Das in den Niederlanden und in Deutschland beschlossene Verkaufsverbot von Pyrotechnik bringt auch andere Länder unter Druck: Angesichts der Corona-Pandemie und der angespannten Lage in den Spitälern prüft die Regierung gerade ähnliche Maßnahmen in Österreich.
Die Niederlande sind im November vorgeprescht, Deutschland hat am Sonntag (13. Dez.) nachgezogen und ein bundesweites Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper und Böller beschlossen. Erklärtes Ziel der Maßnahme ist es, eine zusätzliche Belastung der Krankenhäuser durch Personen, die sich beim Zünden von Feuerwerk verletzen bzw. als Unbeteiligte verletzt werden und ärztlich versorgt werden müssen, möglichst zu vermeiden – eine in Corona-Zeiten zweifellos verständliche und nachvollziehbare Begründung.
Dergleichen könnte bald – sehr zur Freude von Tier- und Umweltschützern – auch in Österreich beschlossen werden. Nach einem Bericht der ,Salzburger Nachrichten’ prüfe das Gesundheitsministerium derzeit die rechtlichen Möglichkeiten für ein ähnliches Verbot in Österreich, ebenfalls mit der Zielsetzung, Kapazitäten in den Krankenhäusern für Corona-Patienten bzw. sonstige Personen mit akutem medizinischen Versorgungsbedarf freizuhalten. Auch das Wirtschafts- und das Innenministerium seien in die Gespräche eingebunden – eine Entscheidung müsste angesichts des vorhandenen Zeitdrucks zweifellos rasch getroffen werden.
Quälerei für Haus- und Wildtiere
Damit würde die Corona-Pandemie möglich machen, woran Umwelt- und Tierschützern schon seit langem vergeblich kämpfen: Diese fordern bereits seit Jahren ein Ende der sinnbefreiten Silvesterknallerei, die nicht nur die Umwelt belastet, sondern auch eine Quälerei für zahllose Haus- und Wildtiere darstellt. Tierschutz Austria-Präsidentin Madeleine Petrovic schlug deshalb bereits vor Wochen Alarm und zeigte sich besorgt, dass sich gerade im heurigen Corona-Jahr viele Menschen aus falsch verstandener Feierlaune mit besonders viel Feuerwerk eindecken könnten, um dann in ihrer unmittelbaren Umgebung der Knallerei zu frönen.
Dies gelte es unbedingt zu verhindern, so Petrovic: „Silvester ist für das Tierschutzhaus schon immer Grund zur Sorge. In den letzten beiden Jahren hat zwar die Präsenz der Polizei und die Anordnung einer Sperrzone wichtige Verbesserungen gebracht, doch das Grundproblem bleibt bestehen.“ Was sie damit genau meint: Tausende Raketen, Knallkörper und Feuerwerksgeschoße, die bereits Tage vor und noch Tage nach Silvester abgefeuert werden, versetzen nicht nur die meisten Haustiere und Wildtiere in Angst, Schrecken und Panik, sondern verpesten auch in einer atemberaubenden Art und Weise die Luft.
Grenzwerte extrem überschritten
So wurden etwa in Österreich in der Nacht auf den ersten Jänner 2018 Feinstaubwerte zwischen 150 und 440 Mikrogramm gemessen. Zum Vergleich: Der Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm. Deutsche Forscher haben gar herausgefunden, dass Feuerwerke zu Silvester binnen weniger Stunden bis zu einem Sechstel der Feinstaubmenge generieren, die der Straßenverkehr innerhalb eines Jahres verursacht. Das deutsche Umweltbundesamt selbst berichtete Ende 2019, dass jährlich rund 4.200 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt werden, der größte Teil davon natürlich in der Silvesternachtbelastet. Das belastet nicht nur die Umwelt immens, sondern auch die Gesundheit: Die Wirkungen reichen laut Umweltbundesamt von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen.
Jede Belastung vermeiden
„Gerade in Zeiten von COVID-19 kommt es eigentlich sehr darauf an, jede vermeidbare Belastung für die Lungen, insbesondere für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, für die Kinder und für alle, die ohnehin an Problemen mit den Atemwegen leiden, absolut einzustellen“, sagt Petrovic. Tierschutz Austria wird daher einen Appell mit ebendieser Botschaft an den Bundeskanzler, den Innenminister und den Gesundheitsminister senden. „Denn niemand könnte verstehen, dass zwar wir alle zur Solidarität aufgefordert sind, dass aber eine geradezu irre Zusatzbelastung für unsere Lungen mutwillig in der Umwelt freigesetzt wird“, so Petrovic. Im Übrigen ist was das Thema Feuerwerk betrifft, im Koalitionsabkommen eine Novellierung des Pyrotechnikgesetztes im Kapitel „Saubere Luft und besserer Lärmschutz“ vereinbart. Daher die Frage von Tierschutz Austria: Wann, wenn nicht jetzt?