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Künstliche Intelligenz wacht über das Wohl des Pferdes
19.04.2018 / News

StableGuard erkennt Verhaltens- und Bewegungsmuster des Pferdes und kann diese eigenständig analysieren.
StableGuard erkennt Verhaltens- und Bewegungsmuster des Pferdes und kann diese eigenständig analysieren. / Foto: Screenshot Youtube-Video

Ein Startup aus den USA hat ein revolutionäres System zur Pferde-Überwachung entwickelt: StableGuard basiert auf den Fähigkeiten künstlicher Intelligenz und kann Sicherheits- oder Gesundheits-Probleme bei Pferden eigenständig erkennen und an den Besitzer melden.

 

Video-Überwachungssysteme sind in der Pferdeszene bereits weit verbreitet und haben sich bei vielfältigen Anwendungen – etwa im Stallbereich oder bei Transporten – einen fixen Platz erobert. Ein erheblicher Nachteil derartiger Systeme: Sie liefern lediglich Bilder – die von einem externen Beobachter analysiert und interpretiert werden müssen, und das im Idealfall rund um die Uhr, damit dem Pferd im Notfall möglichst rasch geholfen werden kann. Wenn diesen Notfall niemand rechtzeitig bemerkt, nützt auch die beste Videoüberwachung nichts – das Unglück wird seinen Lauf nehmen.

Eine solche bittere Erfahrung musste auch Alexa Anthony machen: Die begeisterte Reiterin hat eines ihrer besten Pferde – den damals acht Jahre alten Magic – verloren, weil er mitten in der Weihnachtsnacht 2012 eine Kolik erlitten und dies niemand bemerkt hatte. Als sie am Morgen des nächsten Tages in den Stall kam, war es bereits zu spät – Magic musste eingeschläfert werden. Für Alexa Anthony war es ein traumatisches Ereignis, das ihr Leben verändern sollte: „Wenn es irgendetwas gegeben hätte, das uns rechtzeitig gewarnt hätte, als sich die ersten Koliksymptome einstellten, dann hätten wir noch irgendetwas tun und frühzeitig eingreifen können – und Magic wäre möglicherweise noch bei uns“, so Anthony rückblickend. „Pferde sind sehr empfindliche Tiere, und sogar Tierärzte oder Pferdeprofis können die ersten Anzeichen eines ernsten Problems übersehen, etwa bei einer Kolik oder beim Festliegen, besonders, wenn sich diese mitten in der Nacht zeigen."

Das Problem ließ Alexa Anthony seither keine Ruhe mehr. Sie arbeitete damals bei Intellectual Ventures in Washington – einem privaten Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Lizenzierung von geistigem Eigentum spezialisiert hat und eine Vielzahl von Patenten hält. Bei Intellectual Ventures traf sie auf Jacob Sullivan, einen Ingenieur und Unternehmer – und während einer Sitzung kam das Gespräch irgendwie auf ihr Pferd Magic und auf das, was ihm zugestoßen war. Und plötzlich kam ihnen der Gedanke eines Überwachungssystems, das sich die Möglichkeiten und Vorteile modernster Computertechnologie zunutze machen könnte.

Es war die Geburtsstunde einer Idee, die Alexa Anthony seither nicht mehr losgelassen hat. Gemeinsam mit Jacob Sullivan gründete sie Magic AI (AI = Artificial Intelligence, Künstliche Intelligenz) und scharte mehrere Spezialisten um sich, um aus dem einfachen Gedanken ein marktreifes Produkt und auch ein tragfähiges Geschäftsmodell zu machen. Mittlerweile ist der von ihnen entwickelte ,StableGuard’ (,Stall-Wächter’) soweit ausgereift, dass er an Kunden ausgeliefert werden kann – und das Unternehmen hat vor kurzem ein 1,2 Millionen Dollar-Investment für die weitere Expansion erhalten.

,StableGuard’ ist das weltweit erste selbstlernende Überwachungssystem für Pferde: Mittels einer in der Box angebrachten Videokamera wird das gesamte Verhalten des Pferdes aufgezeichnet, auf spezielle Server des Unternehmens übertragen und in Echtzeit von einer AI-basierten Software ausgewertet. Allfällige Probleme werden via Smartphone-App sofort an den Besitzer gemeldet. StableGuard lernt, die unterschiedlichen Verhaltens-Signale des Pferdes wahrzunehmen und zu interpretieren – es erkennt, wenn das Pferd Stress-Symptome oder Anzeichen von Unwohlsein zeigt, es kann Fress- und Trinkgewohnheiten analysieren und sogar die vom Pferd abgesonderte Menge an Mist und Urin einschätzen. Die Software soll sogar in der Lage sein, eine Trächtigkeit zu erkennen, noch bevor der Besitzer auch nur eine Ahnung davon hat.

Vor allem aber würde ,StableGuard’ sofort Alarm schlagen, wenn mit dem Zustand des Pferdes irgendetwas nicht in Ordnung ist, wenn es sich sonderbar benimmt oder wenn seine Verhaltensweisen darauf hindeuten, dass es sich nicht wohlfühlt oder Schmerzen hat. In einem solchen Fall würde die mobile App den Besitzer sofort auf das mögliche Problem hinweisen – dieser kann dann nach dem Pferd sehen und über die weitere Vorgangsweise entscheiden.

„Was StableGuard einzigartig macht, ist die Tatsache, dass wir ein System entwickelt haben, welches das Pferdeverhalten spezifisch erkennt“, so Jacob Sullivan, der heutige Chief Technology Officer des Unternehmens. „Mittels einer sehr einfachen mobilen App kann der Besitzer Benachrichtigungen über alles erhalten, was mit dem Pferd möglicherweise nicht in Ordnung ist – und er kann sich auch nachträglich Videos jener Zeiträume bzw. Vorfälle ansehen, in denen seinem Pferd vielleicht irgendetwas zugestoßen ist.“

Für Sullivan ist sogar noch viel mehr möglich: Sein Team arbeitet derzeit daran, die AI-basierte Software soweit zu verfeinern, dass sie auch in der Lage ist, schon bei kleinsten Anzeichen auf mögliche gesundheitliche Probleme hinzuweisen und künftige Krankheiten des Pferdes gleichsam vorherzusagen.

Details über ,StableGuard’ erfährt man auf der Website des Unternehmens – und auch in diesem Video …

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