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Worauf muss ich achten, um Schmerzen bei meinem Pferd zu erkennen?
06.10.2021 / News

Na, wie geht
Na, wie geht's? Nur wer das normale Verhalten seines Pferdes genau beobachtet und kennt, kann auch beurteilen, wenn es sich abnormal verhält. / Symbolfoto: Archiv

An welchen Verhaltensweisen kann ich erkennen, wenn meinem Pferd etwas wehtut? Diese einfache Frage kann selbst versierte Pferdefreunde vor eine Herausforderung stellen. Eine amerikanische Tierärztin gibt sinnvolle Tipps dazu.


Pferde können uns leider nicht sagen, ob und wo genau ihnen etwas wehtut – doch es kommt noch schlimmer: Pferde sind als Fluchttiere sehr geschickt darin, Schmerzen gegenüber anderen zu verbergen, um keine Schwäche zu zeigen und sich so möglicherweise zum Angriffsziel von Raubtieren zu machen: Aus diesem Grund sind sie wahre Meister der Tarnung. All das macht es sogar für Experten und für enge Kontaktpersonen (Reiter, Besitzer, Pfleger etc.) mitunter schwer, Schmerzen bei einem Pferd verlässlich zu erkennen – und in der Folge weitere Untersuchungen oder Behandlungen einzuleiten.

Einige einfache und praktische Tipps dazu hat die Tierärztin Nancy Diehl der Plattform TheHorse.com verraten – und greift dabei auf ihre reichhaltige Erfahrung – nicht nur als Pferdetierärztin, sondern auch auch als langjährige Reiterin und Besitzerin von Pferden – zurück. Das Wichtigste bei der Beurteilung, ob ein Pferd Schmerzen leidet, sei zu wissen, wie sein normales Verhalten aussieht, und zwar in zweifacher Hinsicht: Was ist für jedes Pferd normal – und was ist für dieses einzelne, individuelle Pferd normal? Dr. Nancy Diehl: „Sie werden nie wissen, was abnormal ist, wenn Sie nicht wissen, was normal ist.“ Zum Beispiel: Wann und wie oft legt sich Ihr Pferd hin? Wie benimmt sich Ihr Pferd normalerweise gegenüber anderen Pferden in seiner Gruppe? Kommt Ihr Pferd auf sie zu, um Sie zu begrüßen? Frisst es sein Futter immer sofort auf? Wie sieht seine normale Ruhehaltung aus? Wie sind seine üblichen Gesichtsausdrücke?

Auch aus ihrer Erfahrung mit den eigenen Pferden berichtet Nancy Diehl: „Ich habe eine Herde von elf Shetland-Ponys und verbringe regelmäßig Zeit damit, sie zu beobachten. Ich kenne ihre Ruhemuster, daher konnte ich sehen, dass ein Pony sich etwas mehr hingelegt hat als normal – und so eine frühe Hufrehe erkennen, noch bevor das Pony tatsächlich lahm ging. Ich weiß, welche Ponys eher unterwürfig sind und sich bei der Fütterung etwas zurückhalten, sodass ich unterscheiden kann, welches keinen guten Appetit hat und welches nur die Herdendynamik einschätzt, bevor es sich für einen Heuhaufen entscheidet. Einmal hielt eine Stute ihren Kopf nur in einem etwas anderen Winkel, was mir seltsam vorkam; bei einer genaueren Untersuchung stellte ich fest, dass sie schmerzhafte, vergrößerte Lymphknoten hatte.“ Dass sie dies nur könne, weil sie ausgebildete Tierärztin ist, stellte sie kategorisch in Abrede – und meinte nur bescheiden: „Meine Fähigkeiten sind alles andere als außergewöhnlich. Ich bemühe mich nur, mit einem kritischen Blick zu beobachten – und das kann jeder lernen.“

Ein besonders heikles Kapitel seien Schmerzen im Zusammenhang mit Lahmheit, so Nancy Diehl weiter – selbst für Fachleute sei es oft schwierig, solche Schmerz-Signale verlässlich zu erkennen. Doch auch hier gebe es Hinweise, die man jedenfalls ernst nehmen sollte:. „Das typische ,Kopf-Nicken’ während der Bewegung ist wahrscheinlich das zuverlässigste und beständigste Zeichen dafür, dass ein Pferd lahm ist.“ Subtilere Anzeichen können jedoch nur mit einer Veränderung des Elans in Verbindung gebracht werden, mit dem das Pferd sich bewegt – das Pferd bewegt sich dann etwas verhaltener, gleichsam schaumgebremst und mit weniger Energie. Ein anderer Indikator könne es sein, wie schnell das Pferd in einer Trainingseinheit ermüdet. Besonders hilfreich ist es, jemanden zu haben, der mit ihrem Pferd an der Hand trabt. Nancy Diehl: „Auf diese Weise können Sie erkennen bzw. lernen, was für ein Bewegungsmuster ihr Pferd normalerweise hat: Ist es zum Beispiel im Bewegungsablauf vorne etwas abgehackt, schwingt es vorne weit aus oder überkreuzt es hinten?“

Und noch einen sinnvollen Tipp hält sie parat: „Eines der wichtigsten Dinge, die Sie tun können, um Schmerzen zu beurteilen, ist zu lernen, die Herzfrequenz Ihres Pferdes zu messen – entweder mit einem Stethoskop oder mit dem Fühlen des Pulses. Ich habe in der Praxis gelernt, dass Herzfrequenzen selten lügen. Eine hohe Herzfrequenz, obwohl sie medizinisch vieles bedeuten kann, wird oft mit Schmerzen in Verbindung gebracht. Sie kann helfen, zwischen einer milderen Kolik bei einem Pferd mit dramatischem Verhalten und einer schwereren Kolik bei einem ruhigen Pferd zu unterscheiden“, so Nancy Diehl.

Ihr abschließender Ratschlag: „Es ist immer gut, das Verhalten seines Pferdes genau zu beobachten. Nichts kann die gute Beobachtungsfähigkeit eines Besitzers oder Pflegers ersetzen, um Veränderungen im Verhalten eines Pferdes, die manchmal sehr fein und subtil sein können, zu erkennen und richtig einzuschätzen. Machen sie sich ein möglichst umfassendes Bild des normalen Verhaltens Ihres Pferdes – im Stall, auf der Weide und bei der Arbeit.“

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