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Infektiöse Anämie in Verden aufgetreten – Veranstaltungen abgesagt
10.06.2017 / News

Zu den augenfälligsten Symptomen einer EIA-Erkrankung zählen blasse Schleimhäute, Fieber, Futterverweigerung, allgemeine Schwäche und ein deutlicher Gewichtsverlust.
Zu den augenfälligsten Symptomen einer EIA-Erkrankung zählen blasse Schleimhäute, Fieber, Futterverweigerung, allgemeine Schwäche und ein deutlicher Gewichtsverlust. / Symbolfoto: Österreichischer Pferdeschutzverband

Bei einem Pferd in Hagen-Grinden (Landkreis Verden) wurde die Equine Infektiöse Anämie (EIA) festgestellt, es wurde ein Sperrbezirk mit weitreichenden Restriktionen festgelegt – zu Panik bestehe jedoch kein Anlass, so die Veterinärbehörden.

 

Bei der infektiösen Anämie (Blutarmut) handelt es sich um eine Virus-Erkrankung, die Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel befallen kann und die – in Deutschland ebenso wie in Österreich – anzeigepflichtig ist. Die Veterinärbehörde des Landkreises Verden hat einen Sperrbezirk rund um die Ortschaft Hagen-Grinden festgelegt. Das betroffene Tier wurde bereits getötet, sämtliche Einhufer im Sperrbezirk müssen untersucht werden, so sieht es die entsprechende Tierseuchen-Verordnung vor. Für den Sperrbezirk gelten umfangreiche Restriktionen – u. a. müssen sämtliche Einhufer bis auf weiteres im Stall verbleiben (Aufstallungs-Pflicht), die Tiere dürfen ohne Genehmigung der Veterinärbehörden den Sperrbezirk nicht verlassen – und es sind auch sämtliche Veranstaltungen und Ausstellungen mit Einhufern im Sperrbezirk untersagt. Darauf weist die Veterinärbehörde hin.

„Die Infektiöse Blutarmut der Einhufer tritt, obwohl weltweit verbreitet, in Deutschland  sehr selten auf“, erklärt Dr. Peter Rojem, Amtstierarzt des Landkreises Verden. Auf den Menschen könne das Virus nicht übertragen werden. Ausschließlich Einhufer seien für diese Viruserkrankung empfänglich, so Dr. Rojem.

Die Virusübertragung erfolge hauptsächlich durch blutsaugende Insekten wie Bremsen und Stechfliegen. Andere Übertragungswege wie beispielsweise eine Infektion von Tier zu Tier seien sehr selten. Daher sei in diesem Fall, so die Einschätzung des Amtsveterinärs, höchstwahrscheinlich auch nicht mit einer weiteren Ausbreitung der Erkrankung zu rechnen. Die im selben Bestand stehenden Pferde seien alle negativ getestet worden.

Erkrankte Tiere zeigten nur allgemeine Symptome, so Dr. Rojem weiter. Dazu zählten blasse Schleimhäute, Schwäche, Gewichtsverlust, Fieber oder Futterverweigerung, außerdem Fehlgeburten und unkontrollierte Bewegungen. Tiere könnten auch symptomlos erkranken und so unerkannt die Krankheit auf andere Pferde übertragen. Die Erkrankung sei unheilbar. Eine Therapie oder auch Impfung sei weder möglich noch erlaubt, infizierte Tiere müssen eingeschläfert werden.

Sämtliche Pferde und andere Einhufer im Sperrbezirk – im Radius von rund einem Kilometer rund um die betroffene Tierhaltung – werden nun in den nächsten Tagen klinisch und serologisch auf die Viruserkrankung untersucht. Die betroffenen Betriebe sind informiert. Darüber hinaus sieht die jetzt verfügte tierseuchenbehördliche Allgemeinverfügung des Landkreises Verden weitere Restriktionen vor. So sind sämtliche Einhufer im Sperrbezirk aufzustallen. Die Tiere dürfen ohne Genehmigung der Veterinärbehörde auch nicht aus dem Sperrgebiet gebracht werden. Zudem sind Ausstellungen und Veranstaltungen mit Einhufern im Sperrgebiet untersagt.

Die Veterinärbehörde rät Pferdehaltern, blutsaugende Insekten mit geeigneten Mitteln von den Pferden fernzuhalten. „Eine Aufhebung der Sperrmaßnahmen ist erst in drei Monaten möglich, wenn eine Wiederholungsuntersuchung aller Pferde im Sperrgebiet stattgefunden hat“, betont Dr. Rojem. Die tierseuchenbehördliche Allgemeinverfügung und eine Karte des Sperrgebietes sind unter diesem Link abrufbar.

Hintergrund

In Deutschland wurden in den letzten Jahren immer wieder einzelne Fälle von infektiöser Anämie in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen nachgewiesen. Diesen Fällen liegen häufig infizierte Equiden, die nach Deutschland exportiert oder verbracht wurden, zugrunde. Im August und September 2012 kam es zu einem bemerkenswerten EIA-Ausbruch mit mehreren Todesfällen – Auslöser war ein Blutspendepferd in einer Tierklinik bei Bonn, welches das Virus in sich trug und über Bluttransfusionen andere Pferde angesteckt hat. Im Rahmen einer umfangreichen Reihenuntersuchung mussten damals über 2.000 Pferde in zahlreichen EU-Mitgliedstaaten, aber auch in Drittländern wie Russland, USA, Saudi-Arabien und Qatar auf das Virus getestet werden.

Da die infektiöse Anämie hauptsächlich durch Insekten übertragen wird, ist ein effizienter Schutz vor einer Infektion kaum möglich. Um zu vermeiden, dass man das Virus in den eigenen Stall einschleppt, sollte man insbesondere beim Kauf bzw. beim Import von Pferden darauf achten, dass deren Herkunft  einwandfrei nachvollziehbar ist, dass sie nicht aus einem von EIA betroffenen Gebieten stammen und gesundheitlich umfassend untersucht wurden. Insbesondere sollte ein Antikörper-Nachweis vorgenommen werden, um eine EIA-Infektion auszuschließen.

Das niedersächische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit rät Pferdebesitzern zu folgenden Verhaltens- bzw. Vorsichtsmaßnahmen:

    •    Sauberhalten der Boxen, Stallgasse und allen dazugehörigen Räumlichkeiten
    •    Vermeiden vom gemeinsamen Gebrauch von Sattelzeug und Bürsten, wenn doch sollten sie nach jedem Gebrauch desinfiziert werden, da gerade Geräte die Hautabschürfungen oder die Absorption von Sekreten oder Exkreten bewirken
    •    Regelmäßige Entfernung von Pferdeäpfeln und Mist etc.
    •    Auf Weiden und Paddocks sollte kein Wasser stehen, sondern eine gute Drainage vorhanden sein
    •    Anwendung von Mitteln, die Insekten vom Pferd fernhalten (Repellentien)
    •    Importierte Pferde aus gefährdeten Gebieten sollten in Quarantäne gehalten werden
    •    Bluttests mit entsprechender Dokumentation im Pferdepass sind vor Turnieren, Auktionen und Exporten durchführen zu lassen.

Weitere Informationen über Symptome und Verbreitungswege der infektiösen Anämie findet man unter diesem Link.

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