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Zecken bei Pferden: An diesen Körperstellen stechen sie besonders gern
17.08.2021 / News

Eine beunruhigende Erkenntnis: Zeckenbefall ist für Pferde ein Ganzjahres-Problem.
Eine beunruhigende Erkenntnis: Zeckenbefall ist für Pferde ein Ganzjahres-Problem. / Symbolfoto: Archiv
Die einzelnen Zeckenarten haben bevorzugte Anheftungsstellen, wie die Auswertung der US-Wissenschaftler zeigt.
Die einzelnen Zeckenarten haben bevorzugte Anheftungsstellen, wie die Auswertung der US-Wissenschaftler zeigt. / Grafik: Kellee D. Sundstrom et.al.

Offenkundig haben bestimmte Zeckenarten auch bevorzugte Anheftungsstellen, das fanden US-Wissenschaftler in einer aktuellen Studie heraus. Eine weitere wichtige Erkenntnis: Zecken sind tatsächlich ein Ganzjahrs-Problem.

 

Zecken kommen bei Pferden häufig vor – das ist nichts Neues. Doch wie häufig werden Pferde tatsächlich von Zecken gestochen, in welchen Monaten ist die Zeckengefahr besonders groß – und welche Körperstellen suchen sich Zecken für ihre Angriffe bevorzugt aus? Zu Fragen wie diesen sind wissenschaftliche Untersuchungen rar, was US-ForscherInnen rund um Kellee Sundstrom von der Oklahoma State University ändern wollten: Sie untersuchten im Rahmen einer ganzjährigen Studie den Befall von Pferdezecken in Nordamerika – und förderten bemerkenswerte Details zutage.

Um die Präferenzen der Bindungsstellen besser zu verstehen, hat das Studienteam 88 Pferde von acht Farmen im Nordosten des Bundesstaates aufgenommen. Die Pferde, bestehend aus 26 Hengsten bzw. Wallachen und 62 Stuten, waren zwischen 1 bis 23 Jahren alt und wurden über einen Zeitraum von einem Jahr zweimal pro Monat ausgewertet. Dabei wurde jedes Pferd penibel und systematisch von Kopf bis Schweif untersucht. Die Anheftungsstellen der Zecken wurden aufgezeichnet und alle Zecken zur Identifizierung der Art und ihres Entwicklungsstadiums gesammelt.

Während der Studie wurden insgesamt 2.731 Zecken gesammelt. Insgesamt waren 84,1 % der Pferde – das waren 74 von 88 Tieren – bei einer oder mehreren Untersuchungen befallen. Die durchschnittliche Anzahl der während der Untersuchungen gefundenen Zecken betrug drei.

Insgesamt wurden fünf Zeckenarten im Untersuchungszeitraum identifiziert, darunter Amblyomma americanum (Amerikanische Waldlaus, 78,2 % aller Zecken), Ixodes scapularis (Hirschzecke, 18,2 %), Dermacentor albipictus braune Variante (Buntzecken-Variante, 2,6 %), Dermacentor variabilis (Amerikanische Hundezecke, 0,7 %) und Amblyomma maculatum (Amerikanische Golfküsten-Buntzecke, 0,3 %). Die meisten Zecken waren ausgewachsen (83,6%), aber gelegentlich wurden auch unreife Exemplare gefunden.

Sehr interessant waren die bevorzugten Körperstellen, die sich die diversen Zeckenarten für ihre Stiche aussuchten: A. americanum wurden am häufigsten in der hinteren Bauchregion bzw. der Hinterhand entdeckt, während I. scapularis und D. albipictus am häufigsten im Brust- und Achselbereich (dem Bereich zwischen Vorderbein und Brust eines Pferdes) gefunden wurden.

Eine weitere wichtige Erkenntnis: Zecken sind tatsächlich ein Ganzjahres-Problem, denn es wurden in jedem Monat des Jahres Zecken bei Pferden gefunden, wobei die größte Anzahl (638 Zecken oder 23,4%) im Mai gesammelt wurde. A. americanum, hauptsächlich unreif, war die einzige im September gefundene Zecke, während I. scapularis und D. albipictus von Oktober bis Februar vorherrschten und sowohl A. americanum als auch I. scapularis im März häufig waren. In den wärmeren Monaten April bis August war A. americanum die häufigste Zecke, gefolgt von D. variabilis und A. maculatum.

„Diese Forschung bestätigt, dass Zecken, die in Nordamerika bei Pferden verbreitet sind, Präferenzen hinsichtlich der Anheftungsstelle haben und dass Zecken in Oklahoma das ganze Jahr über, auch im Winter, Pferde befallen“, so das Studienteam. Auch die bevorzugten Lebensräume der jeweiligen Zeckenarten dürften die Ergebnisse beeinflusst haben: Sowohl A. americanum als auch I. scapularis bevorzugen bewaldete Habitate mit dichtem Unterholz, während D. variabilis und A. maculatum häufiger in offenen Gebieten, bewachsenen Feldern oder Wiesen zu finden sind. Insofern sind die Ergebnisse auch nur bedingt auf andere Regionen – etwa auf Europa – sowie auf unterschiedliche Zeckenarten anwendbar.

Die Praktiken zur Zeckenbekämpfung auf den einzelnen Farmen wurden für die Pferde in der Studie nicht aufgezeichnet und variierten vermutlich zwischen den Standorten. Besonders effektiv waren sie aber nicht – denn Zecken wurden immer noch häufig gefunden, so die Autoren fest.

Das Resümee der WissenschaftlerInnen: „Obwohl die Präferenzen an der Anheftungsstelle für die betrachteten Arten allgemein anwendbar sind, sind weitere Forschungen notwendig, um das Risiko, das alle Zeckenarten in Nordamerika für die Gesundheit der Pferde darstellen, vollständig abschätzen zu können. Wie bei Kleintieren können Pferde von einer ganzjährigen Zeckenbekämpfung bzw. -kontrolle profitieren. Leider sind die dabei zur Verfügung stehenden Optionen begrenzt, erfordern eine regelmäßige Anwendung und können Sicherheitsbedenken aufwerfen, was bedeutet, dass Zeckenbefall für Pferdebesitzer weiterhin eine Herausforderung darstellen wird.“

Die Studie „Equine attachment site preferences and seasonality of common North American ticks: Amblyomma americanum, Dermacentor albipictus, and Ixodes scapularis" von Kellee D. Sundstrom, Megan W. Lineberry, Amber N. Grant, Kathryn T. Duncan, Michelle M. Ientile und Susan E. Little ist am 14. Aug. 2021 in der Zeitschrift ,Parasites & Vectors" erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

Wie man Zecken beim Pferd – sobald man sie entdeckt hat – richtig entfernt, kann man in diesem Artikel nachlesen!

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