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Landgestüt Prussendorf vor ungewisser Zukunft
10.10.2016 / News

Der MDR hat als erstes Medium auf die Schließungspläne für das Landgestüt Prussendorf aufmerksam gemacht
Der MDR hat als erstes Medium auf die Schließungspläne für das Landgestüt Prussendorf aufmerksam gemacht / Foto: Screenshot/MDR

Das Landgestüt Prussendorf im Bundesland Sachsen-Anhalt steht möglicherweise vor dem Aus: Die Landesregierung will den jährlichen Zuschuss drastisch kürzen und Ackerflächen verkaufen.

 

Vor einer Woche hat André Schröder, Finanzminister der Landesregierung von Sachsen-Anhalt, den Entwurf für die Jahres-Haushalte 2017 und 2018 vorgestellt, der den drastischen Sparkurs der letzten Jahre weiter fortführte und prompt für einige Aufregungen sorgte. Um einen ausgeglichenen Landeshaushalt zustande zu bringen, müssen dreistellige Millionenbeträge eingespart werden – was bedeutet, daß zahlreiche Ressorts schmerzhafte Kürzungen hinnehmen müssen. Eine besonders bittere Pille müssen, wie der Haushaltsbeschluss vorsieht, auch Sachsen-Anhalts Pferdefreunde schlucken. Letzte Woche berichtete der MDR über die Pläne, das Landgestüt Prussendorf zu verkaufen und den jährlichen Zuschuss des Landes drastisch zurückzufahren – nämlich von derzeit ca. 300.000,– Euro auf 100.000,– Euro. Der Verkauf soll in den nächsten beiden Jahren rund 5 Millionen Euro in die Landeskassa spülen – was realistischerweise nur durch die Veräußerung der Gestütsanlagen bzw. der von Landgestüt bewirtschafteten Ackerflächen möglich wäre.

Die wirtschaftliche Lage des Landgestüts wird vom Finanzministerium offenbar als aussichtslos eingestuft – obwohl in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen wurden, um die Finanzlage zu verbessern. So soll es 2015 lediglich ein Minus von 160.000,– Euro gegeben haben – jedoch nur Dank der Erlöse aus der Bewirtschaftung der fruchtbaren landwirtschaftlichen Flächen. Der reine Gestütsbetrieb sei tief defizitär. Klaus Rehda, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, meinte gegenüber dem MDR: „Unser Ziel ist es eigentlich, das Gestüt selbst, also die Gebäude zu verkaufen. Was die Grundstücke angeht, wäre es wahrscheinlich sinnvoll, diese im Eigentum des Landes zu belassen. Aber wie das funktioniert – und ob es so funktioniert – muss man dann im Rahmen des Prozesses sehen.“

Die insgesamt 29 Mitarbeiter des Landgestüts wurden Anfang letzter Woche über die geplanten Schritte informiert – seither herrscht Betroffenheit und Verunsicherung. Wolfgang Jung, Vorsitzender des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt, möchte sich – wie er gegenüber der Tageszeitung Volksstimme betonte –  aber noch nicht geschlagen geben und möchte Widerstand leisten, zumindest aber ein Zeichen setzen: „Vielleicht reiten wir vor das Parlament oder das Ministerium."

Deutschland besitzt insgesamt zehn Landgestüte – soweit bekannt sind sie allesamt defizitär und immer wieder mit Einsparungs- oder gar Schließungswünschen konfrontiert. Doch diesbezügliche Begehrlichkeiten konnten in der Vergangenheit stets erfolgreich abgewehrt werden – nicht zuletzt mit dem Hinweis, daß die Landgestüte wertvolle Dienstleistungen für die Pferdewirtschaft erbringen, die im allgemeinen Interesse und für die Branche unverzichtbar sind (etwa die Durchführung von Leistungenprüfungen, die Bereitstellung genetisch hochwertiger Zuchthengste oder das Angebot von pferdebezogenen Ausbildungen und Lehrgängen). Sie gelten aber auch als Bewahrer kultureller Werte und eines über Jahrhunderte gewachsenen Wissens, von dem viele andere – Züchter, Reiter, Ausbilder etc. – profitieren.

Insofern wäre die Schließung des Landgestüts Prussendorf ein Tabubruch und ein Novum in der deutschen Pferdeszene. Ob es tatsächlich soweit kommt, werden die nächsten Wochen zeigen. Der Haushaltsentwurf muss noch den Landtag passieren – und dürfte dort, nicht nur wegen der Schließungspläne des Landgestüts, für einige heftige Debatten sorgen. Der Entwurf soll im November im Landtag eingebracht und im Februar 2017 beschlossen werden – es ist also noch durchaus Zeit für Widerstand, für Proteste, aber auch für Überzeugungsarbeit in Sachen Pferd...

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