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Auch Pferdetransporter betroffen: Großbritannien verbietet alte Reifen
14.02.2021 / News

Auch private Pferdetransporter sind vom neuen Gesetz betroffen – ihre Besitzer müssen Reifen tauschen, wenn sie älter als 10 Jahre sind.
Auch private Pferdetransporter sind vom neuen Gesetz betroffen – ihre Besitzer müssen Reifen tauschen, wenn sie älter als 10 Jahre sind. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Seit 1. Februar sind in Großbritannien Reifen, die älter als 10 Jahre sind, nicht mehr auf den Vorderlenkachsen von Fahrzeugen über 3,5 t zulässig, auch viele private Pferdetransporter sind betroffen. Dem Verbot sind eine Reihe tragischer Unfälle vorausgegangen.

 

Unter den britischen Pferdebesitzern ist es aktuell ein großes Thema: Am 1. Februar 2021 ist in Großbritannien ein neues Gesetz in Kraft getreten, wonach Reifen, die älter als 10 Jahre sind, nicht mehr an den Vorderlenkachsen von Fahrzeugen mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen montiert werden dürfen. Dieses Verbot gilt – wie ein Sprecher der Driver and Vehicle Standards Agency (DVSA) gegenüber der Zeitschrift ,Horse & Hound’ klarstellte – nicht nur für LKWs, sondern für jedes Fahrzeug über 3,5 Tonnen, somit auch für zahlreiche Pferdetransporter in Privatbesitz. Auch diese müssen der neuen Regelung entsprechen, was in vielen Fällen einen raschen Tausch der alten Reifen erforderlich machen kann. Deklariertes Ziel des neuen Gesetzes ist es, „alle Verkehrsteilnehmer vor unsicheren Fahrzeugen zu schützen", wie der DVSA-Sprecher erklärte.

Zahlreiche Sicherheitsexperten und Verkehrs-Sachverständige haben sich im Vorfeld der Gesetzesänderung klar für die neue Regelung ausgesprochen. Tatsächlich ist es ein bemerkenswertes Kuriosum – besser gesagt: eine rechliche Lücke –, dass für Reifen zwar eine Mindest-Profiltiefe vorgeschrieben ist, nicht jedoch ein Maximalalter. Dabei ist hinlänglich bekannt und belegt, dass auch PKW- und LKW-Reifen nur eine begrenzte Lebensdauer haben, dass sie mit den Jahren aushärten, spröde und rissig werden – und alte und schadhafte Reifen eine häufige Unfallursache darstellen.

Obwohl man schon in der Fahrschule lernt, dass die Reifen ganz besonders wichtig sind, weil sie die einzige Verbindung zwischen Fahrzeug und Fahrbahn darstellen und sämtliche Beschleunigungs- und Bremskräfte verlässlich übertragen müssen, verflüchtigt sich dieses Wissen bei Fahrzeuglenkern leider rasch. Viele Fahrer achten kaum noch auf ihre Reifen – und gehen damit ein hohes Risiko ein, denn es ist statistisch belegt, dass das Ausfallrisiko eines Reifens ab einem Alter von sechs Jahren deutlich zunimmt. Und der ,Ausfall’ eines Reifens – im schlimmsten Fall in Form eines Reifenplatzers – hat oft schwere Unfälle zur Folge.

Von diesem Problem besonders betroffen sind lt. Prüfgesellschaft DEKRA alle Fahrzeuge mit geringer Jahreslaufleistung wie etwa Wohnmobile, Wohnwagen, Anhänger, Motorräder, Cabrios und wenig gefahrene Pkw. Denn bei geringer Fahrleistung haben überalterte Reifen oftmals noch deutlich mehr Profil als das gesetzlich geforderte Minimum von 1,6 Millimetern. „Ich kann nur eindringlich davor warnen, über den Austausch von Reifen alleine anhand der Profiltiefe zu entscheiden“, so Christian Koch, Reifensachverständiger bei DEKRA.

Besonders gefährlich wird’s dann, wenn mehrere Risikofaktoren zusammentreffen, die den Reifen stark beanspruchen: lange Autobahnfahrten, hohe Beladung oder auch starke Hitze. Vergisst der Fahrer dann noch, vor solchen Einsätzen den Reifenfülldruck an die erhöhten Belastungen anzupassen, kann es kritisch werden. Gerade vor langen Fahrten ist deshalb ein gründlicher Reifencheck aus Sicht des Experten ein absolutes Muss. Im Übrigen ist ein regelmäßiger Reifen-Check allen Autofahrern dringend anzuraten – ebenso das Ausmustern sämtlicher Reifen, die älter als 6 Jahre sind, auch wenn die Profiltiefe noch den gesetzlichen Anforderungen entspricht: Wie Tests des ÖAMTC ergeben haben, nehmen vor allem die Fahreigenschaften auf Nässe bei Sommerreifen ab einer Verwendungsdauer von fünf Jahren deutlich ab – sie sind dann nur noch „bedingt empfehlenswert“. Zehn Jahre alte Reifen fielen bei den Tests allesamt durch.

Insofern ist die Regelung in Großbritannien ein großer Fortschritt im Sinne der Fahrsicherheit – und sollte in vielen anderen Ländern als Vorbild dienen. Welch verheerenden Folgen das Fahren mit alten Reifen haben kann, hat sich in Großbritannien leider mehrfach gezeigt: So ereignete sich im September 2012 auf der A3 in Surrey ein katastrophaler Busunfall, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Ursächlich dafür war das Platzen eines Reifens, der 19 (!) Jahre alt war. Im September 2017 kam es auf der M5 zu einem katastrophalen LKW-Unfall, der den Mittelstreifen überfuhr und mit dem Gegenverkehr kollidierte. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben – Auslöser des Unfalls war ein schadhafter, 18 Jahre alter Reifen …

So kontrolliert man das Alter eines Reifens
Das Alter eines Reifens kann jeder Autofahrer anhand der DOT-Nummer an der Außenseite des Reifens ablesen. Die Ziffernkombination 2515 (meist auf ovalem Feld) zum Beispiel bedeutet, dass der Reifen in der 25. Kalenderwoche des Jahres 2015 produziert wurde. Ein so gekennzeichneter Reifen wäre damit schon fast sechs Jahre alt – und Kandidat für einen baldigen Tausch. Auch äußere Beschädigungen stellen eine Gefahrenquelle dar: Stellt man Risse, Einstiche, Beulen oder ein einseitig abgefahrenes Profil fest, ist jedenfalls ein Fachmann zu Rate zu ziehen, der dem Problem auf den Grund geht. Empfehlenswert ist auch die regelmäßige Kontrolle des Reifenfülldrucks – den sollte man zumindest bei jedem zweiten Tankstellen-Stopp (noch besser aber bei jedem) checken. Viele durch Reifendefekte verursachte Unfälle gehen letztlich auf das Konto von zu geringem Reifendruck.

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