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München verbietet Ponyreiten auf Volksfesten ab 2024
08.06.2021 / News

Für Tierschützer ist die Abschaffung der Ponykarussells in München ab 2024 ein großer Erfolg.
Für Tierschützer ist die Abschaffung der Ponykarussells in München ab 2024 ein großer Erfolg. / Symbolfoto: PETA Deutschland

Der Münchner Stadtrat hat mehrheitlich ein Verbot von Ponykarussells auf Volksfesten und Brauchtumsveranstaltungen ab dem Jahr 2024 beschlossen. Betroffen ist auch das weltberühmte Oktoberfest. Tierschützer sprechen von einem „großen Durchbruch".


Der Entscheidung des Münchner Stadtrats im Mai waren jahrelang Diskussionen vorangegangen – bereits im Jahr 2016 hatte es zu diesem Thema eine intensive öffentliche Debatte gegeben, die entscheidende Abstimmung im Stadtrat endete jedoch mit einem Patt mit zehn gegen zehn Stimmen, das von der SPD geforderte Verbot hatte somit keine Mehrheit erhalten, die Ponys durften bleiben.

Nun aber hat es geklappt, wie mehrere Münchner Medien berichteten: Ab dem Jahr 2024 an sind auf städtischen Flächen in München keine Manege-Ausritte für Kinder mehr gestattet, die lange Tradition der Ponykarussells geht damit zu Ende. Der entsprechende Antrag fand im Stadtrat eine Mehrheit, bestehend aus Grünen, SPD und der Linken, während sich die Vertreter von CSU, FDP und Freien Wählern dagegen aussprachen.

Vor allem die Grünen hatten sich für das Verbot eingesetzt. Für Stadträtin Julia Post von den Grünen sei die Abschaffung des Ponyreitens „praktizierter Tierschutz und Abschied von einem antiquierten Bild von Tieren als Konsumgüter". Das stundenlange, nicht artgerechte Im-Kreis-Laufen würde den Tiere langfristig gesundheitlich schaden, zudem würden die Tiere unter dem Lärm und dem Trubel auf dem Oktoberfest und der Auer Dult leiden, so Post.

Das sahen nicht alle so: Die CSU kritisierte die Entscheidung scharf: Es habe in der Vergangenheit engmaschige Kontrollen des Veterinäramts gegeben, das stets wenig zu beanstanden hatte, so Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner von der CSU. Zudem sei das Ponyreiten für viele Stadtkinder eine der wenigen Möglichkeiten, direkten Kontakt zu Tieren zu haben. Außerdem würde man mit dem Verbot die Existenzen der Betreiber des Ponyreitens zerstören.

Das Ponyreiten auf Volksfesten steht seit vielen Jahren im Fokus von Tierschützern und Tierrechtsaktivisten – und wird auch von vielen Experten zusehends kritischer beurteilt. So hat bereits im Jahr 2008 die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) Ponyreitbahnen unter Tierschutzgesichtspunkten durchaus kritisch beurteilt. Unter anderem heißt es darin: „Hervorgehoben werden muss zudem, dass den Kindern durch das stupide im Kreis laufen der Ponys ein Bild vom Pferd vermittelt wird, das aus der Sicht des ethischen Tierschutzes heute nicht mehr zeitgemäß ist."

Die Vereinigung hob in ihrer Beurteilung mehrere kritikwürdige Punkte derartiger Karussells hervor, etwa die Haltung und Fütterung der Pferde, den oftmals vernachlässigten regelmäßigen Handwechsel bei den Ponys, die Einhaltung regelmäßiger Pausen, die korrekte Ausrüstung sowie die Belastung der Pferde durch Lärm und Lichteffekte.

Dennoch sah die TVT angesichts der geltenden Gesetzeslage keine ausreichende rechtliche Handhabe, um derartige Ponykarusselle generell verbieten zu können. Wörtlich heißt es: „Tierschutzrechtlich gesehen gibt es derzeit keine Möglichkeit, Ponyreitbahnen generell zu verbieten. Nach § 11 Abs. 1 Nr. 3c unterliegen gewerbsmäßige (Pony)-Reitbetriebe der Erlaubnispflicht durch die zuständige Behörde. Die Gewerbsmäßigkeit ist gegeben, da das Reiten regelmäßig gegen Entgelt stattfindet. Die Erteilung der Erlaubnis ist an die Einhaltung, bzw. die Erfüllung verschiedener Bedingungen und Auflagen geknüpft, eine entsprechende Befristung ist vorgesehen. Werden die Voraussetzungen erfüllt, besteht ein Rechtsanspruch des Antragstellers auf die Erteilung der Erlaubnis."

Seither hat sich gewiss manches geändert – insbesondere auch das Bewusstsein vieler Bürger, Politiker eingeschlossen, hinsichtlich des Tierwohls. Tierschützer zeigen sich jedenfalls zufrieden mit dem nun erreichten Verbot: „Die Entscheidung, Ponykarussells in München in die Geschichtsbücher zu verbannen, hat große Symbolkraft. Auf dem Oktoberfest, dem größten Volksfest der Welt, darf man Ponys ab 2024 nicht mehr wie Maschinen stundenlang im Kreis laufen lassen", so Peter Höffken, Fachreferent bei der Organisation Peta. „Die Städte, die diese vermeintliche "Attraktion" noch erlauben, werden nun hoffentlich ebenfalls umdenken."

Eine Entscheidung mit Symbolkraft ist es allemal – die zweifellos auch andere Städte unter Zugzwang bringen wird.

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