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Kleiner Esel zu Tode geritten – Prozess noch immer ausständig
01.02.2016 / News

Das Foto des korpulenten Mannes auf dem kleinen Esel sorgte in den sozialen Netzwerken für Wut und Empörung.
Das Foto des korpulenten Mannes auf dem kleinen Esel sorgte in den sozialen Netzwerken für Wut und Empörung. / Foto: Podemos Animalista Lucena

Vor einem Jahr sorgte der grausame Tod des kleinen Esels Platero im spanischen Lucena für europaweite Empörung – doch der mutmaßliche Tierquäler ist nach wie vor auf freiem Fuß.

 

Es war eine jener Meldungen, die sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer verbreiten: Auf einem Weihnachtsmarkt im südspanischen Lucena wurde am 10. Dezember 2014 ein Krippenspiel mit lebenden Tieren, darunter auch zwei kleinen Eseln aufgeführt, die auf dem Marktgelände in einem kleinen umzäunten Gehege untergebracht waren. Ein korpulenter erwachsener Mann – er soll nach Medienberichten ca. 150 kg gewogen haben – kletterte am hellichten Tag und vor etlichen Zeugen plötzlich über den Zaun, setzte sich auf einen der Esel und posierte für ein Foto, das er kurz darauf über Whatsapp veröffentlichte und das ihn grinsend auf dem kleinen Esel sitzend zeigt. Er soll zudem auch den Esel durch Tritte in die Seite zum Galoppieren angetrieben haben.

Nach dem Vorfall verschlechterte sich der Zustand des erst vier Monate alten Esels dramatisch, der kleine Platero konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und brach zusammen. Passanten riefen einen Tierarzt herbei, der den Esel sofort in eine Klinik bringen ließ. Doch der Kampf um Plateros Leben ging verloren – der Esel starb zwei Tage später an irreparablen Schäden der Wirbelsäule sowie an schweren Verletzungen innerer Organe, wie ein veterinärmedizinisches Gutachten später ergab.

Die beiden spanischen Tierschutzorganisationen „Asociación de Defensa del Borrico (Adebo)" und „Círculo Animalista de Podemos Lucena" wurden auf den Fall aufmerksam und machten den korpulenten Erwachsenen für den Tod des Esels verantwortlich: Er habe mit seinem Gewicht den zarten Esel „buchstäblich zerquetscht" und müsse dafür bestraft werden. Sie brachten Strafanzeige gegen den Mann bei der örtlichen Polizei ein – dieser wurde auch wenig später ausfindig gemacht und offenkundig auch kurzfristig inhaftiert, wie einige Medien berichteten.

Doch so plötzlich und heftig, wie die öffentliche Empörung emporgestiegen war, so rasch fiel sie – nachdem der Vorfall alle Medien durchlaufen hatte – auch wieder in sich zusammen. Seither war vom grausamen Tod des Esels Platero und insbesondere auch, was aus seinem vermeintlichen Mörder geworden war, wenig bis gar nichts zu hören. Eine lobenswerte Ausnahme bildete die Tierschutzorganisation ,El Refugio del Burrito' in Málaga, der spanischen Dependance des bekannten britischen Tierschutzvereins ,The Donkey Sanctuary'. Diese verfolgte den Fall beharrlich weiter und erreichte 2015 durch eine Online-Petition mit über 17.000 Unterstützern, daß beim Krippenspiel in Lucena ab sofort keine Esel mehr eingesetzt werden und sich daher ein solch tragischer Vorfall nicht mehr wiederholen kann – ein großer Erfolg für den kleinen Verein.

Beharrlich blieb man auch bei der Verfolgung des mutmaßlichen Tierquälers – bei der die spanischen Behörden nur äußerst schleppend vorankamen. María Gallar Sánchez, Sprecherin der Organisation: „Die Prozedur, den Mann vor ein Gericht zu bringen, kommt nur langsam voran. Es gibt zwar ein tierärztliches Gutachten, nach dem das Pferd an seinen schweren inneren Verletzungen verstorben ist – aber man benötigt ein weiteres Gutachten, um abzuklären, ob diese Verletzungen tatsächlich durch den Mann und seine Tritte verursacht worden sind."

Immerhin konnte man verhindern, daß der Fall gänzlich zu den Akten gelegt wurde: In einer Pressemitteilung Anfang Jänner dieses Jahren war nachzulesen, daß die Staatsanwaltschaft offenbar das Verfahren gegen den vermeintlichen Tierquäler bereits eingestellt hatte – der Verein aber die Wiederaufnahme erreichen konnte. Auch gegen die Stadtverwaltung von Lucena läuft eine Anzeige wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht – ein konkreter Termin für einen Prozess ist aber auch hier nicht in Sicht. Die Mühlen der spanischen Justiz mahlen offenbar besonders langsam...

Hoffnung gibt den Mitarbeitern von ,El Refugio del Burrito' auch eine Verschärfung des spanischen Strafrechts, die per 1. Juli 2015 in Kraft trat und nach der Tierquälerei mit einer Gefängnisstrafe von bis zu 18 Monaten bestraft werden kann. Und man hofft, daß in diesen besonders grausamen Fall das höchstmögliche Strafmaß auch tatsächlich ausgeschöpft wird. Jedenfalls werde man, verspricht der Verein, in keinem der beiden Verfahren locker lassen und nicht eher ruhen, bis der Schuldige seine gerechte Strafe erhält.

Doch der lange juristische Weg, um Gerechtigkeit für den Esel Platero zu erreichen, hat seinen Preis und verursacht der Organisation erhebliche Kosten. Wer mithelfen möchte, diesen juristischen Kampf zu unterstützen, kann dies durch Spenden auf das Konto von ,El Refugio del Burrito' bei der Banco Unicaja tun (bei ,Verwendungszweck' bitte „Platero Trial" angeben):
- IBAN: ES95 2103 2024 5700 30001451
- Swift BIC: UCJAES2M

bzw. sich an dieser Crowdfunding-Aktion beteiligen.

Spenden an den Verein sind außerdem auch unter diesem Link möglich.

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