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Können Kottransplantationen Fohlen mit schwerem Durchfall helfen?
15.10.2024 / News

Schwerer Durchfall und eine systemische Entzündungsreaktion kann für Fohlen lebensbedrohend sein – rasches Handeln ist dann unbedingt erforderlich.
Schwerer Durchfall und eine systemische Entzündungsreaktion kann für Fohlen lebensbedrohend sein – rasches Handeln ist dann unbedingt erforderlich. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Australische WissenschaftlerInnen haben untersucht, ob sich bei Fohlen mit schweren Durchfallerkrankungen die Behandlung mit Kottransplantationen positiv auswirkt. Die Ergebnisse sind ermutigend.


Durchfall ist ein häufiges Problem bei Fohlen unter 6 Monaten. Es gibt viele Ursachen oder Kombinationen von Ursachen, darunter Infektionen, Haltungs- und Umwelt-Faktoren und vieles andere mehr. Durchfall bei Fohlen kann zu Dehydrierung, Elektrolytstörungen und in schweren Fällen zu einer heftigen systemischen Entzündungsreaktion (SIRS) führen, die potenziell lebensbedrohlich sein kann.

Durchfall und das sogenannte ,systemische inflammatorisches Response-Syndrom' (SIRS) – also eine schwere systemische Entzündungsreaktion – bei Fohlen sind miteinander verbundene Erkrankungen, die sofortiges Handeln erfordern. Während Durchfall häufig auftritt, kann er sich zu einem SIRS entwickeln, insbesondere, wenn er mit schweren Infektionen einhergeht oder wenn erhebliche Dehydrierung und systemischer Stress auftreten.

Eine häufige Ursache für Durchfall bei Fohlen ist Dysbiose oder eine Störung der normalen Darmmikrobiota. Könnte die Wiederherstellung dieses mikrobiellen Gleichgewichts eine mögliche Lösung zur Behandlung dieser potenziell tödlichen Erkrankung sein?

Die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT = fecal microbiota transplantation) wird bei erwachsenen Pferden eingesetzt, um Durchfall zu reduzieren und die Alpha-Diversität zu verbessern, ein Maß für die Vielfalt der mikrobiellen Arten im Darm eines Individuums.

Eine aktuelle Studie australischer ForscherInnen, die im ,Journal of Veterinary Internal Medicine' veröffentlicht wurde, untersuchte die Auswirkungen der FMT bei Fohlen mit Durchfall und SIRS. An der von Jillian Bell geleiteten Studie waren Ärzte aus drei Pferdekliniken beteiligt. Sie umfasste 25 Fohlen unter sechs Monaten mit Durchfall und SIRS, die zur Behandlung aufgenommen wurden.

In der randomisierten, placebokontrollierten Kohortenstudie wurden 19 Fohlen in die FMT-Gruppe aufgenommen, während 9 in die Kontrollgruppe gehörten. Die Behandlungsgruppen erhielten drei Tage lang einmal täglich entweder FMT oder eine Elektrolytlösung durch eine nasogastrale Intubation (Schlauchsonde). Die Forscher sammelten an den Tagen 0 (D0), D1, D2, D3 und D7 Stuhlproben von den Fohlen, um Veränderungen zu überwachen.

Die FMT-Lösung wurde 15 Minuten vor der Behandlung aus frischem Kot von gesunden Spenderpferden (die zuvor auf Krankheitserreger untersucht worden waren) hergestellt. Etwa 300 g Kot wurden 30 bis 60 Sekunden lang mit 1 l warmem Chlorwasser (95 °F) vermischt und dann durch ein Drahtsieb oder eine Gaze in einen sauberen Behälter gesiebt.

Die Studie ergab, dass FMT mit Verbesserungen einiger klinischer Anzeichen und bestimmter klinisch-pathologischer Parameter einherging. FMT hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Überlebensraten (P = 0,3) oder die Abheilung von Durchfall (P = 0,4). Fohlen, die FMT erhielten, zeigten jedoch eine signifikant niedrigere Herzfrequenz, Leukozytenzahl und Hämatokritwerte sowie höhere Serumchloridkonzentrationen im Vergleich zu den Werten vor der Behandlung und der Kontrollgruppe. Bemerkenswerterweise war die Leukozytenzahl in der FMT-Gruppe am Tag 3 signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (P = 0,04) und die Herzfrequenz nahm in der FMT-Gruppe mit der Zeit ab.

Ebenfalls erstaunlich: Obwohl drei Fohlen, die ursprünglich in der Kontrollgruppe waren, später in die FMT-Gruppe überführt wurden, verschwand der Durchfall bei zwei von ihnen nach der FMT-Behandlung.

FMT war auch mit einer größeren Vielfalt der Darmmikrobiota verbunden, mit einer Anreicherung nützlicher Bakterien wie dem Stamm Verrucomicrobiota, der Gattung Akkermansia und der Familie Prevotellaceae. Frühere Studien haben gezeigt, dass Akkermansia mit der Aufrechterhaltung der schleimhautschützenden Muzinschicht im Darm in Verbindung steht und Darmentzündungen beim Menschen reduzieren kann. Bakterien der Familie Prevotellaceae werden mit entzündungshemmenden Wirkungen und einer verbesserten Darmgesundheit in Verbindung gebracht.

Die Autoren kamen zusammenfassend zu dem Schluss, dass FMT eine sichere Behandlung für Fohlen mit Durchfall zu sein scheint und zu einigen klinischen und mikrobiotischen Veränderungen führen kann, die auf positive Effekte hindeuten. Es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um die Auswirkungen auf das Überleben und die langfristigen Ergebnisse bei betroffenen Fohlen zu bestätigen.


Die Studie „Effects of fecal microbiota transplantation on clinical outcomes and fecal microbiota of foals with diarrhea" von Jillian Bell, Sharanne L. Raidal, Rosemary S. Cuming, Gareth Trope und Kristopher J. Hughes ist am 12. Sep. 2024 in der Zeitschrift ,Journal of Veterinary Internal Medicine' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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