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Tiefe der Einstreu und nächtliche Beleuchtung beeinflussen Pferdeschlaf
08.11.2020 / News

Wie man sich bettet, so schläft man – das gilt auch für Pferde, wie die aktuelle Untersuchung zeigt.
Wie man sich bettet, so schläft man – das gilt auch für Pferde, wie die aktuelle Untersuchung zeigt. / Symbolfoto: Archiv

Das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Pferden werden nicht zuletzt auch von ihrem Schlafverhalten beeinflusst. Eine neue Studie zeigt, dass neben anderen Faktoren auch die Tiefe der Einstreu sowie die nächtliche Beleuchtung Auswirkungen auf das Schlafmuster von Pferden haben.

 

In den letzten Jahren ist der Schlaf des Pferdes zunehmend in den wissenschaftlichen Focus gerückt. Ebenso wie beim Menschen ist auch für Pferde ein ausreichender und erholsamer Schlaf lebenswichtig und von entscheidendem Einfluss auf Leistung und Wohlbefinden. Wie bereits frühere Untersuchungen gezeigt haben, sind für einen guten, tiefen Pferdeschlaf viele Faktoren von Bedeutung: Neben der Art und Beschaffenheit des Untergrunds – Pferde bevorzugen einen trockenen und verformbaren Untergrund – ist auch die Größe der zur Verfügung stehenden Liegefläche ein wichtiger Einflussfaktor, ebenso die Position in der Rangordnung der Gruppe.

Diesen Faktoren hat die Wissenschaftlerin Daniela Amiouny nun im Rahmen eines Forschungsprojekts zwei weitere hinzugefügt. Im Rahmen ihrer Studie „The effects of night light and bedding depth on equine sleep and memory consolidation“ untersuchte sie die Auswirkung der Einstreutiefe und der nächtlichen Beleuchtung auf das Schlafmuster von Pferden. In einem weiteren Schritt wurde analysiert, ob sich daraus auch Konsequenzen auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Pferde ableiten ließen.

In der Studie wurde der Einfluss von zwei unterschiedlichen Stroh-Einstreu-Tiefen (15 cm vs. 5 cm) und zwei unterschiedlich hellen Nachtbeleuchtungen (hohe Helligkeit von 180 Lux vs. niedrige Helligkeit von 2 Lux) auf das Schlafverhalten von zehn Schulpferden (4 Stuten, 6 Wallache) verschiedener Rassen untersucht. Zusätzlich wurde die Leistung von Pferden in einem gedächtnisbasierten, räumlichen Aufmerksamkeitstests bewertet, einmal nach dem Schlafen bei flacher Einstreu (5 cm) und starker Nachtbeleuchtung (180 Lux) und das andere Mal bei tiefer Einstreu (15 cm) mit schwacher Nachtbeleuchtung (2 Lux).

Die Pferde wurden in zwei Fünfergruppen aufgeteilt, wobei das Schlafmuster aller Pferde rund um die Uhr aufgezeichnet wurde. Im Verlauf des Experiments wurde jede Gruppe eine Woche lang den vier unterschiedlichen Schlafbedingungen ausgesetzt. Es wurde angenommen, dass die Pferde dann in einem tiefen Schlaf waren, wenn sie entweder in vollständiger Seitenlage oder in Bauch-Brust-Lage ruhten, wobei ihre Schnauze den Boden berührte. Ein leichter Schlaf wurde angenommen, wenn Pferde zwar in Bauch-Brust-Position lagen, ihre Schnauze aber keinen Kontakt zum Boden hatte – oder wenn sie in einer starren, unbeweglichen Haltung mit gesenktem Kopf und Hals standen. Der Test zur Überprüfung der Gedächtnisleistung der Pferden wurde in einer Halle durchgeführt. Dabei mussten die Pferde einen Futtereimer finden bzw. sich an dessen Position erinnern, der zwar stets in derselben Ecke der Arena positioniert wurde, wobei aber sowohl visuelle Hinweise auf die Position des Eimers als auch der Eingangspunkt für Pferde in die Halle während des Tests geändert wurden.

Die Auswertung zeigte, dass ein erhöhter Anteil an leichtem Schlaf im Stehen und eine verringerte Menge an tiefem Schlaf in Seitenlage beobachtet wurde, wenn die Pferde auf flacher Einstreu (5 cm) schliefen: Pferde legen sich viel öfter zum tiefen, erholsamen Schlafen hin, wenn die Einstreu-Tiefe größer ist. Auch helle Beleuchtung in der Nacht reduzierte die Schlafdauer in einer tiefen Bauch-Brust-Lage.  Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine nicht ausreichende Tiefe der Einstreu das Schlafmuster von Pferden und möglicherweise deren Bequemlichkeit und Wohlbefinden beeinflussen kann – und zwar offenkundig in negativer Hinsicht. Dies ist auch die erste Studie, die den Einfluss der nächtlichen Beleuchtung auf das Schlafmuster von Pferden belegt.

Interessanterweise wurde die Gedächtnisleistung der Pferde beim Aufmerksamkeitstest nicht wesentlich von den Schlafbedingungen beeinflusst. „Dies könnte daran liegen, dass die Schlafentzugsperioden der Studie nicht so lang ausgefallen sind – oder dass die tatsächliche Schlafqualität möglicherweise nicht beeinträchtigt wurde", so Daniela Amiouny genüber dem Portal Horsetalk.co.nz. „Insgesamt denke ich, dass die Studie zeigt, dass es oftmals kleine Dinge sind, die Pferdebesitzer und -betreuer verändern können, um einen großen Unterschied für das Wohlbefinden von Pferden zu bewirken."

Die Studie „The effects of night light and bedding depth on equine sleep and memory consolidation“ von Daniela Amiouny wurde gemeinsam mit einer Arbeit von Victoria O’Hara mit dem ,Equine Thesis of the Year Award’ der British Equestrian Trade Association (BETA) 2020 ausgezeichnet.

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