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So verbreitet sind West-Nil- und FSME-Virus bei Pferden in Ostösterreich
20.09.2021 / News

Gar nicht gut: Das West-Nil-Virus sowie das FSME-Virus sind im Osten Österreichs mittlerweile weit verbreitet, wie umfangreiche Blutanalysen bei Pferden und Eseln gezeigt haben.
Gar nicht gut: Das West-Nil-Virus sowie das FSME-Virus sind im Osten Österreichs mittlerweile weit verbreitet, wie umfangreiche Blutanalysen bei Pferden und Eseln gezeigt haben. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Ein internationales Forscherteam hat die Verbreitung von West-Nil-, FSME- und Usutu-Virus in der österreichischen Pferdepopulation untersucht – mit bedenklichem Ergebnis: In Ostösterreich sind das West-Nil- und das FSME-Virus inzwischen bei Equiden endemisch, so die Forscher.

 

Auslöser der gemeinsamen Studie war der erste Nachweis des West-Nil-Virus bei einem Pferd in Österreich im Jahr 2016 – worauf man im Jahr 2017 eine breitangelegte Untersuchung von Pferde-Blutproben durchführte, um einen realistischen und faktenbasierten Überblick über die tatsächliche Ausbreitung von West-Nil-Virus, FSME sowie des Usutu-Virus in Österreich zu erhalten. Alle drei durch Stechmücken/Zecken übertragenen Viren werden mit neurologischen Symptomen in Verbindung gebracht und zirkulieren in Österreich, wobei die Anzahl der jährlichen Fälle stark schwankt.  Insgesamt wurden für die Erhebung Blutproben von 348 Pferden und Eseln in Ostösterreich entnommen und analysiert.  

Die Übertragungszyklen des West-Nil-Virus und des Usutu-Virus sind ähnlich, wobei Vögel als Reservoir und amplifizierender Wirt fungieren und Mücken der Hauptvektor sind. Das West-Nil-Virus wurde in Österreich seit 2008 bei mehreren Arten gemeldet, darunter Greifvögel, Menschen und Mücken. An der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde 2016 die neurologische Form des West-Nil-Fiebers bei einem Pferd in Österreich diagnostiziert. Insgesamt wurden bis März 2021 11 bestätigte Fälle der neurologischen WNV-Krankheitsform an der Universitäts-Pferdeklinik behandelt – zwei im Jahr 2016, drei im Jahr 2017, zwei im Jahr 2018, drei im Jahr 2019 und einer im Jahr 2020 vorgestellt wurden. Alle Fälle zeigten Ganganomalien und die meisten zeigten Muskelzuckungen und eine Veränderung der geistigen Aktivität. Sechs wurden wegen der Schwere ihrer Probleme eingeschläfert.

2001 wurde das Usutu-Virus erstmals auf dem europäischen Kontinent, genauer gesagt in Österreich, nachgewiesen und mit dem Vogelsterben in Verbindung gebracht. Menschliche Fälle sind meist symptomfrei, aber in seltenen Fällen können sie neurologische Probleme verursachen.  Hinweise auf eine frühere Infektion wurden bei gesunden Pferden in Kroatien, Polen und Italien gefunden, ihr Vorkommen in Österreich war jedoch unbekannt.

Kleine Säugetiere sind die häufigsten Wirte des durch Zecken übertragenen FSME-Virus, das Pferde und Menschen infizieren kann. Historisch gesehen zogen hohe Fallzahlen beim Menschen in Österreich über Jahrzehnte Monitoring- und Massenimpfprogramme nach sich. An der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurden in den letzten 20 Jahren keine bestätigten klinischen Fälle von Zeckenenzephalitis bei Pferden diagnostiziert.

Die Proben von den 334 Pferden und 14 Eseln zur Analyse wurden alle 2017 auf dem Höhepunkt der Mückensaison entnommen. Die Forscher fanden neutralisierende Antikörper gegen das West-Nil-Virus – mit Ausnahme der geimpften Equiden – bei insgesamt 18 Tieren, das entspricht einer Verbreitung von 5,3% der Tiere. Die Prävalenz von Antikörpern gegen das durch Zecken übertragene FSME-Virus betrug 15,5 %, während sie beim West-Nil-Virsu nur 1,2 % betrug. Antikörper gegen das Usutu-Virus konnten nicht nachgewiesen (0 %).

Zusammenfassend meinten die WissenschaflterInnen, dass ihre Studie die regional begrenzte (= endemische) Verbreitung des West-Nil-Virus sowie des FSME-Virus bei Equiden in Ostösterreich eindeutig nachweisen konnte, nicht jedoch das Usutu-Virus. Und weiter: „Da Menschen und Equiden als Wirte eine Sackgasse für diese Viren darstellen und insofern zentrale epidemiologische Aspekte teilen, sind Überwachungs-Studien an Equiden wie die vorliegende für die öffentliche Gesundheit relevant. Die kontinuierliche Beobachtung von Pferden ist dabei ein praktikables Mittel, Voraussagen über die Viruszirkulation zu treffen, was es den medizinischen und tierärztlichen Behörden ermöglichen würde, Maßnahmen zu ergreifen, bevor eine groß angelegte Infektion von Menschen auftritt.“

Die Studie „West Nile Virus and Tick-Borne Encephalitis Virus Are Endemic in Equids in Eastern Austria" von Phebe de Heus, Jolanta Kolodziejek, Zdenĕk Hubálek, Katharina Dimmel, Victoria Racher, Norbert Nowotny und Jessika-M.V. Cavalleri ist am 19. Sep. 2021 in der Zeitschrift ,viruses' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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