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Reitergewicht hat erheblichen Einfluss auf Pferde-Bewegungen
15.09.2017 / News

Immer mehr Veranstalter in Großbritannien überprüfen das Gewicht ihrer Teilnehmer ...
Immer mehr Veranstalter in Großbritannien überprüfen das Gewicht ihrer Teilnehmer ... / Foto: Animal Health Trust

Im Rahmen einer Pilot-Studie haben britische Forscher den Effekt des Reitergewichts auf die Bewegungen und das Verhalten von Reitpferden untersucht – mit eindeutigem Ergebnis.

 

Das Reitergewicht ist in den letzten Jahren zusehends in den Focus des öffentlichen Interesses geraten – und zwar unter deutlich kritischen Vorzeichen: In einer vielbeachteten Untersuchung stellten die britischen Wissenschaftler Emma Halliday und Hayley Randle fest, dass nur 5 % von insgesamt 152 untersuchten ReiterInnen in britischen Ställen dem reiterlichen ,Idealgewicht' entsprechen, also max. 10 % des Pferdegewichts wiegen. 32 % wogen hingegen mehr als 15 % – ein Wert, der von vielen Tierärzten bereits als kritisch eingestuft wird und für die Pferde ein gesundheitliches Risiko darstellen könnte. Das Fazit ihrer Analyse: Die Reiter werden – einem allgemeinen gesellschaftlichen Trend folgend – größer und schwerer und belasten damit auch ihre Pferde immer stärker. Ein zu hohes Reitergewicht stelle, so die Forscher, ein Risiko für das Wohl des Pferdes dar und könne zu Rückenproblemen und Lahmheiten, aber auch zu Verhaltensstörungen und Widersetzlichkeiten führen – daher müsse man sich mit diesem Problem ernsthaft auseinandersetzen.

Das enorme Medienecho auf die Veröffentlichung dieser Studie hat vieles in Bewegung gesetzt und bei etlichen Institutionen der Pferdeszene zu einem größeren Problembewusstsein geführt: Mittlerweile achten immer mehr Veranstalter auf ein zum Pferd passendes Reitergewicht – und sind auch schon eingeschritten, weil Teilnehmer zu schwer für ihre Pferde waren (siehe unsere Meldung dazu). Der britische Pferdesportverband BEF (British Equestrian Federation) und die Tierschutzorganisation ,World Horse Welfare' haben eine gemeinsame Initiative ins Leben gerufen, um Mittel für konkrete Forschungsprojekte in dieser Frage aufzutreiben.

Vor wenigen Tagen konnte der ,Animal Health Trust' (AHT) die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Forschungen präsentieren: Unter der Leitung von Dr. Sue Dyson wurde von 4.–8. September ein Pilot-Projekt durchgeführt – als „erster Schritt, um das Problem des Reitergewichts einer Lösung zuzuführen", wie es in der Mitteilung des AHT hieß. An der Testreihe nahmen insgesamt sechs Pferde und vier Reiter teil. Die Reiter waren durchwegs auf einem in etwa gleichen, mittleren Ausbildungsstand – unterschieden sich jedoch hinsichtlich ihres Körpergewichts: Einer war leicht-, einer normalgewichtig, einer wurde als ,schwer' klassifiziert und der vierte sogar als ,sehr schwer'.

Jeder Reiter musste in zufälliger Reihenfolge eine 30-minütige Einheit mit standardisierten Lektionen – hauptsächlich im Trab sowie im Galopp – absolvieren. Dabei wurde die den Pferden vertraute Ausrüstung verwendet, die Bewegungen der Pferde wurden dabei detailliert analysiert, sowohl von Experten als auch mittels objektiver Messungen – etwa der Kräfte unter dem Sattel, der Veränderungen der Rückentätigkeit, der Herzschlagrate, der Atemfrequenz und des Cortisolspiegels im Speichel. Wie die Wissenschaftler ausdrücklich anmerkten, haben sämtliche Pferde die Tests ohne jegliche Beeinträchtigung überstanden und bewegten sich danach ebenso einwandfrei wie davor.

Das Ziel der Testreihe war es herauszufinden, ob es messbare Unterschiede in den Bewegungen und sonstigen erhobenen Parametern der Pferde zwischen den gewichtsmäßig so unterschiedlichen Reitern gab. Eine endgültige Gesamt-Auswertung sämtlicher Ergebnisse steht zwar noch aus – doch die ersten Detail-Resultate „bestätigen, dass das Reitergewicht in Relation zum Pferdegewicht (aber nicht notwendigerweise der Körpermasse-Index an sich) einen erheblichen Einfluss auf die Bewegungen und das Verhalten von Pferden hatte", wie es in der AHT-Mitteilung heißt.  Außerdem zeigte sich, dass sich schlecht sitzende Ausrüstung – etwa ein schlechter oder nicht korrekt angepasster Sattel – bei schwereren Reitern deutlich negativer auswirkt als bei weniger schweren.

Das bedeutet aber nicht, dass schwere Reiter nicht reiten sollten, so die Studien-Autorinnen, aber wenn sie es tun, dann sollten sie ein Pferd von entsprechender Größe und Fitness wählen – und in jedem Fall nur einen Sattel verwenden, der korrekt auf Pferd und Reiter abgestimmt ist.

Auf die weiteren Auswertungen und Analysen der Pilot-Studie darf man jedenfalls gespannt sein – viele Reiterinnen und Reiter warten wohl mit Spannung darauf ...

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