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Mit Raupen gegen das Jakobskreuzkraut – auch Pferdehalter könnten profitieren
03.08.2017 / News

Die gefräßigen Raupen des Blutbär-Schmetterlings sollen die Ausbreitung des giftigen Jakobskreuzkrauts eindämmen.
Die gefräßigen Raupen des Blutbär-Schmetterlings sollen die Ausbreitung des giftigen Jakobskreuzkrauts eindämmen. / Foto: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

Ein Forschungsprojekt der Universität Kiel und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein lässt Pferdehalter hoffen: Mit den Raupen des Blutbär-Schmetterlings soll die Ausbreitung des für Pferde giftigen Jakobskreuzkrauts eingedämmt werden.


In der Biologie nennt man sie Antagonisten, also natürliche Feinde – und ihr Aussehen erinnert an die Tigerente des bekannten Autors Janosch: Die Raupen des Blutbär-Schmetterlings (Tyria jacobaeae) sind orange-schwarz geringelt, aber nur wenige Zentimeter groß. Ihre Besonderheit: Sie ernähren sich ausschließlich vom Jakobskreuzkraut (JKK). Zunächst knabbern sie an den Blütenkörbchen; sind die abgefressen, geht es mit den grünen Blättern weiter, bis schlussendlich nur noch der Pflanzenstrunk stehen bleibt. Dieses einseitige Fraßverhalten der kleinen Raupen macht der heimischen Wildpflanze so sehr zu schaffen, dass die meisten betroffenen Pflanzen kein zweites Mal austreiben, sondern absterben oder zumindest nicht mehr zur Aussamung gelangen.

Für Pferde besonders gefährlich
Das Jakobskreuzkraut ist bei Landwirten und Pferdehaltern gefürchtet und hat sich in den vergangenen Jahren in mehreren deutschen Bundesländern und teilweise auch in Österreich stark verbreitet. Die Pflanze ist giftig und verursacht Leberschäden. Die jüngsten Pflanzen und die gelben Blüten sind am giftigsten. Pferde und Rinder reagieren auf das Kraut empfindlicher als Schafe und Ziegen. Besonders gefährlich für die Tiere ist die Zeit vor der Blüte, denn die jungen, besonders giftstoffreichen Blätter werden auf der Weide gefressen. Sobald die Pflanzen blühen, dann ist die Pflanze etwa einen Meter groß und hat gelbe, margeritenartige Blüten, rühren die Tiere sie nicht mehr an. Wenn die Blüten Samen bilden, weil die Weide nicht gemäht wird, ist die Ausbreitung im kommenden Jahr vorprogrammiert. Eine Gefahr stellt das Jakobskreuzkraut auch dann dar, wenn es in Silage oder Heu gelangt und auf diesem Weg von den Pferden aufgenommen wird: Die Bitterstoffe verflüchtigen sich nämlich rasch, die giftigen Alkaloide werden aber kaum abgebaut – insbesondere nicht bei Heu.

Forschungsprojekt von Uni Kiel und Stiftung Naturschutz SH
Wie nachhaltig die Raupen das Jakobskreuzkraut auch hierzulande schädigen können, wird jetzt von der Biologin Kathrin Schwarz im Rahmen des Projektes „Regulierung von Massenvorkommen des Jakobskreuzkrautes (Senecio jacobaea L.) durch natürliche Antagonisten“ untersucht. Bisher liegen Erfahrungen zum Erfolg sogenannter natürlicher Antagonisten (Gegenspieler) des Jakobskreuzkrautes vorwiegend aus Ländern vor, in denen die gelbe Wildpflanze und deren Gegenspieler nicht heimisch sind, wie beispielsweise Nordamerika, Australien und Neuseeland.  Hierzulande erscheint der gezielte Einsatz der Raupen insbesondere auf Flächen sinnvoll, die aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht oder nur schwer mit landwirtschaftlichem Gerät befahrbar sind. In den vergangenen 12 Monaten hat die Doktorandin dafür gesorgt, dass in diesen Tagen nach und nach 2.750 Raupen an zehn verschiedenen Standorten im ganzen Land ausgesetzt werden. Bei den Standorten handelt es sich um ausgewählte Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, auf denen es Massenbestände von Jakobskreuzkraut gibt. Im zweiten Projektlaufjahr, also 2018, kommt zu den Blutbär-Raupen (Tyria jacobaeae) noch ein weiterer natürlicher Gegenspieler des Jakobskreuzkrauts hinzu: der Flohkäfer (Longitarsus jacobaeae), der ebenfalls ausschließlich JKK auf seinem Speiseplan hat. Allerdings schädigt dieser natürliche Feind die heimische Wildpflanze vor allem unterirdisch, wo seine Larven  in und von den Wurzeln des Kreuzkrautes leben. Die Kombination aus beiden Fraßfeinden könnte – wie im Ausland bereits beobachtet – auch hierzulande effektiv zur Eindämmung des Jakobskreuzkrautes beitragen.

Kathrin Schwarz, Doktorandin der Abteilung Landschaftsökologie, Institut für Natur- und Ressourcenschutz der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, führt das Projekt durch; Projektleiter ist Dr. John Herrmann. Fachlich begleitet wird das Projekt von Dr. Aiko Huckauf, Leiter des JKK-Kompetenzzentrums der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

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