News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Kolik-Behandlung: Rasche Hilfe erhöht Heilungschancen
02.10.2017 / News

Pferdebesitzern fällt es oft schwer, zwischen einem normalen, spielerischen Wälzen und einem krankhaften, schmerzgeplagten Wälzen eines Pferdes zu unterscheiden ...
Pferdebesitzern fällt es oft schwer, zwischen einem normalen, spielerischen Wälzen und einem krankhaften, schmerzgeplagten Wälzen eines Pferdes zu unterscheiden ... / Symbolfoto: Simone Aumair

Frühzeitige Erkennung und rasche Behandlung sind die Schlüsselfaktoren, um eine Kolikerkrankung erfolgreich zu meistern.

 

Zeit ist ein Schlüsselfaktor bei einer erfolgreichen Kolikbehandlung – darauf weist die Tierärztin Dr. Annette McCoy von der Veterinärmedizinischen Lehrklinik Urbana der Universität Illinois in einem Interview für das Online-Portal thehorse.com hin. Der Zeit-Faktor ist dabei in zweierlei Hinsicht relevant – nämlich erstens bei der möglichst frühzeitigen Erkennung und Beurteilung der Kolik-Symptome und zweitens bei der raschen Einleitung der richtigen Behandlungsmaßnahmen durch den Tierarzt.

Eine Kolik kann durch viele, z. T. sehr unterschiedliche Symptome angezeigt werden: leichte bzw. ausgeprägte Appetitlosigkeit bis hin zu vollständiger Futterverweigerung, Niederlegen, Festliegen, Wälzen, Umsehen nach dem Bauch, Scharren, Schwitzen, Unruhe, beschleunigte Atmung, häufiger Harnabsatz, Müdigkeit oder auch auffallend „ruhiges“ Verhalten und längeres Liegen. Kolikgeplagte Pferde können in schlimmen Fällen auch unnatürliche Stellungen (z. B. ,sägebockartige' Stellung) einnehmen oder sich sogar heftig zu Boden werfen.

Bei der Beurteilung der unterschiedlichen Symptome sind eine genaue Beobachtungsgabe und hippologische Fachkenntnis von großem Vorteil: Eine leichte, geringgradige Kolik ist häufig am geänderten Fressverhalten erkennbar (Pferd isst nicht oder auffallend wenig, sucht bzw. pickt beim Futter herum etc.), ebenso daran, dass das Pferd Richtung Bauchraum tritt bzw. sich nach dem Bauch umsieht oder sich ungewöhnlich häufig hinlegt. Bei einer mittelgradigen Kolik können das Nach-dem-Bauch-Treten und das Wälzen auch heftiger ausfallen.

Das Wälzen ist ein Symptom, das besonders genaue Beachtung verdient, so Dr. McCoy: „Weil sich Pferde durchaus auch zum Spaß oder zur Fellpflege wälzen, haben Pferdebesitzer mitunter Probleme, zwischen einem spielerischen, normalen Wälzen und einem krankhaften, schmerzvollen Wälzen zu unterscheiden." Ein paar einfache Tipps können helfen, so Dr. McCoy weiter: „Pferde, die sich zum Spaß wälzen, rollen einmal oder zweimal hin und her, stehen dann auf, schütteln sich und gehen dann wieder ihren normalen Aktivitäten nach. Wenn sich Pferde aufgrund von Schmerzen wälzen, bleiben sie oft liegen, rollen immer wieder hin und hier – und wenn sie aufstehen, schütteln sie sich nicht, sondern stehen still mit einem dumpfen, depressiven Ausdruck."

Pferde mit sehr intensiven, hochgradigen Kolik-Symptomen werden sich oft in besonders aggressiver, fast panikartiger Manier wälzen oder austreten – ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit oder die anderer Personen oder Tiere um sie herum. Oft kommt es bei diesem wilden Um-sich-Schlagen zu Hautabschürfungen oder anderen Verletzungen. Ein Pferd, das ein solches Verhalten zeigt, ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein medizinischer Notfall und muss umgehend von einem Tierarzt untersucht werden.

Vom Schweregrad der Symptome hängt auch ab, wie sich der Pferdebesitzer unmittelbar verhalten soll, so Dr. McCoy: „Wenn das Pferd keine heftigen Symptome zeigt, sollte man in jedem Fall das Umfeld genau betrachten: Hat das Pferd gemistet? Wie sieht der Mist aus? Hat das Pferd getrunken? Falls das Pferd nur sehr leichte Symptome zeigt, sollte man es leicht bewegen, etwa an der Hand führen. Viele Pferdebesitzer mit Erfahrung werden dem Pferd einmalig ein leichtes Schmerzmittel geben."

Doch diese Medikation sollte stets mit Bedacht und Umsicht erfolgen: Wenn sich die Symptome danach nicht besser oder sich möglicherweise sogar noch verschlechtern, ist umgehend der Tierarzt zu verständigen. Ein Pferd, das mittelgradige oder schwere Anzeichen einer Kolik zeigt, sollte raschestmöglich von einem Tierarzt angesehen bzw. untersucht werden, so Dr. McCoy weiter: „Man sollte nicht zu lange warten, bis man einen Tierarzt kontaktiert. Viele leichte Fälle, die eigentlich medikamentös behandelt werden können, landen schließlich auf dem OP-Tisch, weil man zu lange zugewartet hat."

Warum Pferde an einer Kolik erkranken – das ist, so Dr. McCoy, „die Millionen-Frage. Wir können nicht in allen Fällen eine genaue Ursache erkennen – aber wir können zumindest gewisse Risikofaktoren eingrenzen." Diese hängen in vielen Fällen mit Veränderungen der Tagesroutine zusammen – diese können den Pferde-Organismus stören und Koliken begünstigen. Diese Veränderungen können etwa durch Transporte, einen eingeschränkten Zugang zu Wasser, eine Veränderung der Futterquelle oder Futterzusammensetzung und sogar durch wechselndes Wetter verursacht werden.

Aus diesem Grund sollten Veränderungen oder Umstellungen in der Tagesroutine eines Pferdes immer nur möglichst behutsam und schrittweise durchgeführt werden: „Es gibt vieles, was wir über die Entstehung von Koliken noch immer nicht wissen, aber wir können zumindest deren Symptome erkennen und das Pferd entsprechend behandeln", so Dr. Annette McCoy. Das führe in der weitaus überwiegenden Anzahl der Kolik-Fälle zu einer guten Prognose: „75 % aller Kolikfälle in der Praxis sind medikamentös gut behandelbar. Mit einer raschen und angemessenen ärztlichen Behandlungen sind die Genesungs-Chancen von Kolik-Pferden mittlerweile recht gut.

Dr. McCoy empfiehlt ausdrücklich die ,REACT-Richtlinien' zur Kolik-Erkennung der Universität von Nottingham (siehe unseren Artikel dazu) sowie den ,Colic Risk Rater' – einen Online-Fragebogen der Universität Guelph, bei dem Pferdebesitzer insgesamt 31 Fragen in 10 Kategorien beantworten und damit das Kolik-Risiko von Pferden besser abschätzen können. Eine zweifellos gute Sache – leider bis auf weiteres nur in englischer Sprache verfügbar ...

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...

Weitere Artikel zu diesem Thema:

15.10.2016 - Was hilft Pferden mit Sandkolik?02.09.2016 - Gib der Kolik keine Chance – REACT!16.10.2015 - Fünf Faktoren, die auf eine schwere Kolik hinweisen11.05.2015 - Kolik-Symptome erkennen und richtig reagieren: 12 wichtige Fragen
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen