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Reiter-Mythos: Halten Pferde beim Satteln wirklich die Luft an?
04.12.2020 / News

Viele Pferde versuchen tatsächlich, dem Druck eines eng angelegten Sattelgurts etwas entgegenzusetzen – aber sie halten dabei nicht den Atem an.
Viele Pferde versuchen tatsächlich, dem Druck eines eng angelegten Sattelgurts etwas entgegenzusetzen – aber sie halten dabei nicht den Atem an. / Foto: FN-Lehrvideo

Dass Pferde den Atem anhalten bzw. sich gleichsam ,aufblasen’, damit man den Sattelgurt nicht zu fest anziehen kann, ist eine vielzitierte Anekdote – stimmt aber so nicht. Dennoch führt am Nachgurten kein Weg vorbei – freilich aus einem anderen Grund.

 

Hand aufs Herz – fast jeder von uns hat diese Geschichte irgendwann gehört, auch wenn wir nicht mehr genau sagen können, von wem eigentlich: dass nämlich schlaue Schulpferde beim Anlegen des Sattelgurts die Luft anhalten und sich ,aufblasen’ würden, um ihren Brustumfang zu erweitern und ein zu straffes Festziehen des Gurts zu verhindern – und dass man aus diesem Grund nach den ersten Reitminuten unbedingt nachgurten müsse, um einen zu lockeren Sattel zu vermeiden.

Obwohl dieser Rat prinzipiell gut und befolgenswert ist, ist die angeführte Begründung nicht ganz korrekt, wie das Magazin ,Equus’ in seiner Online-Ausgabe schreibt – und entlarvt das angebliche „Aufblasen“ bzw. „Luft-Anhalten“ als Reiter-Mythos, der sich schon rein anatomisch nicht ausgeht: „Erstens hält ein Pferd wahrscheinlich nicht freiwillig den Atem an. Aber selbst wenn es das tun würde, sind die ersten zehn Rippen, die direkt unter dem Sattel liegen, relativ unbeweglich, was es einem Pferd fast unmöglich macht, den Durchmesser seines Umfangsbereichs allein durch Lungenkraft zu vergrößern.“

Das schließe aber keineswegs aus, dass einige Pferde sich nicht „aufblähen" könnten, während sie gesattelt werden. Was dabei aber tatsächlich passiert ist, dass das Pferd seine Bauchmuskeln anspannt, wodurch die Breite der Brust leicht erweitert wird, sodass sich der Sattelgurt tatsächlich etwas lockert, wenn sich die Bauchmuskulatur anschließend wieder entspannt. Dieses Anspannen der Bauchmuskeln kann beispielsweise dann auftreten, wenn das Pferd etwas Unangenehmes erwartet oder weil es das Festziehen des Gurts als unbequem empfindet. Aber in den allermeisten Fällen ist es schlicht eine natürliche Reaktion auf das Gefühl, dass irgendetwas um seinen Körper geschnallt wird.

Das Zauberwort zur Lösung dieses Problems lautet Entspannung, so ,Equus’ weiter: „Überprüfen Sie zunächst, ob der Sattel bzw. der Gurt wirklich bequem sitzt und dem Pferd keinerlei Unbehagen verursacht. Möglicherweise müssen Sie auch zu einem anderen, für das Pferd angenehmeren Sattelgurt wechseln, z. B. einem mit Fleece-Polsterung.“

Wenn diese mögliche Fehlerquelle beseitigt ist, geht man ganz schulmäßig vor: „Zuerst legt man den Sattel behutsam auf den Rücken des Pferdes und zieht den Gurt locker an, damit er sicher, aber nicht fest ist, während man die restliche Ausrüstung anlegt und eventuell noch einmal die Hufe kontrolliert. Vor dem Aufsteigen zieht man den Gurt etwas fester an und führt das Pferd ein wenig herum, bis es sich entspannt, danach wird nochmals der Gurt kontrolliert. Denken Sie daran, dass Ihr Gewicht den Sattel auf dem Pferderücken nach unten drückt, sodass Sie den Gurt möglicherweise ein letztes Mal nach dem Aufsitzen festziehen müssen.“

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