News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Islandpferd mit Wildschwein verwechselt: Kritik an Jäger und Jagdgesetz
07.10.2017 / News

Der 65-jährige Jäger hatte in der Abenddämmerung das Islandpferd irrtümlich für ein Wildschwein gehalten und erschossen ...
Der 65-jährige Jäger hatte in der Abenddämmerung das Islandpferd irrtümlich für ein Wildschwein gehalten und erschossen ... / Symbolfoto: Irene Gams

Ein Jäger hat im niedersächsischen Walsrode ein Islandpferd mit einem Wildschwein verwechselt und erschossen. Der Stallbesitzer übt nun heftige Kritik am Jäger – und fordert eine Änderung des Jagdgesetzes.

 

Der Vorfall sorgte in Niedersachsen für einige Aufregung: Am vergangenen Sonntag (1. Oktober) erschoss ein Jäger in den Abendstunden ein Islandpferd auf einer Weide in Walsrode im Landkreis Heidekreis. Wie die Polizei mitteilte, hatte der 65-jährige Mann von seinem Hochsitz aus auf das dunkelbraune Tier geschossen, weil er es im hochgewachsenen Gras irrtümlich für ein Wildschwein gehalten hatte. Der Mann besitzt eine gültige Jagdberechtigung, wurde jedoch wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz angezeigt.

Dem betroffenen Gestütsbesitzer Anoush Bargh geht das jedoch nicht weit genug. Er übte dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) heftige Kritik an dem Jäger, der nach Barghs Meinung fahrlässig gehandelt habe: „Warum schießt der Mann auf die Weide, wo sich wissentlich Pferde befinden? Warum schießt er bei Dunkelheit? Warum schießt er in ein Gebiet mit hohem Schilfanteil und schlechter Einsicht? Warum schießt er aus einer Distanz von 182 Metern?" Ein Jäger unterliege der sogenannten Verkehrssicherungspflicht, das heißt, dass er für jegliche Schussabgabe verantwortlich sei und auch für die Schäden unbeteiligter Dritter haftbar gemacht werden könne.

Doch Bargh fordert nicht nur härtere Sanktionen für den betroffenen Jäger, sondern auch politische Konsequenzen: Das Jagdgesetz müsse geändert, die Kontrollen bei der Verlängerung des Jagdscheins sollten verschärft werden. Konkret verlangt er einen verbindlichen Sehtest beim Augenarzt, denn es kann buchstäblich lebenswichtig sein, dass der Schütze über eine gute Sehfähigkeit verfügt – und die Sehkraft könne vor allem bei fortgeschrittenem Alter schwinden.

Ein Sprecher der Landesjägerschaft hat diese Forderung mittlerweile zurückgewiesen – doch auf politischer Ebene gibt es durchaus Sympathien für Barghs Ansinnen: Tatsächlich wollte die rot-grüne Landesregierung im Rahmen einer Novelle zum Jagdgesetz einen verbindlichen Schießnachweis einführen – Jäger hätten dann jährlich auf dem Schießstand üben müssen, auch um solche Unfälle zu vermeiden. Doch aufgrund der vorgezogenen Neuwahlen kam kein Beschluss mehr zustande.

Die Grünen wären weiter für die Gesetzesänderung, wie Minister Christian Meyer von den Grünen bestätigte: „Vorfälle wie dieser zeigen, dass jährliche Schießübungen für Jäger, wie von der Landesregierung geplant, dringend nötig sind. Wir werden das Vorhaben in der nächsten Legislaturperiode umsetzen.“

Ob es tatsächlich dazu kommt, liegt jedoch in der Hand des Wählers: Am 15. Oktober stehen in Niedersachsen die nächsten Landtagswahlen bevor – und es ist nach derzeitigem Stand höchst ungewiss, ob es für eine rot-rot-grüne Mehrheit reicht. Die Regierung von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte Anfang August durch den überraschenden Wechsel der Abgeordneten Elke Testen von den Grünen zur CDU ihre Mehrheit im Landtag verloren – die Abgeordneten machten daraufhin den Weg für vorgezogenen Neuwahlen frei.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
1) HoPaReiter: Schießübungen?! Schwachsinn!
Getroffen hat er ja offensichtlich ... ich würde bei den Jägern eher periodische unabhängige psychologische Gutachten und alkotests empfehlen! Und eine Ethik-kommission.
Die hehren Leistungen des vernunftbegabten Teils der Jägerschaft (ja es gibt ihn) sollten nicht durch solche zweifelhaften Subjekte in Frage gestellt werden können!
Samstag, 7. Oktober 2017
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen