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Genetik der Stute beeinflusst Trächtigkeit und Geschlecht der Nachkommen
16.10.2015 / News

Die Stuten haben nachhaltigen Einfluss auf wichtige züchterische Eigenschaften wie z. B. das Geschlecht oder die Trächtigkeitsdauer ihrer Nachkommen.
Die Stuten haben nachhaltigen Einfluss auf wichtige züchterische Eigenschaften wie z. B. das Geschlecht oder die Trächtigkeitsdauer ihrer Nachkommen. / Foto: Dr. Juliane Kuhl

Im Rahmen einer Studie fanden Expertinnen der Vetmeduni Vienna heraus, dass die Trächtigkeitsdauer in verschiedenen Stutenfamilien unterschiedlich lang ist – und daß es Familien gibt, die vermehrt weibliche Fohlen zur Welt bringen.


Die Abstammung von Sport- und Freizeitpferden ist für viele HalterInnen wichtig. Pferde mit gutem Stammbaum bringen häufig auch die gewünschten Merkmale wie beispielsweise Schnelligkeit, gewünschter Körperbau und Gesundheit mit. Üblicherweise liegt der Focus dabei auf dem gewählten Hengst bzw. der Hengstlinie – doch auch die Stute bzw. die Stutenfamilie können, wie Forscher nun herausfanden, wichtige züchterische Eigenschaften wie z. B. das Geschlecht oder die Trächtigkeitsdauer der Nachkommen maßgeblich beeinflussen.

Am Graf-Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften, einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der Vetmeduni Vienna und dem Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt in Deutschland, untersuchten Juliane Kuhl und Christine Aurich, wie sehr der mütterliche Stammbaum die Trächtigkeit und die Merkmale der Fohlen mitbestimmt. Gemeinsam mit der Statistikerin Kathrin Stock vom landwirtschaftlichen Rechenzentrum VIT in Deutschland werteten sie die Daten von insgesamt 640 Trächtigkeiten bei 142 Stuten aus.

Mütterliche Abstammung beeinflusst Trächtigkeitsdauer
Die Zuchtstuten ließen sich in verschieden große Mutterfamilien einteilen. Es zeigte sich, dass die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer, die bei Pferden zwischen 320 und 360 Tagen liegt, von Familie zu Familie variiert. Es gibt Mutterlinien, die im Schnitt 10 Tage länger tragen als andere. Dass Hengstfohlen erfahrungsgemäß länger ausgetragen werden als Stutfohlen, kommt zu diesem Effekt noch hinzu.

„Den genauen Geburtszeitpunkt können wir damit jedoch nicht vorhersagen. Die individuellen Schwankungen zwischen den einzelnen Trächtigkeiten  sind zu groß. Die Informationen aus der Studie können uns jedoch dabei helfen, den Zeitpunkt besser einzugrenzen“, betont die Erstautorin Juliane Kuhl.

„Die Tragzeit ist auch für Pferdezuchtbetriebe interessant. Eine Zuchtstute soll idealerweise jedes Jahr ein Fohlen gebären. Bei besonders langen Tragezeiten verschiebt sich die Geburt eines neuen Fohlens jedes Jahr zeitlich nach hinten. Für Zuchtbetriebe sind Geburten zu Beginn des Jahres interessant, da die Tiere dann in ihrem Jahrgang bei Wettkämpfen besser konkurrieren können“, erklärt Kuhl.

Der mütterliche Stammbaum beeinflusst Geschlechterverteilung der Fohlen
Es zeigte sich außerdem, dass es Mutterlinien gibt, die eher weibliche Fohlen gebären als Hengstfohlen. Aber auch das Alter der Mütter spielt dabei eine Rolle. Junge Stuten, die im Alter von drei Jahren zum ersten Mal belegt werden, gebären vermehrt Stutfohlen. Genauso gebären auch ältere Stuten vermehrt weibliche Nachkommen. Bei Fohlen von Stuten mittleren Alters, also zwischen vier und zwölf Jahren, war das Geschlechterverhältnis hingegen nahezu ausgewogen.
„Für die Pferdezucht sind auch diese Ergebnisse von Bedeutung. Je nachdem, welches Geschlecht gerade gewünscht ist, kann auch die entsprechende Stute ausgesucht werden“, meint Kuhl.

Der Mechanismus, der hinter diesem Phänomen steckt, ist den Forschenden noch unklar.
„Wir vermuten, dass diese Effekte auf die mitochondriale DNA zurückzuführen sind. Diese, nur von der Mutter vererbte DNA, kann beispielsweise den Zellstoffwechsel und damit auch die Plazentafunktion beeinflussen“, so die Studienleiterin, Christine Aurich. 
 „Wir wissen auch, dass weibliche Embryonen widerstandsfähiger sind. Da während der frühen Trächtigkeit etwa 20 bis 30 Prozent der Embryonen absterben, könnte es auch sein, dass es eher die männlichen Embryonen sind, die seltener überleben. Hier könnten beispielsweise die Gründe für die Geschlechterverteilung liegen. Es könnten aber auch Unterschiede in der Plazentafunktion sein, die das Überleben der Embryonen beeinflussen“, so Aurich.

Die Studie „Maternal Lineage of Warmblood Mares Contributes to Variation of Gestation Length and Bias of Foal Sex Ratio” von Juliane Kuhl, K. F. Stock, M. Wulf und Christine Aurich wurde im Fachjournal Plos One veröffentlicht und kann in vollständiger Fassung hier nachgelesen werden.

Quelle: Pressemitteilung der Vetmeduni Vienna

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