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Weiteres Pony in Hünxe getötet: Mehr Schutz vor Wölfen gefordert
24.10.2021 / News

Nach dem dritten mutmaßlichen Wolfsangriff auf ein Pony in der Region Hünxe sind Angst und Verunsicherung unter Tierhaltern groß.
Nach dem dritten mutmaßlichen Wolfsangriff auf ein Pony in der Region Hünxe sind Angst und Verunsicherung unter Tierhaltern groß. / Symbolfoto: Archiv/Fotolia

In der Gemeinde Hünxe in Nordrhein-Westfalen ist innerhalb von 48 Stunden wieder ein Pony Opfer eines mutmaßlichen Wolfsangriffs geworden: Innerhalb eines Jahres sind nun bereits fünf Kleinpferde in der Region vermutlich von Wölfen getötet worden, der Ruf nach entschlossenen Gegenmaßnahmen wird lauter.

 

Bereits am Mittwoch dieser Woche (20. Okt.) war auf einer Weide ein totes Pony gefunden worden, bei dem die Bissspuren klar auf einen Wolfsriss hingewiesen hatten (siehe auch unseren Bericht dazu). Keine 48 Stunden danach ist nun das nächste tote Pony zu beklagen: Wie das Portal ,Schermbeck online’ berichtet, wurde das Pony am Freitagmorgen (22. Okt.) auf seiner Weide in der Nähe des Flughafens von seiner geschockten Besitzerin entdeckt – die Bissspuren und die Tatsache, dass das Tier zu erheblichen Teilen aufgefressen wurde, lassen auch hier auf eine Wolfattacke schließen. Niedergerissene Elektrozäune deuten zudem darauf hin, dass das Pony möglicherweise von mehreren Wölfen gehetzt und schließlich getötet wurde.

Es ist damit der dritte tödliche Wolfangriff innerhalb von wenigen Tagen in Hünxe. Schon in der Vorwoche – in der Nacht vom 10. auf den 11. Okt. – war in Hünxe ein Kleinpferd durch einen Kehlbiss getötet und z.T. aufgefressen worden, weshalb Experten von mehreren Wölfen als Angreifer ausgehen. In allen drei Fällen wurden DNA-Proben entnommen, um den Verdacht endgültig zu bestätigen.

In der Region rund um das Wolfsgebiet Schermbeck erhöht sich damit die Zahl der mutmaßlich von Wölfen getöteten Ponys auf fünf: Erstmals wurde Ende Oktober 2020 im nahegelegenen Kirchhellen ein Shetland-Pony gerissen. Dies war der erste Angriff auf ein Pferd in Nordrhein-Westfalen, seit sich die Raubtiere hier wieder angesiedelt haben. Am 4. Jänner 2021 wurde erneut ein Shetland-Pony zum Opfer, diesmal in Hünxe. Beide Attacken konnten dem sogenannten ,Schermbecker Rudel’ zugeordnet werden. Schermbeck am unteren Niederrhein wurde im Oktober 2018 als erstes Wolfsgebiet in Nordrhein-Westfalen ausgewiesen. Aktuell sind dort zwei erwachsene Tiere mit ihren Welpen nachgewiesen.

Während die genetischen Untersuchungen zu den letzten drei getöteten Ponys noch im Laufen sind, hat die zuständige Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) den betroffenen Tierhaltern Unterstützung zugesagt und erklärt, dass die geltenden Förderrichtliniem auch auf Pferdehalter ausgeweitet würden, um sie für ihre wirtschaftlichen Verluste zu entschädigen.

Bei den Pferdehaltern in Hünxe und Umgebung herrschen mittlerweile Angst und Verzweiflung. In der Region rund um den Hünxer Wald gibt es viele Reiterhöfe und Pferdeställe, die besonders in der Ferienzeit viele Kinder anziehen und die nicht zuletzt mit artgerechter, naturnaher Haltung geworben haben. Damit ist nun vorerst Schluss: Viele lassen ihre Pferde und Ponys nur noch auf ihre Ausläufe oder lassen sie nachts gänzlich in den Stallungen – an ganztägige Weidehaltung ist längst nicht mehr zu denken, zumal schon auf etlichen Reiterhöfen umherziehende Wölfe gesichtet wurden. Nachdem es am Anfang vor allem Schafe waren, die sich die Wölfe als Opfer ausgesucht hatten, sind diese mittlerweile entweder eingestallt oder so gut geschützt, dass sich die Wölfe nach anderer, leichterer Beute umsehen – sprich: nach Ponys auf ihren Weiden.

Wie man diese effizient schützen könne, ohne auf eine möglichst großzügige artgerechte Weidehaltung zu verzichten, das sorgt derzeit nicht nur bei den Tierhaltern selbst für Kopfzerbrechen. Um diese mit dem Problem nicht allein zu lassen, hat nun die Landwirtschaftskammer eine Hotline eingerichtet,  die beim Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse in Bad Sassendorf angesiedelt ist und die Tierhalter über den Schutz von Nutztieren in Wolfsgebieten und Pufferzonen durch spezielle Zäune sowie Herdenschutzhunde in NRW informieren soll. Dafür stehen vorerst drei fachkundige Berater zur Verfügung – und nach ersten Erfahrungen wurde das Angebot intensiv genutzt, heißt es.

Ob all das ausreichen wird, um der Wolf-Problematik Herr zu werden, bleibt abzuwarten. Manche Experten meinen, dass es bei sogenannten Problemwölfen wohl kein anderes Mittel gebe, als diese zu „entnehmen“, also zum Abschuss freizugeben. Das sieht beispielsweise auch der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) so, der darauf hinwies, dass auch in anderen Ländern wie Frankreich eine jährliche Entnahmequote festgelegt sei, um den Bestand des Raubtieres zu begrenzen. „Das wäre auch den leidgeprüften Tierhaltern hierzulande zu wünschen, so dass sie endlich wieder ohne Angst und Einschränkungen ihre Tiere auf der Weide halten können“, so der RLV.

Man wird sehen, ob es zu diesem Schritt kommt – der Druck auf die Behörden wird jedenfalls mit jeder weiteren Wolfattacke größer …

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