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Corona-Krise: FN- und Schweizer Verbandspräsident mahnen zu Disziplin und Zusammenhalt
20.03.2020 / News

Was der Grundversorgung des Pferdes dient, soll und muss auch weiterhin erledigt werden – was ausschließlich meinem persönlichen Vergnügen dient, muss hintangestellt werden, so SVPS-Präsident Charles F. Trolliet.
Was der Grundversorgung des Pferdes dient, soll und muss auch weiterhin erledigt werden – was ausschließlich meinem persönlichen Vergnügen dient, muss hintangestellt werden, so SVPS-Präsident Charles F. Trolliet. / Symbolfoto: Pixabay

Die Präsidenten der FN und des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport haben sich mit öffentlichen Erklärungen an ihre Mitglieder gewandt – und mahnen angesichts der schwierigen Situation zu Solidarität, aber auch zu Disziplin und Besonnenheit.

 

Sich in einer herausfordernden Situation direkt und persönlich an seine Bürger zu wenden und die richtigen Worte zu finden, zählt zweifellos zu den vornehmsten Aufgaben von Führungspersönlichkeiten jeder Art – und ist ein unverzichtbarer Teil eines gelungenen Krisenmanagements. Diese Pflichtübung haben in den letzten beiden Tagen die Verbandspräsidenten der Deutschen FN und der Präsident des Schweizerischen Verbands für Pferdesport (SVPS) wahrgenommen und in geradezu mustergültiger Weise erledigt:

Bereits am 18. März fand Charles F. Trolliet für die Schweizer Pferde-Community sowohl tröstende als auch mahnende Worte – die ein breites, positives Echo fanden. Er erinnert vor allem daran, dass man – trotz der derzeit in der Schweiz geltenden Einschränkungen – sich weiterhin frei bewegen und auch zu seinem Pferd könne, was in Zeiten wie diesen keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Und er appelliert daran, diese Freiheit nicht zu missbrauchen und die strikten Abstands- und Hygiene-Regeln auch im reiterlichen Umfeld peinlich genau einzuhalten: Was der Grundversorgung des Pferdes dient, soll und muss auch weiterhin erledigt werden – was ausschließlich meinem persönlichen Vergnügen dient, muss hintangestellt werden, so sein Aufruf. Hier seine bemerkenswerte Erklärung im Wortlaut:

Liebe Pferdefreundinnen, liebe Pferdefreunde, liebe Verbands- und Vereinsverantwortlichen, liebe Offizielle, liebe Veranstalter

Das neuartige Coronavirus und die damit verbundenen einschränkenden Massnahmen des Bundes bestimmen derzeit unseren Alltag, sorgen für Verunsicherung, stellen unsere Gewohnheiten auf den Kopf. Diese ausserordentliche Lage ist für uns alle in vielerlei Hinsicht belastend.
In der Schweiz haben wir jedoch das Glück, dass wir uns weiterhin frei bewegen dürfen und nicht zuletzt zu unseren Pferden können. Der Blick in das nahe Ausland zeigt, dass dies in der aktuellen Situation keine Selbstverständlichkeit mehr ist!

Damit das in der Schweiz auch weiterhin so bleibt, sind alle aufgerufen, die Auflagen des Bundes einzuhalten. Die Situation erfordert von uns allen Solidarität, gesunden Menschenverstand und Besonnenheit. Suchen Sie nicht nach strikten Gesetzmässigkeiten, sondern versuchen Sie zu verstehen, weshalb gewisse Regeln eingeführt wurden, welchen Zweck sie erfüllen. Wir sollten uns Gedanken machen, wie wir beim Umgang mit unseren Pferden die Distanzierungs- und Hygieneregeln erfüllen können, wie wir Stallkollegen, die zur Gruppe der besonders gefährdeten Personen gehören, entlasten können, wie wir bei der Betreuung und Bewegung unserer Pferde keine unnötigen Risiken eingehen, um kein Spitalbett aufgrund eines Reitunfalls zu besetzen. Vertrauen Sie den Reitschul- und Pensionsstallbetreibern und verzichten Sie auf Besuche beim Pferd, die für sein Wohlbefinden nicht notwendig sind. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt: Was dient der Grundversorgung des Pferdes und ist somit meine Pflicht und was dient meinem persönlichen Vergnügen und sollte vermieden werden?

Wenn wir uns ärgern, dass unser wöchentlicher Vereinskurs abgesagt wurde, sollten wir an die vielen KMU denken – sie sind nota bene die treuen Sponsoren unserer Concours –, die ihre Geschäfte schliessen mussten und nun um ihre wirtschaftliche Existenz bangen, denn Ladenmieten und Angestelltenlöhne müssen weiterhin bezahlt werden. Glücklicherweise hat der Bund auch hier schnelle und unbürokratische Hilfe versprochen.

