News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Über den Energiehaushalt von Pferden im Winter
20.12.2020 / News

Diese Infrarotkamera-Aufnahme zeigt, dass das Saumband, ein physiologisch stark durchbluteter Teil, gerade noch um die 5 Grad Celcius misst – für das Pferd fühlt sich der Huf wie ein kalter, gefühlloser Klumpen an.
Diese Infrarotkamera-Aufnahme zeigt, dass das Saumband, ein physiologisch stark durchbluteter Teil, gerade noch um die 5 Grad Celcius misst – für das Pferd fühlt sich der Huf wie ein kalter, gefühlloser Klumpen an. / Foto: Dr. Reinhard Kaun
Stundenlanges, unbewegliches Herumstehen auf Gatschkoppeln lässt die Hufe massiv abkühlen – mit gravierenden negativen Folgen für den Energiehaushalt des Pferdes.
Stundenlanges, unbewegliches Herumstehen auf Gatschkoppeln lässt die Hufe massiv abkühlen – mit gravierenden negativen Folgen für den Energiehaushalt des Pferdes. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Kalte Beine, kaltes Wasser, kaltes Futter und stundenlanges Herumstehen auf matschigen, windigen Koppeln können zu schweren Energiedefiziten bei Pferden führen und ernste gesundheitliche Probleme verursachen. Dr. Reinhard Kaun gibt Tipps, wie man dies verhindern kann.

 

Dankenswerterweise ist an dieser Stelle in den letzten Tagen viel Bemerkenswertes über die „Energie“ von Pferden geschrieben worden (siehe den Beitrag „Wohltuend fürs Pferd: Energetisches Putzen regt den Energiefluss an", Anm.). Dennoch scheint es, dass vielen Pferdefreunden die enorme negative Bedeutung kalter Beine, kalten Futters und Wassers oder das stundenlange, unbewegliche Herumstehen auf „Gatschkoppeln“, im Wind oder in Zugluft für die Gesundheit von Pferden nicht klar ist.

Von Menschen, die der Meinung sind, das Pferd erfunden zu haben, kommt immer als Argument, dass Pferde Bewegungstiere wären, weshalb Boxenaufenthalt bei Wetterlagen, wie sie zur Zeit zumindest im Osten unseres Landes herrschen (Lufttemperatur um null Grad, relative Luftfeuchtigkeit 95 %, Nebel oder Nieselregen, leichter Wind) schädlich ist! Jahrelange Beobachtung, Aufzeichnungen und Messungen zeigen aber, dass landauf landab Pferde stundenlang, ohne sich zu rühren, auf matschigen Koppeln herumstehen: Der Boden und „Gatsch“, der den Huf bis zum Saumband umgibt, hat eine Temperatur um die zwei Grad Celsius und lässt den Huf massiv abkühlen und die Durchblutung erstarren – Sommerdiesel unter Winterverhältnissen.

Das obige Bild der Infrarotkamera zeigt, dass das Saumband, ein physiologisch stark durchbluteter Teil, gerade noch um die 5 Grad Celcius misst – für das Pferd fühlt sich der Huf wie ein kalter, gefühlloser Klumpen an, gut daran zu erkennen, dass abwechselndes Beineheben im Stehen, nicht aber aktive Laufbewegung die Folge ist.

Eine weitere Folgeerscheinung dieser unangenehmen Jahreszeit ist das kalte Futter und das kalte Wasser – meist aus Selbsttränken. Hat das Wasser nur wenige Plusgrade, wird die Aufnahme zwar auf ein Mindestmaß reduziert: Das Pferd benötigt aber große Mengen an Wärmeenergie, um Futter und Wasser auf Körpertemperatur aufzuwärmen. Der Energiehaushalt kennt den Begriff des „Dreifacher-Erwärmer-Meridians“ – die drei „Brennkammern“ Lunge, Magen und Nieren, die einander positiv, aber auch sehr negativ beeinflussen können und die bei Energiedefiziten zu Husten, Magenproblemen und Nierenkrankheiten führen, allgemeine Gewichtsabnahme und steife Bewegung sind weitere Folgen.
Energie kann aber durch „energetisches Putzen“ und Energieausgleichsstriche nur dann verteilt werden, wenn sie im Körper des Pferdes vorhanden ist.

Deshalb die Empfehlung:
– Aktive Bewegung für kurze Zeit statt stundenlanges Herumstehen im „Gatsch“.
– Verhinderung von Abkühlung durch Wind im Freien und Zugluft im Stall.
– Wasser nicht eiskalt aus der Leitung, sondern „überschlagen“ aus dem Eimer.
– Kraftfutter mit grober Kleie und heißem Wasser anrühren und warm füttern.
– Zugluft  (diagonales Fenster öffnen oder offene Futterluken an der Decke) verhindern.
– Auffüllen der Energiedepots durch Beigabe von erwärmten Sonnenblumen- oder Maiskeimöl zu Futter.
– Massage der „Übergänge“ – speziell an den Saumbändern – mit Wurzelbürsten.

Univ.Lektor VR Mag. Dr. Reinhard Kaun – Sachverständigenbüro für klinische und forensische Veterinärmedizin, Tierhaltung & Forensische Hippologie
Fachtierarzt für Pferdeheilkunde em., Fachtierarzt für physikalische Therapie & Rehabilitationsmedizin em., Allgemein beeideter & gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, A 2070 Retz, Herrengasse 7, Tel. +43.699.10401385, Web: www.pferd.co.at | www.pferdesicherheit.at

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen