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Fünfkampf-Weltverband bestätigt: Reiten wird durch andere Disziplin ersetzt
04.11.2021 / News

Der Eklat um die in Tokyo disqualifizierte Fünfkämpferin Annika Schleu hat – auch wenn die UIPM einen direkten Zusammenhang bestreitet – die Entscheidung für eine Streichung der Teildisziplin Reiten beschleunigt.
Der Eklat um die in Tokyo disqualifizierte Fünfkämpferin Annika Schleu hat – auch wenn die UIPM einen direkten Zusammenhang bestreitet – die Entscheidung für eine Streichung der Teildisziplin Reiten beschleunigt. / Symbolfoto: Archiv/Youtube-Video

Der internationale Dachverband für den Modernen Fünfkampf UIPM (Union Internationale de Pentathlon Moderne) hat heute offiziell bestätigt, dass Reiten künftig durch eine andere Disziplin ersetzt werden soll – das neue Format soll erstmals bei der Olympiade 2028 angewendet werden, in Paris 2024 werden damit zum letzten Mal Pferde Teil des olympischen Fünfkampfs sein.


Einschlägige Gerüchte kursierten seit Tagen in den Medien – nun ist es auch offiziell: Reiten wird künftig kein Teil des Modernen Fünfkampfs mehr sein. Wie die UIPM heute im Rahmen einer Aussendung bestätigt hat, wurde ein umfassender Diskussions- und Konsultationsprozess eingeleitet, um einen geeigneten Ersatz für das Reiten im Modernen Fünfkampf zu finden. Der historische Schritt erfolgt, nachdem der UIPM-Vorstand nach einem zweitägigen Treffen in Monaco letzte Woche einstimmig eine Reihe von Empfehlungen der sogenannten ,Innovations-Kommission’ (Innovation Commission) gebilligt hat.

Die Innovationskommission wurde, wie es weiter heißt, bereits 2018 eingerichtet, um die Zusammensetzung des Modernen Fünfkampfes kontinuierlich zu überwachen und seine Eignung für die Olympischen Spiele im Kontext der Olympischen Agenda 2020 und der weiterführenden Olympischen Agenda 2020+5 – also des strategischen Fahrplans des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) – zu überprüfen. Der Vorstand tagte virtuell am 31. Oktober und stimmte der Empfehlung der Innovationskommission zu, das Reiten durch eine andere Disziplin zu ersetzen, mit der die Popularität und das Ansehen des Modernen Fünfkampfs erhöht und gleichzeitig seinen Status als ultimative sportliche Herausforderung für Körper und Geist bewahrt, so wie es einst von Baron Pierre de Coubertin, dem Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, vorgesehen war.

Die Entscheidung des UIPM-Vorstands wurde heute (4. November) der weltweiten UIPM-Community der nationalen Verbände und den Mitgliedern der UIPM-Athleten, Trainer und technischen Komitees während einer Reihe von Telefonkonferenzen mitgeteilt. Alle Änderungen, die sich aus dem Konsultationsprozess ergeben, werden rechtzeitig zu den Olympischen Sommerspielen 2028 in Los Angeles umgesetzt – sie treten somit erst nach Paris 2024 in Kraft, wo der Fünfkampf in einem neuen, kompakten und daher TV-freundlichen Format stattfindet, das es den Zuschauern ermöglichen wird, alle fünf Disziplinen innerhalb von 90 Minuten in einem Fünfkampfstadion mitzuerleben.

In den weiteren Konsultationsprozess für die neu zu findende Ersatzdisziplin sollen auch zahlreiche Interessensgruppen, insbesondere auch Sportler und Trainer sowie Medien- und Marketingpartner, eingebunden werden. Die neue Disziplin muss eine ganze Reihe von Kriterien erfüllen, so die UIPM weiter. Sie soll

– Baron de Coubertins Ideal des ,komplettesten Athleten’ folgen;
– nicht unter die Leitung einer anderen vom IOC anerkannten Internationalen Föderation fallen;
– globale Zugänglichkeit und Universalität ermöglichen;
– attraktiv und relevant für die Jugend weltweit und für zukünftige Generationen sein;
– für Gleichberechtigung und Fairness der Geschlechter sorgen;
– nachhaltig sein und den Anforderungen der Olympischen Agenda 2020+5 des IOC entsprechen;
– spannend und leicht verständlich für alle Sportfans, für TV-Zuseher und die Konsumenten digitaler Medien sein;
– kostengünstig für Sportler und Veranstalter (geringere Ausrüstungskosten und weniger Offizielle);
– minimale Verletzungsraten gewährleisten und einfach zu erlernen und zu trainieren sein, basierend auf den vorhandenen Fähigkeiten der Athleten;
– keine Transport- und Logistikprobleme verursachen;
– in das neue Fünfkampf-Stadion und in eine urbane Umgebung passen;
– mit dem neuen 90-Minuten-Ausscheidungs-Format kompatibel sein und
– mit dem aktuellem Handicap-Start- und Veranstaltungs-Konzept kompatibel sein.

UIPM-Präsident Dr. Klaus Schormann meinte: „In den letzten Jahrzehnten hat sich unser Sport oft weiterentwickelt, um den sich ändernden Erwartungen der modernen Welt gerecht zu werden. Diese Entwicklung hat seit den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney mehr Attraktivität für junge Sportler und Familien, mehr Wert für Zuschauer im TV und in digitalen Medien, eine geringere Umweltbelastung und eine 100%ige Gleichstellung der Geschlechter ermöglicht. Wir können zu Recht stolz sein auf das, was unsere globale Familie erreicht hat, und jetzt ist es an der Zeit, wieder mutig und mit Ehrgeiz den nachdrücklichen Empfehlungen unserer UIPM-Innovationskommission zu folgen. Im Namen des UIPM-Vorstands fordere ich unsere globale Community auf, den Wandel anzunehmen und die bedeutsame Chance zu ergreifen, die sich uns bietet."

Dr. Schormann weiter: „Eine neue Disziplin wird unserem Sport neue Impulse geben und die Position des Modernen Fünfkampfes innerhalb der olympischen Bewegung stärken. Der Moderne Fünfkampf wird ein Sport mit fünf Disziplinen bleiben und weiterhin die ultimative moralische und körperliche Prüfung eines Athleten bieten, wie Coubertin es sich vorgestellt hat. In all unserer Kommunikation mit verschiedenen Interessengruppen sind wir uns alle einig, dass wir unseren Sport auf dem höchstmöglichen Niveau halten müssen, um die körperlichen und geistigen Qualitäten des gesamten Athleten zu testen. Wir freuen uns nun auf einen inklusiven und sehr positiven Beratungsprozess, denn wir überlegen, welche Sportart neben Schwimmen, Fechten und Laser-Run (Laserschießen und Laufen) am besten geeignet ist, um den Modernen Fünfkampf in eine neue Ära zu führen.“

Der 1. Vizepräsident der UIPM und IOC-Mitglied Juan Antonio Samaranch Jr. ergänzte: „Dies ist ein sehr wichtiger Moment für den Modernen Fünfkampf – und eigentlich für das olympische Programm insgesamt. Wir würden einen Fehler machen, wenn wir unseren Platz im olympischen Programm nach Paris 2024 als selbstverständlich hinnehmen würden. Das ist er nicht für uns und auch für niemanden sonst. Wir müssen sicherstellen, dass an unserem Sport in diesem veränderten Umfeld mit all den neuen Sportarten, die bei Publikum und Medien soviel Anziehungskraft genießen, kein Makel haftet.“

Details für den weiteren Zeitplan und für das Auswahlverfahren der neuen Disziplin sowie allfällige Übergangsregelungen werden in den kommenden Wochen kommuniziert, so das UIPM abschließend.

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