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Ipsos-Studie: Deutschlands ReiterInnen werden älter und verzichten immer öfter aufs Reiten
05.11.2020 / News

Immer öfter steht für Deutschlands Pferdefreunde der Umgang und die Beziehung zum Pferd im Mittelpunkt – und weniger das Reiten.
Immer öfter steht für Deutschlands Pferdefreunde der Umgang und die Beziehung zum Pferd im Mittelpunkt – und weniger das Reiten. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat zum zweiten Mal nach 2001 eine Marktanalyse zum Pferdesport in Deutschland durchführen lassen – mit vielen spannenden Ergebnissen: So ist das Durchschnittsalter der aktiven ReiterInnen deutlich angestiegen, und die Beschäftigung mit dem Pferd ohne zu reiten wird immer beliebter.

 


Zum zweiten Mal nach 2001 hat die FN das renommierte Marktforschungsunternehmens Ipsos beauftragt, eine umfassende Marktanalyse zum Thema Pferdesport in Deutschland durchzuführen. „Angesichts einer sich ständig ändernden Welt und sich verändernder gesellschaftlicher Werte ist es immens wichtig, Trends rechtzeitig zu erkennen, um besser planen zu können“, so FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. Und tatsächlich zeigen die Ergebnisse, dass Deutschlands Pferdeszene in einem tiefgreifenden, gravierenden Wandel steckt, wie sich an vielen Daten und Fakten zeigt.

Die wichtigste gute Nachricht: Pferde haben nach wie vor großen Stellenwert in der deutschen Gesellschaft: Über 11,2 Millionen Menschen über 14 Jahre interessieren sich für Pferdesport und Pferdezucht. 2,3 Millionen bezeichnen sich als Reiter (dieser Begriff umfasst immer auch Fahrer, Voltigierer und alle Personen, die sich in irgendeiner Weise aktiv mit dem Pferd beschäftigen, z.B. auch in Form von Bodenarbeit, Anm.). Die aktuelle Studie unterscheidet bei den Pferdeinteressierten zwischen rein passiv Interessierten (2,96 Mio.), Ehemaligen mit und ohne Wiedereinstiegswahrscheinlichkeit (5,78 Mio.), potenziellen (0,21 Mio.), gelegentlichen (1,48 Mio.) und aktiven Pferdesportlern. Die Aktiven werden nochmals in organisierte Reiter (0,35 Mio.) und nicht im Verein organisierte Reiter (0,49 Mio.) unterteilt, wobei sich die Befragten selbst den Gruppen zugeordnet haben. „Die Zahlen zeigen, dass sich der Pferdesport in Deutschland nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreut und eine große Zahl an Menschen Pferdesport in all seinen Facetten betreiben. Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass es verschiedentlich Rückgange gibt. Teilweise haben wir dafür eine Erklärung, beispielsweise die zunehmende Verstädterung, die Individualisierung und ein deutlich verändertes Freizeitverhalten, manches muss noch genauer analysiert werden“, so Lauterbach.

Der typische Reiter ist eine Reiterin
Laut aktueller Studie ist der typische aktive Reiter eine Reiterin, 38 Jahre alt, gut ausgebildet, voll berufstätig und verfügt über ein überdurchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen. Sie lebt überwiegend in Orten unter 100.000 Einwohnern und selten in Großstädten. „Dies sind im Wesentlichen keine neuen Erkenntnisse. Auffällig ist nur die Altersstruktur. Zwar sind die Aktiven im Vergleich zur Gesamtbevölkerung im Durchschnitt jünger, dennoch macht sich im Sport ein Alterungsprozess bemerkbar. Der demografische Wandel macht auch vor uns nicht Halt. Der Nachwuchs fehlt oder kommt erst gar nicht an“, sagt Lauterbach. Machte 2001 die Gruppe der 14- bis 19-Jährigen noch 36 Prozent der aktiven organisierten Reiter aus, sind es heute nur noch 26 Prozent. Dafür ist Anteil der über 40-Jährigen von 24 Prozent auf 37 Prozent gestiegen. Bei den aktiven nicht-organisierten Reitern sieht es ähnlich aus, die gelegentlichen Reiter sind im Durchschnitt sogar noch etwas älter.

Rund 1,25 Millionen Reitpferde in Deutschland
Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung im Alter ab 14 Jahren ergibt sich aus der Studie eine Anzahl von knapp 600.000 Haushalten, die über mindestens ein Pferd verfügen, und von zirka 920.000 Haushalten mit mindestens einer Reitbeteiligung. Die Anzahl der Pferde im Privatbesitz beträgt zirka 1,25 Millionen, von denen der größte Teil in Pensionsbetrieben/ Reitanlagen untergebracht ist. Zirka ein Drittel der Pferde wird zu Hause oder bei Verwandten/Bekannten gehalten.

