News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Hilft Magnetfeldtherapie bei der Behandlung dünner Hufsohlen?
03.10.2024 / News

Dünne Hufsohlen und schlechte Palmarwinkel sind bei Leistungspferden häufige Probleme, die sich negativ auf Bewegung, Wohlbefinden und Hufgesundheit auswirken können. Ein Forschungsteam in den USA hat untersucht, ob eine pulsierende Magnetfeldtherapie (PEMF) diese Probleme lindern kann.

Die beiden Bilder zeigen die Messungen bzw. Messpunkte zur Feststellung der Sohlentiefe an der Zehe sowie an der Ferse des Hufbeins (A) und des Palmarwinkels (B). Foto: M.M. Matz et.al.

 

Pferde mit dünnen Hufsohlen sind aufgrund erhöhter Empfindlichkeit, Schmerzen, Blutergüssen und einem höheren Risiko für die Entwicklung von Hufabszessen anfälliger für Lahmheit.

Die Behandlung dünner Hufsohlen kann für Tierärzte, Hufschmiede und Hufpfleger eine Herausforderung sein. Viele BesitzerInnen greifen, um dem Problem entgegenzuwirken, etwa zu speziellen Hufschuhen, während andere auf Nahrungsergänzungsmittel mit hohem Gehalt an Biotin, Methionin und Zink setzen, um das Hufwachstum zu fördern.

Eine potenzielle Therapie, die bei derartigen Problemen immer mehr in den Fokus rückt, ist die gepulste Magnetfeldtherapie (PEMF = pulsed electromagnetic field), der bei Pferden vielfältige positive Effekte nachgesagt werden. Die pulsierenden elektromagnetischen Frequenzen sollen Durchblutung und Stoffwechsel anregen, Heilungsprozesse fördern, Schmerzen lindern und die allgemeine Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Pferden unterstützen, so ist es immer wieder zu hören und zu lesen – und nicht wenige Tierärzte sind von der Wirkung derartiger Behandlungen überzeugt.

Ein Forschungsteam aus den USA rund um Madelyn Matz von der Midway University ist nun der Frage nachgegangen, ob die pulsierende Magnetfeldtherapie bei der Behandlung dünner Hufsohlen einen positiven Effekt haben könnte.

In ihrer Pilotstudie, die im ,Journal of Equine Rehabilitation' veröffentlicht wurde, untersuchte das Team die Wirkung der PEMF-Therapie auf Hufparameter bei zehn erwachsenen Pferden verschiedener Rassen. Die Pferde wurden  nach dem Zufallsprinzip in eine PEMF-Behandlungsgruppe (n=6) sowie eine Kontrollgruppe (n=4) aufgeteilt.

Alle Pferde wurden am Tag vor Beginn der Studie einer standardmäßigen Hufpflege unterzogen, während des Tests wurden keine weiteren Hufbearbeitungen durchgeführt. Vor der Behandlung und erneut 30 Tage später wurden Röntgenaufnahmen gemacht, bei denen Sohlentiefe und Palmarwinkel gemessen wurden (siehe Abbildung).

Die PEMF-Gruppe erhielt eine Behandlung mit einer Frequenz von 22 Hz für zehn Minuten pro Sitzung, die über einen Zeitraum von 30 Tagen dreimal pro Woche (montags, mittwochs und freitags) auf beide Vorderhufe angewendet wurde, während die Kontrollgruppe keine Intervention erhielt.

Die Ergebnisse waren durchaus bemerkenswert: Die Studie ergab zwar keine signifikanten Unterschiede zwischen der PEMF- und der Kontrollgruppe in Bezug auf die Sohlentiefe unter der Spitze der proximalen Phalanx oder die Palmarwinkel. Es gab jedoch einen Trend zu einer erhöhten Sohlentiefe unter den distalen Fortsätzen des rechten Hufs bei den mit PEMF behandelten Pferden.

„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die PEMF-Therapie einen leichten Nutzen für die Sohlentiefe des Pferdehufs hat, mit einer Tendenz zur Verbesserung der distalen Prozesse eines einzelnen Hufs", so die ForscherInnen zusammenfassend. Sie plädierten daher auch dafür, weitere Untersuchungen durchzuführen, da die PEMF-Therapie grundsätzlich eine schonende, nicht-invasive und meist gut verträgliche Möglichkeit zur Behandlung dünner Hufsohlen bei Pferden darstellen könnte.

Zur Klarstellung: Bei der Magnetfeldtherapie handelt es sich um eine alternative Methode und keine klassische, schulmedizinische Behandlung – als solche ist sie nach wie vor nicht anerkannt, da eindeutige wissenschaftliche Belege für deren Wirksamkeit bislang fehlen. Auf der anderen Seite gibt es durchaus Studien, die zumindest einen gewissen positiven Effekt nahelegen – und die aktuelle Untersuchung fügt sich nahtlos in diese Reihe ein.

Auch in Österreich ist man dem Nutzen der Magnetfeldtherapie bereits nachgegangen – so hat etwa Tierärztin Nora Rindler in ihrer Diplomarbeit „Die Wirkung von pulsierender Magnetfeldtherapie auf die Rückendurchblutung und Rittigkeit bei Polopferden" aus dem Jahr 2012 untersucht und ist dabei zu durchaus spannenden Ergebnissen gelangt: Sie konnte – nach zehntägiger Behandlung mit der Magnetfelddecke – im Rücken der Testpferde mittels Thermographie zwar keine nennenswert höhere Temperatur feststellen (was ein Hinweis auf eine bessere Durchblutung der betreffenden Körperregionen gewesen wäre), dennoch gab in der Nachbefragung ein beachtlicher Teil der Reiter bzw. Pferdebesitzer an, dass nach der Behandlung eine „sichtliche Verbesserung der Zufriedenheit und Losgelassenheit" bei den Pferden für sie festzustellen war.

Gänzlich wirkungslos schien die PEMF-Behandlung also nicht gewesen zu sein – und das gilt im Wesentlichen auch für die aktuelle Untersuchung zur Behandlung dünner Hufsohlen ...

Die Studie „Evaluating the effect of pulsed electromagnetic field (PEMF) therapy on sole depth of the equine hoof: A pilot study" von M.M. Matz, D.L. Alexander, J. Moore und C.E. Fedorka ist in Ausgabe 2/2024 der Zeitschrift ,Journal of Equine Rehabilitation' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen