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Erschreckende Zunahme von Magengeschwüren bei abgesetzten Fohlen
18.04.2018 / News

Erschreckend: Nahezu jedes in der Studie erfasste Fohlen hatte zwei Wochen nach dem Absetzen Magengeschwüre.
Erschreckend: Nahezu jedes in der Studie erfasste Fohlen hatte zwei Wochen nach dem Absetzen Magengeschwüre. / Symbolfoto: Irene Gams

Eine aktuelle Studie zeigt alarmierende Zahlen: Innerhalb von zwei Wochen nach dem Absetzen entwickelten 98 % der untersuchten Fohlen Magengeschwüre.

 

Die Studie, die von einem internationalen Forscherteam durchgeführt wurde, diente primär dem Zweck, die diagnostische Genauigkeit eines speziellen Screening-Tests, bei dem die Saccharose-Konzentration im Blut gemessen wird, für den Nachweis von Magengeschwüren bei Fohlen zu überprüfen. Magengeschwüre treten auch im Fohlenalter überraschend häufig auf (in früheren Untersuchungen lag das Auftreten zwischen 22 und 57 %) und können bei abgesetzten Fohlen sogar zum Tod führen. Viele der erkrankten Fohlen zeigen jedoch keine äußeren Symptome, weshalb ein einfacher und kostengünstiger Screening-Test zur Früherkennung wichtig und wünschenswert wäre. Ein verlässlicher klinischer Nachweis von Magengeschwüren ist derzeit nur mittels Gastroskopie möglich – die aber relativ zeitaufwendig und kostenintensiv ist.

Für die Studie wurden insgesamt 45 Fohlen eines großen Zuchtbetriebs im Alter von etwa 6 Monaten herangezogen. Die Fohlen wurden insgesamt zweimal – nämlich 7 Tage vor sowie 14 Tage nach dem Absetzen – dem Blut-Saccharose-Test sowie einer Gastroskopie unterzogen, um eine zuverlässige Vergleichsdiagnose zu haben. Keines der Fohlen zeigte vor den Untersuchungen irgendwelche klinischen Symptome eines Magengeschwürs (etwa Appetitlosigkeit, übermäßige Speichelproduktion, Zähneknirschen oder Anzeichen einer Kolik).

Die Resultate waren auch für die Wissenschaftler erschütternd: „Das Auftreten von Magen-Läsionen vor dem Absetzen lag bei 21 % und erhöhte sich auf erschreckende 98 % zwei Wochen nach dem Absetzen“, so das Resümee. Diese Zahl übertrifft selbst schlimmste Befürchtungen – und ist eine eindringliche Warnung, dieser Erkrankung bereits im Fohlenalter noch mehr Beachtung zu schenken. Michael Hewetson, einer der Studienautoren, meinte: „Das ist die erste derartige Untersuchung, die verlässliche Daten über das Auftreten von Magengeschwüren bei Fohlen unmittelbar nach dem Absetzen liefert – abgesehen von den vielen Berichten und Anekdoten, in denen das Absetzen als Risikofaktor für Magengeschwüre beschrieben wurde.“ Der enorm hohe Prozentsatz sei ein deutlicher Hinweis, sich diesem gesundheitlichen Problem auch und gerade bei Fohlen noch entschiedener anzunehmen, so der Wissenschaftler weiter.

Doch die Studie konnte auch mit einem positiven Ergebnis aufwarten: Der in der Untersuchung verwendete Bluttest zur Messung der Saccharose-Konzentration bzw. der Saccharose-Permeabilität (= Durchlässigkeit) hat sich als nützliches und praxistaugliches Instrument zur Früherkennung von Magengeschwüren bewährt, wie es in der Zusammenfassung heißt: Er sei kostengünstig und auch für größere Testgruppen einsetzbar, für die Fohlen wenig belastend, leicht durchzuführen und auch von guter Genauigkeit. Aufgrund seiner geringen Spezifität könne er selbstverständlich die Gastroskopie nicht ersetzen – aber er kann als klinisch sinnvolles Screening jene Fohlen identifizieren, die sinnvollerweise einer Gastroskopie unterzogen werden sollten, um eine zuverlässige Diagnose zu erhalten.

Die Forscher abschließend: „Angesichts der möglicherweise tödlichen Folgen von Magengeschwüren bei Fohlen und der Tatsache, dass bis zu 57 % der Fohlen ohne klinische Symptome sind, ist ein großangelegtes Screening zur Früherkennung auf Gestüten zweifellos wünschenswert, um eine frühzeitige Diagnose und sofortige Behandlung zu gewährleisten, bevor es zu ernsthaften Beschwerden und Komplikationen kommt. Der Nutzen eines zielgenauen Screeningtests ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.“

Die Studie „Diagnostic accuracy of blood sucrose as a screening test for equine gastric ulcer syndrome (EGUS) in weanling foals“ von Michael Hewetson, Monica Venner, Jan Volquardsen, Ben William Sykes, Gayle Davina Hallowell, Ingrid Vervuert, Geoffrey Theodore Fosgate und Riitta-Mari Tulamo ist in der Zeitschrift ,Acta Veterinarai Scandinavica’ erschienen und kann in englischsprachiger Originalfassung hier nachgelesen werden.

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