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Wegen Herpes-Infektion: Pferdesport in Österreich und Deutschland kommt zum Erliegen
03.03.2021 / News

Der Herpes-Virusausbruch bringt den Pferdesport in weiten Teilen Europas zum Stillstand.
Der Herpes-Virusausbruch bringt den Pferdesport in weiten Teilen Europas zum Stillstand. / Symbolfoto: Archiv/Julia Rau

Der Ausbruch des Equinen Herpesvirus (EHV-1) in Spanien zieht immer weitere Kreise: Nach den Absagen internationaler Turniere durch die FEI ziehen nun auch die nationalen Verbände nach – Deutschland und Österreich haben bis Ende März sämtliche nationalen Pferdesport-Veranstaltungen abgesagt.

 

Bereits gestern Nachmittag hat es die Deutsche Reiterliche Vereinigung öffentlich gemacht: Man werde der Empfehlung der FEI, auch die nationalen Turnierveranstaltungen abzusagen, folgen – und dies auch konsequent umsetzen. Wörtlich heißt es in der Aussendung: „In Abstimmung mit den Landespferdesportverbänden werden in Deutschland ab sofort alle nationalen Pferdesport-Veranstaltungen bis einschließlich 28. März 2021 abgesagt. Darüber hinaus schließt das DOKR den Bundesstützpunkt in Warendorf für externe Pferde und sagt alle zentralen und dezentralen Sichtungslehrgänge sowie das HGW-Bundesnachwuchschampionat der Springreiter ab. In Abstimmung mit den Zuchtverbänden werden auch die im März anstehenden Sportprüfungen für Hengste und Körungen verschoben. Die FN sowie ihre Mitglieds- und Anschlussverbände empfehlen dringend, alle sonstigen Veranstaltungen (etwa Lehrgänge), bei denen Pferde aus verschiedenen Beständen zusammenkommen, abzusagen. Laufende Veranstaltungen sollen gestoppt werden. Diese Maßnahmen sind erforderlich, um einer Ausbreitung des Virus vorzubeugen. Das Training im heimischen Verein oder Betrieb ist davon ausgenommen, auch wenn dazu das Pferd transportiert werden muss.“

Da das EHV-1 in Deutschland (ebenso in Österreich) nicht anzeige- oder meldepflichtig ist, gebe es keinen exakten Überblick darüber, wo es derzeit Ausbrüche gibt, so die FN. Nach Kenntnis der FN seien aktuell vor allem die Turnierställe derjenigen Reiter betroffen, die in Valencia waren, nicht jedoch eine große Zahl von Vereinen und Betrieben im Freizeit- bzw. Amateurbereich. Die FN weiter: „Fakt ist, dass es unabhängig von den Vorkommnissen in Valencia in den Wintermonaten regelmäßig zu Herpes-Fällen kommt, da das Virus in der Pferdepopulation weit verbreitet ist. Wichtig ist deshalb immer, unabhängig von dem aktuellen Ausbruchgeschehen, bestimmte Hygieneregeln im Pferdestall einzuhalten. Hilfreich ist dabei, dass derzeit aufgrund des Corona-Lockdowns ohnehin in den Pferdeställen besondere Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten werden müssen. Darüber hinaus sollten in jedem Stall in Bezug auf die Pferde folgende Punkte immer beachtet werden:

– Die Gesundheit der Pferde täglich überprüfen (Fressverhalten, Gesamteindruck)

– Bei Kenntnis von Ausbrüchen in der Umgebung regelmäßiges Fiebermessen

– Bei Symptomen, wie etwa Fieber, Abgeschlagenheit, Husten und Nasenausfluss, das erkrankte Pferd von anderen Pferden separieren und einen Tierarzt hinzurufen

– Mit erkrankten Pferden oder augenscheinlich gesunden Pferden aus Betrieben, in denen kranke Pferde stehen, nicht zu Turnieren oder anderen Veranstaltungen fahren

– Ausschließliches Benutzen der eigenen Ausrüstung (Eimer, Halfter, Stricke, Decken, usw.), also Pferde nicht aus gemeinsamen Tränken trinken lassen und nur aus dem eigenen Eimer fressen lassen

– Immer dann, wenn mehrere Pferde aus unterschiedlichen Ställen aufeinandertreffen, steigt der Infektionsdruck. Deshalb sollten neue Pferde, die in einen Stall kommen, zunächst isoliert und der gesamte Bestand genau beobachtet werden.

– Auch Menschen können das Virus über Hände, Kleidung und Ausrüstungsgegenstände weitertragen, deshalb sind hier Hygiene und Desinfektion besonders wichtig.“

Auch OEPS sagt alle nationalen Turniere ab
Dem Schritt der FN ist wenig später auch der Österreichische Pferdesportverband gefolgt. Wie es in einer offiziellen Mitteilung heißt, habe man die Entscheidung getroffen, „sich den Empfehlungen der FEI bezüglich den Infektionsschutzmaßnahmen, ausgelöst durch den dramatischen Ausbruch des Equinen Herpesvirus Typ 1 in Europa anzuschließen.“

Weiter heißt es: „Damit sind ab sofort alle internationalen und nationalen Turniere, sowie alle Veranstaltungen, zu denen Pferde in fremde Stallungen verbracht werden müssen, bis zum 28. März abgesagt. Diese Entscheidung erfolgt zum Wohle der Pferde. Ab dann wird die Situation neu bewertet werden.“

HINTERGRUND: Equine Herpesvirusinfektionen verursachen keine auf Menschen übertragbaren Krankheiten. Bis zu 80 Prozent aller Pferde tragen das Virus in sich. Häufig verläuft die Infektion symptomlos. Einmal infizierte Pferde tragen das Virus aber quasi unsichtbar (‚latent‘) weiter in sich und es besteht keine Möglichkeit, diese Pferde wieder Herpesvirus-frei zu bekommen. Ausbrüche des Virus zeigen sich meistens in Form eines fiebrigen Infekts der oberen Atemwege (sog. Respiratorische Form). Nicht selten laufen diese Infekte unbemerkt ab. Besonders gefürchtet ist jedoch die seltene, neurologische Ausprägung der Erkrankung, die über Bewegungsstörungen (Ataxie) zum Festliegen und damit häufig zum Tod des Pferdes führen kann. Der Spätabort bei tragenden Stuten ist eine weitere von Züchtern gefürchtete Ausprägungsform der Viruserkrankung. (Quelle: fn-press)

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