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Bis zu 98 % Heilungsrate: Strahlentherapie hocheffektiv gegen Hauttumore bei Pferden
04.08.2022 / News

Insbesondere Plattenepithelkarzinome und Basalzellkarzinome lassen sich mit der Brachytherapie bei Pferden sehr effektiv behandeln.
Insbesondere Plattenepithelkarzinome und Basalzellkarzinome lassen sich mit der Brachytherapie bei Pferden sehr effektiv behandeln. / Symbolfoto: Archiv

Einem wissenschaftlichen Kommentar zufolge ist eine spezielle Form der Strahlentherapie – die sogenannte Hochdosis-Brachytherapie – eine höchst wirksame Möglichkeit zur Behandlung von Hauttumoren bei Pferden.

 

Die Hochdosis-Brachytherapie ist eine spezielle Form der Strahlentherapie, bei der eine umschlossene radioaktive Strahlenquelle (häufig auch als radioaktive ,Samen’ bezeichnet) eingesetzt wird, um für einen kurzen Zeitraum maximale Strahlung direkt am erkrankten Gewebe (also im Tumor) abzugeben. Typischerweise geschieht dies unter Lokalanästhesie mittels eines Katheters, der unter der Haut und innerhalb oder in unmittelbarer Nähe des Krebses platziert wird. Die etwa reiskorngroßen ,radioaktiven Samen’ werden für einige Minuten in den Katheter eingeführt und dann wieder entfernt.  Die Patienten können mehrere Behandlungen erhalten und sind nach der Entfernung des radioaktiven ,Samens' nicht selbst radioaktiv.

Das Verfahren sei eine etablierte Technik zur Behandlung von Hauttumoren in der Humanmedizin, so Dr. Anna Hollis von der Abteilung für Veterinärmedizin am Cambridge Equine Hospital in einem wissenschaftlichen Kommentar, der Ende 2021 in der Zeitschrift Equine Veterinary Education veröffentlicht wurde. Dr. Hollis hob darin hervor, dass sich insbesondere Plattenepithelkarzinome und Basalzellkarzinome mit dieser Therapie hocheffektiv behandeln lassen, mit Heilungsraten von 96–98 % und hervorragenden kosmetischen Ergebnissen.

Dies seien – im Vergleich zu einer Operation – äußerst günstige Daten, so Dr. Hollis: „In der Tat ist bei menschlichem nicht-bösartigem Hautkrebs die Brachytherapie mit hoher Dosisrate häufig die Behandlung der Wahl für Läsionen, die nicht ohne schwerwiegende Defekte chirurgisch entfernt werden können und kosmetische und/oder rekonstruktive Verfahren erfordern.“

Im Vergleich zur externen Strahlentherapie weist die Brachytherapie eine günstigere Dosisverteilung auf, mit einer verbesserten Abdeckung der Tumorstrahlung und einem besseren Schutz des umgebenden Gewebes, bei dem das Risiko einer sekundären Strahlenschädigung besteht. „Die Fähigkeit, große Tumore mit minimalen nachteiligen Auswirkungen auf das umgebende normale Gewebe und eine hohe Heilungswahrscheinlichkeit mit der Brachytherapie mit hoher Dosisleistung zu behandeln, macht sie zu einer interessanten Option für Hauttumoren bei Pferden“, so die Autorin.

Die sogenannte ,interstitielle Brachytherapie’, bei der die Strahlenquelle direkt im Tumor platziert wird, sei theoretisch die ideale Technik für die Bestrahlung von Pferdetumoren, da eine hohe Strahlendosis in relativ kurzer Zeit präzise und sicher an den Tumor abgegeben werden könne. Die Technik, fügt sie hinzu, ist relativ einfach, und das radioaktive Material kann dem Gewebe zugeführt werden, ohne dass der Bediener exponiert werden muss, was es viel sicherer und praktischer macht als herkömmliche Brachytherapie-Techniken mit niedriger Dosisleistung.

Beim Menschen wird standardmäßig eine CT-Bildgebung durchgeführt, sobald die Applikatoren positioniert sind, um eine genaue Behandlungsplanung zu ermöglichen. Bei Pferden ist dies jedoch in den meisten Fällen kaum möglich, da es weder finanziell tragbar noch praktikabel wäre. Dr. Hollis meinte jedoch, dass es auch andere Möglichkeiten der Bildgebung gibt: Obwohl diese im Vergleich zu computergestützten Methoden eine geringere Genauigkeit aufweisen, können sie an Stellen besser geeignet sein, an denen das darunter liegende Gewebe weniger strahlenempfindlich ist.

Dr. Hollis wies darauf hin, dass die Brachytherapie mit hoher Dosisrate 1998 kurz für die Behandlung von Hauttumoren bei Pferden beschrieben wurde und 2017 zwei kleine Fallserien über ihre Verwendung bei der Behandlung von Sarkoiden bei Pferden veröffentlicht wurden. Sie sagte, dass sie die Technik auch selbst bei Pferden mit guten Erfolgsraten bei mehr als 140 Sarkoiden und Plattenepithelkarzinomen anwendet – die entsprechenden Daten aber noch nicht veröffentlicht wurden.

Sie merkte auch an, dass eine Vielzahl anderer Tumore bei Hunden mit dieser Technik behandelt wurden, darunter Karzinome, verschiedene Sarkome, Mastzelltumoren, Lymphome und Melanome. Allerdings gibt es ihres Wissens nach nur einen Bericht über die Anwendung der Brachytherapie zur Behandlung von dermalen Hamartomen (lokale Missbildungen, die aus einer anormalen Mischung von Zellen und Gewebe bestehen) bei Tieren.

Beim Menschen seien Hamartome an verschiedenen Stellen erfolgreich mit verschiedenen Formen der Strahlentherapie behandelt worden, bemerkt sie, einschließlich der Brachytherapie mit hoher Dosisleistung. „In den meisten tierärztlichen Berichten über Hamartome, einschließlich derjenigen bei Pferden, wurde eine Operation als Behandlung der Wahl durchgeführt. Bei rezidivierenden Läsionen oder solchen, bei denen eine chirurgische Exzision aufgrund ihrer Lage nicht möglich ist, scheint die Hochdosis-Brachytherapie jedoch eine sichere und erfolgreiche Behandlungsmethode zu sein, sofern diese Technik verfügbar ist.“

Den klinischen Kommentar „High dose rate brachytherapy for the treatment of skin tumours in humans and animals" von Anna R. Hollis ist am 17. Nov. 2021 in der Zeitschrift ,BEVA Equine Veterinary Education' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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