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Australische Biologen fordern Tötung tausender Brumbies
14.11.2018 / News

Mit ihrer öffentlichen Erklärung zur Eindämmung der Brumbie-Bestände erhöhen die Wissenschaftler den Druck auf die Regionalregierung von New South Wales.
Mit ihrer öffentlichen Erklärung zur Eindämmung der Brumbie-Bestände erhöhen die Wissenschaftler den Druck auf die Regionalregierung von New South Wales. / Foto: Kersti Nebelsiek/Wikipedia

Der Konflikt um die Brumbies im Kosciuszko Nationalpark im Bundesstaat New South Wales verschärft sich: Australische Biologen fordern in einer öffentlichen Erklärung die Massentötung der wildlebenden Pferde und erhöhen damit den Druck auf die Regionalregierung.

 

Brumbies sind – ähnlich den amerikanischen Mustangs – verwilderte Nachkommen von Hauspferden (also keine eigentlichen Wildpferde), die im 18. und 19. Jahrhundert aus anderen Teilen der Welt nach Australien gekommen sind und nach dem Goldrausch in der Mitte des 19. Jahrhunderts freigelassen wurden. Sie vermehrten sich unter den für sie günstigen Lebensbedingungen so schnell, dass sie bald als Plage angesehen wurden – Schätzungen gehen davon aus, dass in Australien mindestens 400.000, möglicherweise bis zu einer Million Brumbies leben, dies wäre der größte Bestand wildlebender Pferde weltweit. Ihr Management stellt die Behörden vielfach vor eine komplexe Herausforderung, denn die Tiere verursachen in vielen Regionen irreparable Schäden – auf der anderen Seite geltensie als wichtiger Teil der Folklore und typisch australischer Traditionen.

Dieser Konflikt zwischen Tierschützern und Naturschützern zeigt sich exemplarisch im Kosciuszko Nationalpark im Bundesstaat New South Wales, wo die regionale Regierung seit mehr als 15 Jahren versucht, der zunehmenden Brumbie-Population Herr zu werden. Als im Jahr 2016 ein umfangreicher Plan zur Begrenzung des Bestandes vorgestellt wurde, der eine Reduktion der Pferde um 90 % innerhalb von 20 Jahren und eine Tötung vieler Tiere vorsah  (siehe unseren ausführlichen Bericht dazu), war die Empörung in der Öffentlichkeit so groß, dass die Regierung im Frühjahr 2018 von ihrem Vorhaben wieder abrücken musste.

Diese Entscheidung erzürnte wiederum die Naturschützer des Landes. 90 australische Wissenschaftler fordern – wie das Magazin ,nature’ berichtet –   in einer gemeinsamen Erklärung ein entschlossenes Vorgehen seitens der Regionalregierung, um eine ökologische Katastrophe im Kosciuszko Nationalpark abzuwenden. Dort drohe, sollte auch weiter nichts geschehen, ein „möglicherweise irreparabler Schaden“ durch die ständig wachsende Pferdepopulation, die bereits eine Größe von 7.000 bis 8.000 Tiere erreicht habe. Die Wissenschaftler fordern die Regierung des Bundestaats auch auf, die Gesetze zum Schutz der Pferde aufzuheben.

Die Erklärung wurde auf einer Konferenz über die Auswirkungen der Pferde unterzeichnet, die im ,Shine Dome’ der australischen Akademie der Wissenschaften in Canberra stattfand und gemeinsam von der ,Australian National University’ in Canberra und der ,Deakin University’ in Melbourne veranstaltet wurde. Außerdem wird gefordert, dass New South Wales, Victoria und das Australian Capital Territory, deren Rechtsgebiete die sogenannten ,australischen Alpen’ abdecken, verstärkt zusammenarbeiten, und die Tötung der Pferde auch aus der Luft (also von Hubschraubern aus) oder durch andere wirksame Mittel erfolgen solle. Diese Methode ist unter Tierschützern besonders umstritten und in New South Wales derzeit gesetzlich untersagt.

Auf der Konferenz wurde ausführlich dargestellt, wie die Brumbies Pflanzen und empfindliche Ökosysteme schädigen und gefährte Arten wie die Corroboree-Frosch und den seltenen Bergbilchbeutler bedrohen. Trotz der erheblichen Umweltprobleme, die von den Pferden verursacht werden, wurden die Bemühungen zur Verringerung ihrer Bestände durch das im Juni 2018 verabschiedete Gesetz weiter behindert. Das Gesetz war beschlossen worden, um die kulturelle und historische Bedeutung der Pferde zu würdigen und untersagte explizit deren Tötung im Kosciuszko Nationalpark.

Die Verabschiedung dieses Gesetzes war „eine schreckliche Entscheidung, die 70 Jahre wissenschaftlicher Forschung in den australischen Alpen unter Beteiligung eineiger der größten Wissenschaftler des Landes ignoriert“, so der Umweltwissenschaftler Jamie Pittock, der die Erklärung ebenfalls unterzeichnete. „Die Wildpferdepopulation in den australischen Alpen wächst dramatisch und verursacht enormen Schaden.“

Ein Sprecher des stellvertretenden Premierministers von New South Wales, John Barilaro, stellte in einer ersten Reaktion auf das öffentliche Statement der Wissenschaftler einen neuen Aktionsplan zum Management der Wildpferde in den kommenden Monaten in Aussicht. Ziel müsse es sein, ein Gleichgewicht zwischen der behördlichen Kontrolle der Tierbestände und der Erhaltung sensibler Gebiete des Kosciuszko Nationalparks zu finden: „Niemand möchte, dass Pferde aus der Luft erschossen werden und sterbend zurückgelassen werden – und das über Wochen hinweg.“

Nun sind viele gespannt, wie ein Ausweg aus diesem Dilemma gefunden werden kann – und wie der Nationalpark ohne eine Massentötung der Brumbies geschützt werden könnte. Man wird sehen …

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