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Futterknappheit nach Dürre: Viele Pferdehalter fürchten den Winter
12.09.2018 / News

Im Winter könnte das Heu in manchen Regionen knapp werden ...
Im Winter könnte das Heu in manchen Regionen knapp werden ... / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

In vielen Ländern Europas hat die monatelange Trockenheit zu teils dramatischen Ernteausfällen geführt und die Preise für Futter, insbesondere auch Heu, explodieren lassen. Auch viele Pferdehalter trifft die Futterkrise hart.

 

Der ungewöhnlich heiße und trockene Sommer hat in vielen Ländern Europas schwere Dürreschäden und massive Ernteausfälle verursacht – auch Deutschland und Österreich sind davon betroffen. Nach ersten Schätzungen könnte die Schadenssumme allein in Deutschland eine Höhe von 1,1 Milliarden Euro erreichen, wie die Wochenzeitung ,Die Zeit’ berichtet. Schleswig-Holstein meldete einen geschätzten Dürreschaden von 422 Millionen Euro an den Bund. Sachsen von rund 308 Millionen Euro, Sachsen-Anhalt von 237 Millionen Euro. Das Landesagrarministerium in Hessen geht davon aus, dass die Ernteausfälle bei rund 150 Millionen Euro liegen.  Ende August erklärte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Dürre zu einem Witterungsereignis „nationalen Ausmaßes“ und sagte seitens des Bundes eine Soforthilfe von 150 bis 170 Millionen Euro zu, auch die Länder bringen ihrerseits einen etwa gleich hohen Betrag auf. Viehhaltende Betriebe – somit auch jene mit Pferdehaltung – sollen besonders rasch profitieren, wie die Ministerin zusagte.

Im Winter könnte es eng werden

Tatsächlich hat die lange Trockenheit viele Pferdebetriebe in Deutschland besonders hart getroffen, insbesondere in den nördlichen Bundesländern. Bei vielen Grünlandbauern ist – nach einem mageren ersten Schnitt – der zweite Schnitt aufgrund der Dürre völlig ausgefallen. Die Folge: Heu ist  in diesem Jahr so knapp ist wie schon lange nicht – und die Preise schossen in die Höhe. Wie das Portal agrarheute meldete, wurde im August bis zu 175,– Euro für eine Tonne Heu bezahlt – vor einem Jahr waren es lediglich 140,– Euro. Das gleiche gilt für Stroh, das mit bis zu 135,– Euro pro Tonne ab Hof bewertet wurde.

Auch im Pferdezuchtverband Brandenburg-Sachsen-Anhalt beobachtet man die Entwicklung mit Besorgnis: „Es zeichnet sich ab, dass es diesen Winter eng werden könnte“, so Verbandsgeschäftsführer Horst von Langermann gegenüber der ,Märkischen Allgemeinen Zeitung’, „Ich glaube, dass mit Sparsamkeit und einer Umverteilung in Deutschland trotzdem genug Futter im Winter vorhanden sein wird. Aber es wird sich über den Preis regeln und der hat jetzt schon deutlich angezogen und wird extrem steigen. Bereits jetzt müssen viele Pferdewirte ihr weniges Heu verfüttern.“ In höher gelegenen brandenburgischen Regionen wie der Lausitz und dem Raum Seelow sei die Lage besonders alarmierend.

60 Millionen Dürrehilfe für österreichische Bauern

In Österreich ist die Lage in einigen Bundesländern ähnlich dramatisch. Hauptbetroffen von Dürre und Trockenheit sind vor allem Betriebe in Oberösterreich, Niederösterreich, Vorarlberg und Salzburg – während insbesondere die südlichen Bundesländer Steiermark und Kärnten vergleichsweise glimpflich davonkamen. Der Gesamtschaden ist dennoch beträchtlich: Im heimischen Ackerbau liegen die Ernteausfälle aufgrund der extremen Trockenheit laut jüngsten Erhebungen bei 10 bis 15%, im Grünland sind es regional bis zu 40%. Vielen Betrieben fehlt somit das Futter für ihre Viehbestände – eine dramatische Situation, die letztlich auch die Politik zum Handeln gezwungen hat: Letzte Woche hat Bundesministerin Elisabeth Köstinger im Rahmen der Welser Fachmesse ,AgroTier’ daher ein Hilfspaket im Umfang von 60 Millionen Euro für die heimische Land- und Forstwirtschaft präsentiert, das geschädigte Betriebe rasch und unbürokratisch unterstützen soll. Für besonders betroffene tierhaltende Betriebe werden 20 Mio. Euro als Soforthilfe bereitgestellt.

Im Rahmen des Dürrehilfe-Pakets wird u. a. die finanzielle Unterstützung für alle Elementarrisikoversicherungen von 50% auf 55% angehoben. Damit steigt der bisherige Gesamtzuschuss zu diesen Prämien von derzeit 63 Mio. auf künftig rund 75 Mio. Euro. Diese Zuschüsse teilen sich Bund und Länder. Ein wesentlicher Punkt ist die Einführung eines Prämiensystems für Tierausfallversicherungen. Auch hier werden Prämien mit 55% bezuschusst, der Finanzaufwand dafür liegt bei maximal 11 Mio. Euro, auch hier teilen sich Bund und Länder die Kosten. Raten und Rückzahlungen für Agrarkredite können aufgrund dieser Ausnahmesituation leichter gestundet werden, die Laufzeit von Krediten kann um ein Jahr verlängert werden. Das hilft Betrieben, die aufgrund der Ausfälle und Schäden ansonsten mit ihren Zahlungen in Verzug geraten. Zusätzlich werden Agrarsonderkredite „Trockenheit" für Betriebe in betroffenen Regionen aufgelegt. Die Darlehenshöhe reicht von 5.000,– bis maximal 50.000,– Euro. Der Bund gewährt Zinszuschüsse zu diesen Darlehen.

Pferdebesitzer werden zur Kasse gebeten

Die aus der Futterknappheit resultierenden Mehrausgaben werden letztlich vom einzelnen Pferdebesitzer zu tragen sein – das weiß auch Reiterin Carolin Teltow aus Brandenburg. „Natürlich ist das eine zusätzliche finanzielle Belastung. Aber ich bin trotzdem in erster Linie froh, dass es überhaupt genug Futter gibt. Ich hatte Sorge, dass die Tiere vielleicht durch die Engpässe nicht ausreichend versorgt werden können. Ich sehe ja selber, wie schlecht die Ernte war.“ In den kommenden Monaten werde sich die Lage noch weiter zuspitzen, so die 29-Jährige: „Im Januar ist Heu Goldstaub, da bin ich mir sicher.“

Auf Milde oder gar Unterstützung dürfen die Reiter – im Gegensatz zu Landwirten und Pferdezüchtern – aber nicht hoffen. So haben sich etwa die Hoffnungen der Pferdebesitzer im hessischen Bad Sooden-Allendorf, wegen der Futterkrise zumindest für einen begrenzten Zeitraum von der Pferdesteuer befreit zu werden, nicht erfüllt: Einen entsprechenden Antrag auf eine befristete Aussetzung der Steuer in der Stadtverordnetensitzung am letzten Freitag (7. September 2018) lehnten die Fraktionen von CDU und SPD ab – mit Hinweis auf die „miserable Haushaltslage“, wie die ,Hessisch-Niedersächsische Allgemeine’ in ihrer Online-Ausgabe berichtete.

Nach der „Haushaltslage“ der Pferdebesitzer scheint hingegen niemand zu fragen …

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