Unsere Reitschulen und Reitbetriebe stehen vor grossen Herausforderungen und sind dankbar für die Solidarität und Unterstützung der Pferdecommunity. Der Branchenverband Swiss Horse Professionals (SHP) wird sich hier gemeinsam mit dem Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS) für Lösungen einsetzen, um deren wirtschaftlichen Schaden möglichst gering zu halten.

In diesem Sinne rufe ich Sie alle auf, Ruhe zu bewahren und einen Gang herunterzuschalten. Verzichten Sie auf unnötige Pferdetransporte für Trainings und spazieren Sie stattdessen eine Runde durch den Wald mit ihrem Pferd, unter strikter Einhaltung der Distanzierungs- und Hygienemassnahmen vor, während und nach der Beschäftigung mit dem Pferd. Stellen Sie seine Pflege sicher und seien Sie dankbar, dass Sie diese schönen Momente geniessen dürfen – sie sind keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen jetzt reagieren! Wir müssen uns strikte an die Auflagen halten, statt nach Schlupflöchern zu suchen. Nur so haben wir eine Chance zu verhindern, dass die Restriktionen noch strenger werden.

Halten Sie durch und bleiben Sie gesund!

Charles Trolliet SVPS-Präsident

Erklärung von FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau
Auch Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), ruft in einem offenen Brief vom 19. März alle Pferdesportler und Pferdezüchter dazu auf, ihren Beitrag zu einer schnelle Beendigung der Krise zu leisten – und in Zeiten der Krise solidarisch zu sein und zusammenzuhalten. Hier seine Ausführungen ebenfalls im Wortlaut:

Liebe Pferdesportler, liebe Züchter,

wir befinden uns einer Situationen, wie noch keiner von uns sie je erlebt hat. Eine Situation, die die Politik, die Wirtschaft, den Sport und die Landwirtschaft und uns alle täglich vor neue Herausforderungen stellt. Wir haben es mit einer unsichtbaren Gefahr zu tun, von der keiner weiß, wo sie gerade lauert und welche Auswirkungen sie auf uns hat. Gehören wir zu denjenigen, die glimpflich davonkommen oder zu denjenigen, für die eine Infektion mit dem Corona-Virus dramatische Folgen hat? Wir wissen es nicht. Nur eines ist klar. Auch wir Reiter, Fahrer, Voltigierer, Pferdebesitzer, Züchter, Ausbilder, Turnierfachleute, Betreiber von Pferdebetrieben und Vereinsmitglieder müssen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und unseren Teil dazu beitragen, damit wir die Krise so schnell und so gut wie möglich überstehen. Auch wenn dies an der ein oder anderen Stelle einen drastischen Einschnitt in unser gewohntes Leben bedeutet.

Eines haben wir Pferdeleute - bei allen gelegentlichen Differenzen - gemeinsam: Die meisten von uns denken in der Krise als allererstes an ihr Pferd. Das entnehmen wir auch den unzähligen Anfragen, die die FN seit Zuspitzung der Krise täglich erreichen. Seien Sie versichert, dass wir sie alle ernst nehmen. Auf Hochdruck arbeiten wir daran, alle Fragen zu beantworten und Sie alle immer über den gerade aktuellen Sachstand auf dem Laufenden zu halten. Dafür haben wir auf der FN-Homepage eine Seite eingerichtet. Unter www.pferd-aktuell.de/coronavirus finden Sie alles, was wir Ihnen zum Thema mitteilen können.

Haben Sie aber auch Verständnis dafür, dass wir nicht auf jede Frage sofort die passende Antwort haben. Wie gesagt, die Lage ändert sich oft stündlich und auch die zuständigen Ministerien und Behörden müssen sich erst auf die Neuerungen einstellen. Wie Sie aber vielleicht schon bemerkt haben, geben unsere Mitarbeiter in Warendorf und in den Landesverbänden ihr Bestes, um die Interessen der Pferdesportler, Pferdebesitzer und Pferdezüchter so gut wie möglich zu vertreten. Zum Wohle unserer Pferde, unserer Mitglieder, aber auch im Sinne unserer Gesellschaft.

Wir Pferdeleute müssen zusammenhalten, gerade jetzt. Paradoxerweise bedeutet dies, Abstand zu halten. Ich bitte Sie dabei um etwas Geduld. Nach der Krise wird es genügend Zeit geben, in denen wir gemeinsam ausreiten, uns auf Turnieren treffen, im Stübchen unsere Begeisterung für Pferde teilen und zusammen feiern können. Jetzt können wir uns und unseren Pferden am meisten helfen, wenn wir eine Weile auf diesen geselligen Teil unseres Sports verzichten. Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihr Mitwirken.

Bleiben Sie gesund – für Ihre Pferde.

Ihr Breido Graf zu Rantzau

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