Beschäftigung mit dem Pferd ohne zu reiten wird immer wichtiger
Als Hauptgrund für die Beschäftigung mit dem Pferd nennen die meisten Reiter die enge Beziehung zum Pferd und die Naturverbundenheit. Und auch die potenziellen Reiter lockt an erster Stelle der Kontakt zum Pferd. „Emotionalität spielt für die meisten eine größere Rolle als Leistung und Wettkampf“, stellt Lauterbach fest. 76 Prozent der aktiven organisierten Reiter geben an, eher freizeitsportlich unterwegs zu sein, nur 24 Prozent sind turniersportlich orientiert. 2001 waren es noch 32 Prozent. „Der Turniersport hat nach wie vor ein großes Potenzial, ist aber kein Selbstläufer mehr“, so Lauterbach.

Unabhängig davon stehen für 66 Prozent der aktiven organisierten Reiter die klassischen Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit an erster Stelle, gefolgt von Ausreiten (48 %), bei den aktiven nicht-organisierten und gelegentlichen Reitern ist es umgekehrt. Ebenfalls hoch im Kurs: Die Beschäftigung mit dem Pferd ohne zu reiten. Bei allen drei Gruppen steht dies an dritter Stelle, bei den aktiven Nicht-Organisierten sind es 45 Prozent, bei den aktiven organisierten Reitern 28 Prozent, die sich auf diese Weise mit dem Pferd befassen. „Diesen Trend beobachten wir schon länger, dass es immer mehr Menschen gibt, die gar nicht reiten, sondern lieber mit dem Pferd spazieren gehen oder Bodenarbeit machen“, sagt Soenke Lauterbach. „Darauf müssen wir unsere Angebote noch mehr ausrichten.“

Zufriedenheit mit dem Verein
Prinzipiell stehen die Vereine bei den Mitgliedern gut da. Rund 70 Prozent der aktiven organisierten Reiter sind mit ihrem Verein zufrieden, Verbesserungswünsche gibt es nur wenige, allenfalls in Einzelfällen. Männer (75 %) sind dabei zufriedener als Frauen (67 %), die Jüngeren, 14- bis 19-Jährigen, mehr als die Älteren, und Reiter mit freizeitsportlicher Orientierung (73 %) mehr als Turnierreiter (55 %). Als erstrangige Aufgabe des Vereins wird die Nachwuchsförderung gesehen, darüber hinaus spielt das gesellige Miteinander eine besondere Rolle für die Zufriedenheit. Rund ein Viertel der aktiven organisierten Reiter gibt an, sich ehrenamtlich im Verein zu engagieren.

Bekanntheit FN
Zirka 82 Prozent der aktiven Reiter ist die Deutsche Reiterliche Vereinigung ein Begriff. Was sie genau tut, ist allerdings deutlich weniger Reitern bekannt. Die meisten wissen, dass die FN Pferdepässe ausstellt, den Turniersport regelt und entsprechende Unterlagen herausgibt sowie Seminare veranstaltet. Die übrigen Aufgabenbereiche sind weniger bekannt. Je intensiver der Kontakt, desto positiver fällt die Beurteilung der Reiter aus. Als Auslöser für Zufriedenheit mit der FN hat die Studie eine gute Informationspolitik und die Vertretung der jeweiligen Interessen ermittelt. „Darin liegt für uns die besondere Herausforderung, einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen unserer Mitglieder herzustellen und dies auch entsprechend zu kommunizieren“, sagt Soenke Lauterbach.

Zur IPSOS-Studie 2019
Die Marktforschung erfolgte mit Hilfe verschiedener Methoden – Onlinebefragung und persönliche Interviews. Dabei wurden Größe und Struktur der verschiedenen Pferdesportlergruppen innerhalb Deutschlands ermittelt, aber auch die besonderen Merkmale von Pferdesportlern sowie die Häufigkeit, mit der Pferdesport betrieben wird. Ferner ging es um die Zahl der Pferde in Deutschland und deren Haltung und Ausbildung sowie das Verhältnis der Pferdesportler zu Vereinen und Verbänden, insbesondere zur Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) selbst.

Alle Ergebnisse der Ipsos-Marktanalyse kann man unter diesem Link nachlesen!

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