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Pferde sind anfällig für das COVID-Virus, aber nicht für Erkrankungen
05.01.2023 / News

Experten raten zur Vorsicht: Speziell Pferde, die viel mit Menschen interagieren, haben auch eine größere Wahrscheinlichkeit, sich mit dem COVID-19-Virus zu infizieren.
Experten raten zur Vorsicht: Speziell Pferde, die viel mit Menschen interagieren, haben auch eine größere Wahrscheinlichkeit, sich mit dem COVID-19-Virus zu infizieren. / Symbolfoto: Archiv/Petr Blaha

Forscher fanden kürzlich heraus, dass gesunde Rennpferde nach einem COVID-19-Ausbruch unter Rennbahn-Mitarbeitern positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, jedoch ohne klinische Symptome zu zeigen. Ein renommierter Epidemiologe rät dennoch zur Vorsicht: Infizierte Personen sollten sich nicht nur von Menschen, sondern auch von Tieren und ganz besonders von Pferden fernhalten.

 

Pferde können sich mit dem COVID-19-Virus infizieren, aber sie zeigen wahrscheinlich keine klinischen Anzeichen einer Erkrankung – so könnte man den aktuellen Wissensstand in Sachen tierischer COVID-Infektionen zusammenfassen. So wurde kürzlich ein kleiner Prozentsatz gesunder Rennpferde nach einem COVID-19-Ausbruch beim Rennstreckenpersonal in Kalifornien positiv auf SARS-CoV-2 getestet, ohne dass diese Krankheitssymptome aufgewiesen hätten.

Dies deutet darauf hin, dass Pferde das Virus stillschweigend tragen und möglicherweise, wenn auch nur minimal, zu seiner Verbreitung beitragen könnten, so Prof. Nicola Pusterla, Professor für Medizin und Epidemiologie an der University von Kalifornien in Davis (USA): „Wenn es eine Botschaft zum Mitnehmen gibt, die jeder von Ihnen für sich selbst (als Tierärzte), aber auch für Ihre Pferdebesitzer berücksichtigen sollte, dann diese: Wenn Sie sich mit COVID-19 infiziert haben, halten Sie sich von anderen Menschen fern – was hinlänglich bekannt ist – aber auch: Halten Sie sich von Tieren fern“, so Prof. Pusterla in einem Vortrag auf der Tagung der Amerikanischen Vereinigung der Pferdetierärzte (American Association of Equine Practitioners = AAEP), die vom 18. bis 22. November 2022 in San Antonio, Texas, stattfand und über die das Portal TheHorse.com auf seiner Website berichtete. „Wir wollen nicht, dass sich das Virus plötzlich in einer anderen Spezies anpasst und dann wieder auf den Menschen überspringt, denn das ist immer noch eine Möglichkeit“, so seine Warnung.

Wissenschaftler haben bereits Fälle von SARS-CoV-2-Übertragungen zwischen Menschen und Tieren, hauptsächlich bei Katzen, Hunden und Nerzen, bestätigt. Aber Pferde haben einen Spike-Protein-Rezeptor, der demjenigen des Menschen sehr ähnlich ist, was darauf hindeutet, dass sie das Virus möglicherweise auch erwerben und übertragen können, so Prof. Pusterla.

Um diese Möglichkeit besser zu verstehen, führten Prof. Pusterla und seine Forscherkollegen quantitative Polymerase-Kettenreaktionstests (qPCR) auf SARS-CoV-2 an eingereichten Nasensekretproben von 667 Pferden durch, bei denen im Januar und Dezember 2020 ein akutes Fieber und Atemwegssymptome aufgetreten waren. Sie testeten die Proben auch auf mehrere häufige Atemwegserreger bei Pferden, darunter das Pferde-Influenzavirus, Pferde-Herpesviren, Pferde-Rhinitis-Viren und Streptococcus equi subspecies equi.

Darüber hinaus testete das Team Serumproben von 587 jungen Vollblutpferden, die auf der Del Mar Racetrack in Kalifornien Rennen fuhren, nachdem mehrere Jockeys und anderes Streckenpersonal im Sommer 2020 qPCR-positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Sie suchten nach Antikörpern gegen SARS-CoV- 2 unter Verwendung eines enzymgebundenen Immunadsorptionsassays, der auf die Rezeptorbindungsdomäne des Spike-Proteins abzielt.

Das durchaus spannende Ergebnis: Etwa ein Drittel der kranken Pferde in der Studie wurden positiv auf mindestens einen häufigen Atemwegserreger bei Pferden getestet, so Prof. Pusterla – aber keines von ihnen hatte ein positives Ergebnis für SARS-CoV-2. Dagegen seien 35 (6 %) der gesunden Vollblüter positiv auf SARS-CoV-2-Antikörper getestet worden, so der Epidemiologe.

Das Team verglich diese Ergebnisse dann mit Bluttests von 1.186 Pferden verschiedener Rassen und Altersgruppen, die von Februar 2020 bis März 2022 in seiner Universitätsklinik stationär behandelt worden waren. 42 Pferde (3,5 %) in dieser Gruppe wurden positiv auf SARS-CoV-2-Antikörper getestet. „Pferde infizieren sich mit SARS-CoV-2 wahrscheinlich über den Menschen, sei es mit oder ohne klinischer COVID-19-Infektion“, sagte er. „Es ist interessant zu wissen, dass Pferde-Populationen, die viel mit Menschen interagieren – insbesondere heutzutage, wo wir es mit einer ansteckenderen Variante von SARS-CoV-2 zu tun haben – mit größerer Wahrscheinlichkeit seropositiv getestet werden.“

Da SARS-CoV-2 eher ansteckender wird als noch vor zwei Jahren, könnte das Virus auch weniger wahrscheinliche Wirte angreifen, so Prof. Pusterla. Mit anderen Worten: Pferde infizieren sich heute wahrscheinlich eher mit SARS-CoV-2 als im Jahr 2020, als er die meisten seiner aktuellen Studiendaten sammelte. „Ich würde … argumentieren, dass die im Umlauf befindliche Variante im Jahr 2020 nicht so ansteckend war wie die, die wir heute im Jahr 2022 haben. Das ist Stoff zum Nachdenken“, wie er weiter anmerkte.

Vor allem sollte man die Risiken für Menschen, Pferde und andere Arten im Auge behalten, wenn sich das Virus weiter entwickelt und sich an seine Umgebung anpasst, so Prof. Pusterlas Mahnung: „Wir müssen die Pferde schützen. Wir wissen nicht, was die Zukunft mit diesem Virus bringen wird. Bisher scheint es sich nicht an andere Tierarten anzupassen. Aber wir sollten nicht versuchen, dieses Dogma in Frage zu stellen.“

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