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Magengeschwüre auch bei Wildpferden häufig
07.07.2015 / News

Auch Wildpferde wie die britischen Exmoor-Ponys leiden häufig unter Magengeschwüren, so eine aktuelle Studie.
Auch Wildpferde wie die britischen Exmoor-Ponys leiden häufig unter Magengeschwüren, so eine aktuelle Studie. / Foto: Martin Haller

Magengeschwüre sind – wie eine aktuelle Untersuchung in Großbritannien herausfand – offenbar nicht nur bei Hauspferden ein häufiges Problem, sondern auch bei Wildpferden. Die Gründe dafür sind noch unklar.

 

Daß Magengeschwüre (Equine Gastric Ulcer Syndrome = EGUS) ein weit verbreitetes gesundheitliches Problem bei Hauspferden sind, ist hinlänglich bekannt und in zahlreichen Studien nachgewiesen. Frühe Untersuchungen bei amerikanischen Rennpferden zeigten, daß 93 % von ihnen Magengeschwüre hatten. Eine großangelegte Studie in den USA zwischen 2008 und 2010 ergab, daß von 3.354 Pferden, die von US-Veterinären mittels Gastroskopie untersucht worden waren, nicht weniger als 58 % an Magenulcera unterschiedlichen Grades litten.

Magengeschwüre sind unterschiedlich tiefe Verletzungen der Magenschleimhaut, die von der Magensäure verursacht werden. Das Pferd produziert im Gegensatz zum Menschen ständig Magensäure, da es in freier Wildbahn unentwegt mit der Futtersuche bzw. Futteraufnahme beschäftigt ist. Wenn nun ein Hauspferd nur mehr dreimal pro Tag seine Futterration erhält, nimmt die Magensäureproduktion Überhand und kann die Magenschleimhaut – insbesondere im empfindlichen oberen, drüsenfreien Teil der Magenschleimhaut (Pars proventicularis) – irritieren bzw. schädigen.

Als Hauptauslöser für Magengeschwüre gelten die vom Menschen vorgegebenen Haltungsbedingungen, unregelmäßige bzw. falsche Fütterung, intensives Training – und vor allem Stress, weshalb vielen Magengeschwüre auch als ,Zivilisationskrankheit' der heutigen Pferde gelten. Je größer die dem Pferd zugemutete Belastung ist und je mehr die Haltungs- und Fütterungsbedingungen von der natürlichen Norm abweichen, umso größer die Wahrscheinlichkeit von Magengeschwüren – so lautete die bislang vorherrschende Ansicht.

Wenn es nach den Erkenntnissen des Australiers Benjamin Sykes sowie seiner Kollegen von der Oxford Brookes Universität in Großbritannien geht, dann muß man diese Meinung zumindest teilweise revidieren. In ihrer Studie ,A comparison of Gastric Ulcer Prevalence in Feral and Domesticated Horses in the UK: an Abattoir Study" (,Vergleich der Häufigkeit von Magengeschwüren bei Wild- und bei Hauspferden in Großbritannien – eine Untersuchung an Schlachtpferden') gingen sie der schlichten Frage nach, ob das Auftreten von Magengeschwüren tatsächlich eine spezifische Eigenart von Hauspferden ist – oder ob auch wild- bzw. freilebende Pferde, die nur sehr geringen menschlichen Einflüssen unterliegen, davon betroffen sind. Die Studie wurde vor kurzem im Rahmen des „American College of Veterinary Internal Medicine Forum" von 4.–6. Juni in Indianapolis/USA vorgestellt.

Sykes und seine Kollegen untersuchten dabei zwei unterschiedliche Formen von Magengeschwüren – nämlich solche, die im oberen, drüsenfreien Bereich der Magenschleimhaut auftreten und den größten Teil der bislang beobachteten Magengeschwüre bilden (ESGD = Equine Squamos Gastric Disease) sowie jene Geschwüre, die im unteren, drüsenreichen Teil der Magenschleimhaut auftreten (EGGD = Equine Glandular Gastric Disease).

Insgesamt wurden 78 Pferde im Rahmen der Untersuchung analysiert – davon 51 Hauspferde und 27 Wildpferde, die aus den Regionen Dartmoor und Exmoor stammten. Nach der Schlachtung wurde eine Sektion des Magens durchgeführt und dessen Innenseite fotografiert.   Diese Fotos wurden von Benjamin Sykes analysiert und mittels einer fünfstufigen Bewertungsskala (von 0 bis 4) klassifiziert – ohne daß er wußte, ob es sich nun um ein Haus- oder ein Wildpferd handelte (diese Zuordnung erfolgte erst nach der Beurteilung). Eine Bewertung von 0 oder 1 wurde als ,negativ' (also kein Nachweis eines Magengeschwürs) eingestuft, eine Bewertung von 2, 3 oder 4 als ,positiv' (Nachweis eines Magengeschwürs).

Das Ergebnis überraschte alle Beteiligten und ergab, daß nicht nur Hauspferde, sondern auch Wildpferde zu einem beachtlich hohen Prozentsatz von Magengeschwüren betroffen waren. Die Detailergebnisse zeigten, daß
– 22,7 % der Wildpferde und 60,8 % der Hauspferde ESGD-positiv waren, und daß
– 29,6 % der Wildpferde und 70,6 % der Hauspferde EGGD-positiv waren.

Wie diese Zahlen zeigen, konnte sowohl ESGD als auch EGGD bei domestizierten Pferden weitaus häufiger nachgewiesen werden als bei Wildpferden. Bemerkenswert und erstaunlich war aber das häufige Auftreten von ESGD und EGGD bei Wildpferden, das bei jedem vierten bzw. fünften Tier nachgewiesen werden konnte. Während es für ESGD eine naheliegende Erklärung gibt – die Wildpferde waren vor der Schlachtung erheblichem Stress ausgesetzt – so ist der Nachweis von EGGD in so hohem Ausmaß tatsächlich eine große Überraschung. Benjamin Sykes: „Während es allgemein bekannt ist, dass das Risiko von ESGD mit der Intensität des Managements und der Stressbelastung ansteigt, ist das nach meinem Wissen der erste Nachweis, daß möglicherweise ein ähnlicher Effekt auch für EGGD besteht." Um dies bestätigen und die auslösenden Faktoren von EGGD besser verstehen zu können, sind weiterführende Untersuchungen notwendig und wünschenswert, so Sykes.

 

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