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Trotz Verbotsschilder gefüttert: Pferd fast an Schlundverstopfung gestorben
03.08.2020 / News

Leider kommt es – trotz entsprechender Verbotsschilder – immer wieder zu unbefugter Fremdfütterung von Pferden, oftmals mit dramatischen gesundheitlichen Konsequenzen.
Leider kommt es – trotz entsprechender Verbotsschilder – immer wieder zu unbefugter Fremdfütterung von Pferden, oftmals mit dramatischen gesundheitlichen Konsequenzen. / Symbolfoto: Archiv/Fotolia

Eine Norikerstute auf der Turracher Alm in Kärnten wurde trotz Verbotsschildern von Touristen gefüttert und erlitt daraufhin eine lebensbedrohliche Schlundverstopfung. Die rasche Einlieferung in eine Tierklinik rettete ihr das Leben.

 

Der Fall, von dem die ,Kronen Zeitung’ berichtet, ist zum Glück noch einmal glimpflich ausgegangen: Eine Norikerstute auf der Turrach, die auch noch ein Fohlen bei Fuß hat, wurde offensichtlich von Touristen, die an der Pferdealm entlangspazierten, mit Speiseresten gefüttert – und das, obwohl Verbotsschilder („Füttern und Betreten verboten“) dies ausdrücklich untersagen. Zum Glück hatte die Besitzerin an diesem Tag einen Almbesuch eingeplant, um nach dem Rechten zu sehen – das rettete der Stute wohl das Leben. Als sie auf der Weide ankam, war das Pferd bereits teilnahmslos und ließ den Kopf hängen und hatte Fieber, Speichel floß aus seinem Maul – alles typische Symptome einer Schlundverstopfung. Nun war rasches Handeln gefragt: Die junge Kärntnerin eilte nach Hause, holte den Pferdeanhänger und brachte Stute und Fohlen in eine rettende Tierklinik, wo sich das Pferd derzeit erholt. „Ich verstehe einfach nicht, warum manche die Verbotsschilder ,Füttern und Betreten verboten’ nicht beachten. Da muss man jeden Tag Angst haben!“ so die geschockte Tierbesitzerin.

Warum man fremde Pferde niemals füttern darf
Leider sind derartige Vorfälle keine Einzelfälle – immer wieder kommt es durch unbefugte Fremdfütterung zu gravierenden gesundheitlichen Problemen bei Pferden, die sogar zum Tod führen können, wie auch das aktuelle Beispiel zeigt. Warum man fremde Pferde und Ponys niemals ohne Erlaubnis füttern soll, hat mehrere Gründe:

– Pferde bekommen in der Regel eine speziell auf ihre Bedürfnisse und Ansprüche abgestimmte Fütterung – und zwar sowohl hinsichtlich der Menge, als auch der Inhaltsstoffe. Jede zusätzliche Futtergabe bringt diesen geregelten Ernährungssplan durcheinander und kann sich schädlich auf den Organismus auswirken.

– Pferde leiden nicht selten an Allergien oder an Futterunverträglichkeiten, problematische Substanzen können sich somit negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Zudem gibt es immer mehr Pferde mit Stoffwechselstörungen, die z. B. nur äußerst geringe Mengen von frischem Gras fressen dürfen. Davon abgesehen können sich in einem abgerissenen Büschel Weidegras auch Giftpflanzen befinden.

– Das Verdauungssystem von Pferden ist sehr empfindlich – Fallobst, schimmeliges Brot oder sonstige Nahrungsreste werden unter Umständen schlecht vertragen und können Verdauungsprobleme und in schlimmen Fällen auch Koliken verursachen. Auch Schlundverstopfungen wie im aktuellen Fall in Kärnten sind keine Seltenheit und akut lebensbedrohlich.

Schlundverstopfung – rasch passiert, schwer zu behandeln
Eine Schlundverstopfung kann bei Pferden sehr rasch passieren. Die Speiseröhre eines Pferdes weist vor der Einmündung in den Magen eine Engstelle auf, durch die der vorgekaute und mit Speichel versetzte Nahrungsbrei hindurchgleiten muss. Zu große oder ungenügend zerkaute Nahrung wie auch Äpfel- oder Karottenstücke können in dieser engen Passage hängenbleiben – ebenso Futter, das aufquellen kann, etwa nicht ausreichend eingeweichte Rübenschnitzel, die sich durch die Feuchtigkeit der Speiseröhre vollgesaugt und ihr Volumen vergrößert haben.

Typische Anzeichen einer Schlundverstopfung sind Unruhe, Appetitlosigkeit, Scharren mit den Vorderbeinen, ständiges krampfhaftes Schlucken, das man auch am Bauch sieht. Betroffene Pferde beginnen stark zu schwitzen, geraten in Panik oder wollen durch unablässiges Trinken die Verstopfung in der Speiseröhre lösen. Oft lassen die Pferde den Hals tief nach unten hängen und versuchen zu würgen, aus den Nüstern kann ein Brei aus Wasser, Speichel und Futter treten, die Muskulatur der Speiseröhre ist verkrampft, der Gesichtsausdruck des Pferdes von Schmerzen gezeichnet.

Eine Schlundverstopfung ist für das Pferd akut lebensbedrohlich – es ist umgehend ein Tierarzt zu rufen. Der Zeitfaktor spielt eine entscheidende Rolle – je länger die Speiseröhre verstopft ist, desto stärker wird sie anschwellen und dadurch die Blockade weiter verfestigen. Besteht eine Schlundverstopfung über mehrere Stunden hinweg, kann das betroffene Gewebe dauerhaft geschädigt werden und sogar absterben.  Bei der Behandlung wird der Tierarzt nach einer genauen Diagnose versuchen, die Blockade der Speiseröhre zu lösen, meist unterstützt durch Schmerzmittel oder krampflösende Medikamente. In vielen Fällen ist es erforderlich, eine Nasenschlundsonde zu legen, um die Verstopfung freizuspülen – ein unangenehmer und für das Pferd äußerst anstrengender Vorgang.

Anfällig für Schlundverstopfungen sind vor allem Pferde mit Zahnproblemen – das können junge Pferde im Zahnwechsel sein, oder auch besonders alte Pferde, die nicht mehr in der Lage sind, ihr Futter richtig zu zerkauen. Generell sollte man darauf achten, dass quellungsfähiges Futter wie z. B. Trockenrübenschnitzel vor dem Verfüttern ausreichend lange eingeweicht wurde. Äpfel, Birnen oder auch Karotten sollten nie in zu kleine Stücke geschnitten werden, sodass das Pferd sie jedenfalls noch kauen muss. Aber auch zu große Stücke – etwa kleine, harte Äpfel oder Karotten, die ganz gefressen werden, können gefährlich sein. Bei Pferden, die zu Schlundverstopfungen neigen, ist es durchaus ratsam, Heu oder Pellets vor dem Füttern einzuweichen, damit das Futter nicht so leicht in der Speiseröhre kleben oder stecken bleiben kann.

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