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Bereits 470 tote Pferde: Thailands verzweifelter Kampf gegen die Afrikanische Pferdepest
30.04.2020 / News

Das gefährliche Virus wird durch Stechmücken übertragen, die Sterblichkeitsrate liegt je nach Verlaufsform bei bis zu 95 %.
Das gefährliche Virus wird durch Stechmücken übertragen, die Sterblichkeitsrate liegt je nach Verlaufsform bei bis zu 95 %. / Symbolfoto: Archiv/Fotolia

Immer mehr Regionen Thailands sind vom Ausbruch der Afrikanischen Pferdepest betroffen: Mittlerweile sind 470 Pferde der tödlichen Virusinfektion zum Opfer gefallen – die Regierung versucht nun mit einem Impfprogramm, die Epidemie einzudämmen.

 

Die Afrikanische Pferdepest (African Horse Sickness, AHS) zieht eine erschreckende Spur der Verwüstung durch Thailand: Allein in der Provinz Nakhon Ratchasima, wo die Krankheit zuerst ausgebrochen ist und bis Ende März 42 Pferde getötet hatte, sind mittlerweile mehr als 400 Todesfälle zu beklagen. Nach offiziellen Angaben des thailändischen Landwirtschaftsministeriums sind bis gestern (29. April 2020) allein im Epizentrum der Tierseuche in Pak Chong 405 Pferde ums Leben gekommen – eine schockierende Zahl. Alarmierend ist jedoch auch – wie eine geografische Übersicht der Todesfälle zeigt – die Ausbreitung der Epidemie in andere Provinzen des Landes, insbesondere westlich und südlich von Pak Chong. So kamen in der Provinz Saraburi 7 Pferde ums Leben, in Ratchaburi 6, in Phetchaburi 24 und in Prachchuap Khiri Khan 19 Pferde. Eine weitere Ausbreitung in den Süden und Norden des Landes wird befürchtet, ebenso ein Übergreifen der Seuche in Richtung Malaysia sowie nach Osten in Richtung Kambodscha.

In der Zwischenzeit hat die thailändische Regierung mit einem Impfprogramm begonnen, um die Epidemie einzudämmen. Die ersten Pferde, die Impfstoffe erhielten, waren am 19. April die Tiere eines Forschungs- und Entwicklungszentrum der „Thai Red Cross Society“ in der Provinz Phetchaburi. Obwohl das Zentrum 350 km von der ersten Ausbruchsstelle entfernt ist, wurden die insgesamt 560 Pferde des aufgrund ihrer Bedeutung für die Humanmedizin vorrangig geimpft. Auf dieser ,medizinischen Tierfarm’ werden die Pferde zur Gewinnung von Impfstoffen und Gegenmitteln für Schlangengift und Tollwut gehalten, wie dies in vielen Ländern der Welt praktiziert wird. „Es hat unmittelbare Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, wenn das Land seine Fähigkeit zur Herstellung von Impfstoffen verliert", so Siraya Chunekamrai, behandelnde Tierärztin und Mitglied der AHS-Task Force im Landwirtschafts-Ministerium.

Für alle weiteren Pferde in den sieben betroffenen Provinzen sowie für die Pferde innerhalb von 50 km (31 Meilen) von den betroffenen Betrieben begannen die Impfungen am 20. April. Die Impfung ist dabei für die Pferde mit erheblichen Einschränkungen verbunden, wie das Portal TheHorse.com berichtet: Der abgeschwächte Lebendimpfstoff kann in einigen Fällen eine eigene, weniger schwere Form der Krankheit hervorrufen, die sich weiter viral über Stechmücken ausbreiten könnte. Daher müssen geimpfte Pferde 30 Tage lang unter einem besonders feinmaschigen Netz unter Quarantäne gestellt werden, um sie vor den winzigen Fluginsekten, die das Virus von Pferd zu Pferd übertragen, wirksam zu schützen.

Diese Form der Quarantäne ist sowohl für Besitzer als auch für Pferde äußerst belastend: Die geimpften Pferde müssen dabei die meiste Zeit in ihren Einzelboxen stehen, die jeweils mit einem Netz abgedeckt sind – ihre einzige Bewegungsmöglichkeit sind Rundgänge im geschützten Stallgebäude an der Hand ihrer Reiter oder Pfleger. Ein Leben mit ,Ausgangssperre’ also, wie es derzeit Menschen in vielen Ländern der Welt erleben, die von der Corona-Pandemie betroffen sind – aber für Pferde zweifellos besonders herausfordernd und schwierig, zumal auch Sport- und Distanzpferde, die regelmäßiges Training und viel Bewegung gewohnt sind, der Stall-Quarantäne unterworfen sind. Dennoch gibt es im Moment keine andere Alternative, um sie vor der tödlichen Pferdeseuche zu bewahren.

Inzwischen hat Kambodscha an seiner Westgrenze erste Schutzmaßnahmen ergriffen, um seine Pferdebestände zu schützen – auch hier werden mittlerweile Imfpungen durchgeführt und Ställe und Boxen mit Schutznetzen abgeschirmt. Für alle Pferdebesitzer in den betroffenen Regionen sind es jedenfalls höchst emotionale Zeiten, in denen sie sich nicht nur um ihre unter Quarantäne gestellten Tiere kümmern, sondern auch noch die geltenden Abstandsregeln und sozialen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie einhalten müssen.

Hintergrund: Die Afrikanische Pferdepest
Die Afrikanische Pferdepest gilt als eine der tödlichsten Tierseuchen überhaupt und ist in Afrika südlich der Sahara endemisch. In Europa waren die letzten Fälle 1987 bis 1990 in Spanien und 1989 in Portugal zu beobachten. Pferde gelten als am anfälligsten, hier liegt die Todesrate je nach Verlaufsform bei bis zu 95 %.

Die gefürchtete Tierseuche wird durch ein RNA-Virus der Gattung Orbivirus verursacht, Überträger sind blutsaugende Insekten, insbesondere Culicoides imicola – eine Mücke aus der Familie der Gnitzen. Die Insekten nehmen das im Blut eines infizierten Tieres bereits zirkulierende Virus während des Saugaktes auf. Aus dem Magen der Insekten und nach Vermehrungszyklen in den Insekten gelangen die Viren auch in deren Speicheldrüse – und können so bei der nächsten Nahrungsaufnahme auf ein anderes Tier übertragen werden.

Der aktuelle Ausbruch der Afrikanischen Pferdepest ist der erste in Thailand und – soweit bekannt – der erste Ausbruch außerhalb Afrikas seit 30 Jahren. Ein Auftreten der Infektionskrankheit in Asien galt bislang als höchst unwahrscheinlich, doch scheint sich das Verbreitungsgebiet der Seuche durch die globale Erwärmung immer weiter auszudehnen. Durch Winde können infizierte Mücken bis zu 200 Kilometer weit versetzt werden und anschließend am neuen Ort den Erreger weiterverbreiten, auch als „blinde Passagiere“ in Fahrzeugen und Flugzeugen können sich die Insekten in andere Regionen verbreiten. Als wahrscheinlichste Ursache für den aktuellen Ausbruch in Thailand gilt unter Experten jedoch der Import eines infizierten Pferdes, mit dem ein tödlicher Kreislauf in Gang gesetzt wurde ...

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