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Viel Zeit auf der Weide ist auch gut für die Pferdeaugen
13.02.2021 / News

Die Augen von weidegehaltenen Pferden wiesen eine größere Vielfalt an Pilzorganismen auf als jene von Pferden in Boxenhaltung.
Die Augen von weidegehaltenen Pferden wiesen eine größere Vielfalt an Pilzorganismen auf als jene von Pferden in Boxenhaltung. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Weidehaltung hat neben vielen anderen Vorzügen auch einen positiven gesundheitlichen Effekt für die Pferdeaugen, wie eine aktuelle Studie aus den USA nahelegt: Die Vielfalt der im Auge vorkommenden Pilzarten ist bei Pferden, die Zeit im Freien verbringen, deutlich größer.

 

Der Aufenthalt auf der Weide mit seinen Bewegungsmöglichkeiten in frischer Luft, seinen vielfältigen Umweltreizen, dem sozialen Kontakt zu Artgenossen und dem natürlichen Futterangebot ist für Pferde ein wahrer Jungbrunnen und hält sie fit, vital und widerstandsfähig. Das alles weiß man längst auch ohne großartige Studien – doch US-Wissenschaftler konnten in einer aktuellen Untersuchung noch einen weiteren positiven Aspekt des Weidegangs für die Pferdegesundheit entdecken: Er hält offenbar auch die Augen gesund.

Das Forscherteam rund um Drs. Mary Walsh, Courtney Meason-Smith, Carolyn Arnold, Jan Suchodolski und Erin Scott verwendete molekulare DNA-Tests, um festzustellen, welche Art von Pilzen in den Augen von insgesamt 12 untersuchten Pferden vorhanden waren: 5 davon waren Stuten, die ständig auf der Weide gehalten wurden – und 7 waren Hengste, die in Einzelboxen in einem offen ausgeführten Stallgebäude untergebracht waren. Keines der Pferde wies irgendeine Art von Augenkrankheit oder ein sonstiges Augenproblem auf.

Die Wissenschaftler nahmen für ihre Untersuchung Augenabstriche von jedem Auge der 12 Pferde und extrahierten und sequenzierten anschließend die genomische DNA aus dem Abstrich. Die Ergebnisse zeigten, dass das Pferdeauge zahlreiche Pilz-, Bakterien- und Virusorganismen beherbergt und dass die Zusammensetzung und Struktur von Pilzen zwischen Weide- und Stallpferden erheblich variiert.

Obwohl viele Pferdebesitzer diese Organismen primär mit Augenproblemen in Verbindung bringen, haben frühere Studien gezeigt, dass Pilze gleichsam auf natürliche Weise am Auge auftreten: Zwischen 13 und 95 Prozent der bei gesunden Pferden durchgeführten Augenabstriche waren positiv für Pilzwachstum – weshalb Forscher annehmen, dass das Bindehautmikrobiom gleichsam in Wechselwirkung zu diversen Umwelteinflüssen steht und einem stetigen Anpassungsprozess und Wandel unterliegt.

In ihrer aktuellen Untersuchung stellten die Forscher fest, dass Pferde, die einer Vielzahl von Pflanzenstoffen wie Gräsern sowie Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt waren, mit größerer Wahrscheinlichkeit auch eine größere Anzahl von Pilzorganismen in den Augen aufweisen als Pferde, die in Ställen leben. Die Unterschiede in Zusammensetzung, Struktur und Artenreichtum der Pilze auf der Augenoberfläche von Pferden werden höchstwahrscheinlich durch die Umwelt beeinflusst, in der ein Pferd lebt.

Die am häufigsten identifizierten Gattungen waren Leptosphaerulina (22,7%), nicht klassifizierte Pleosporaceae (17,3%), Cladosporium (16,2%), Alternaria (9,8%), nicht klassifizierte Pleosporales (4,4%), nicht klassifizierte Montagnulaceae (2,9%), Fusarium (2,5%) und Pestalotiopsis (1,4%). Die  Studie bestätigt, so die Forscher weiter, dass die Augenoberfläche des gesunden Pferdes eine größere Vielfalt an Pilzen enthält, als dies durch frühere kulturbasierte Studien nahegelegt wurde.  So enthielten alle 24 untersuchten Augen Pilze aus mindestens fünf Gattungen mit einer Häufigkeit von 1% oder mehr.

Die aktuellen Studienergebnisse untermauern auch die Annahme, dass die Umwelt beeinflusst, welche Pilzarten den Bindehautsack von Pferden besiedeln. Frühere kulturbasierte Studien ergaben, dass Stallpferde aufgrund ihres vermehrten Kontakts mit Heu und Staub im Vergleich zu Weidepferden eher Pilzbefall aufweisen. Die Zusammensetzung der Augenpilze kann auch Unterschiede in der verwendeten Einstreu widerspiegeln. Die Autoren stellten fest, dass die auf der Weide lebenden Stuten eine signifikant erhöhte Häufigkeit von Alternaria- und Aspergillus-Arten aufwiesen – was auch von klinischem Interesse ist, da diese Pilzarten häufig bei klinischen Fällen von pilzverursachter Hornhautentzündung nachgewiesen werden, so die Wissenschaftler.

Das Resümee der Forscher: „Pferde, die einer hohen Dichte und Vielfalt an organischem Pflanzenmaterial ausgesetzt sind, kombiniert mit größeren Schwankungen der Luftfeuchtigkeit und Temperatur, weisen mit größerer Wahrscheinlichkeit eine größere Vielfalt an Pilzorganismen auf als Pferde, die in einer stärker kontrollierten Umgebung leben.“

Diese reichhaltige Pilzflora darf insgesamt durchaus positiv interpretiert werden, da allgemein gilt: Je artenreicher ein Mikrobiom ist, desto stabiler ist die Gesundheit und desto eher schützt es uns vor Krankheiten. Die einzige Einschränkung der Wissenschaftler: Pferde, die auf der Weide leben, können möglicherweise einem höheren Risiko für Pilzinfektionen ausgesetzt sein, wenn ihr Auge verletzt wird.

Die Studie „Evaluation of the ocular surface mycobiota in clinically normal horses" von Mary L. Walsh, Courtney Meason-Smith, Carolyn Arnold, Jan S. Suchodolski und Erin M. Scott ist am 4. Februar 2021 in der Zeitschrift ,PLOSOne' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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