahinter waren) sowie Wiederholungen einiger Übungen der ersten Sitzung. Die Kontrollgruppe erhielt kein zusätzliches Training zu den üblichen Interaktionen mit Pferden. Nach vier Wochen wurden die Teilnehmer beider Gruppen gebeten, erneut den Fragebogen zur Evaluierung des ,Profils der emotionalen Kompetenz' (PEK) zu beantworten (Post-Test).

Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer der Experimentalgruppe im Anschluss deutlich höhere Werte als vor der Intervention aufwiesen – anders als die Kontrollgruppe, für die das nicht zutraf. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass es möglich ist, die emotionalen Kompetenzen bzw. die emotionale Intelligenz bei Menschen durch pferdegestützte Übungen zu verbessern.

Die Studie „Emotional competences training in equestrian sport – a preliminary study" von
Kathrin Schütz, Felicitas Rahders, Emma Mosley und Sylvain Laborde ist am 15. Sep. 2020 in der Zeitschrift ,International Journal of Sport an Exercise Psychology' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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