Wieder ist es zu einem tragischen Todesfall in der Vielseitigkeit gekommen: Die 32-jährige US-Eventerin Ann Goodwin starb nach einem Trainingsunfall auf der Stable View Farms in South Carolina.

Der schreckliche Unfall ereignete sich am 14. Juli gegen 11.50 Uhr lokaler Zeit, wobei die näheren Umstände noch nicht bekannt sind. Einer unbestätigten Meldung zufolge soll Goodwin mit ihrem Pferd bei einem Trainingssprung zu Sturz gekommen und das Pferd dabei auf die Reiterin gefallen sein, was die tödlichen Verletzungen verursachte.

Die 32-jährige Reiterin wurde in das Aiken Regional Medical Center gebracht, wo ihr jedoch nicht mehr geholfen werden konnte. Das Pferd, mit dem Goodwin verunglückte, ist lt. Mitteilung der Stable View Farm unverletzt geblieben. Nach Bekanntwerden des Todes wurde die Stable View Farm für zwei Wochen geschlossen. Der Tod versetzte die gesamte Vielseitigkeits-Szene in einen Schockzustand – Ann Goodwin war unter Kolleginnen und Kollegen hochgeschätzt und beliebt und galt als außergewöhnliche Eventerin, ihr Tod ist ein schwerer Verlust für den Vielseitigkeitssport in den USA.

Goodwin wuchs auf einer Farm in Wyoming auf – und das Leben als Pferdemädchen war ihr buchstäblich in die Wiege gelegt. Ihr erstes Kentucky Three-Day-Event lief sie im Alter von fünf Jahren und nahm an ihrem ersten Event mit sechs Jahren teil. Während der High School betrieb sie Mannschaftssportarten wie Volleyball, Fußball und Basketball. Nach zwei Jahren an der Northern Arizona University beschloss Goodwin, sich dem Vielseitigkeitssport zu widmen, kaufte 2013 Fedarman B aus den Niederlanden und ließ sich in Aiken, South Carolina, nieder. Sie arbeitete einige Zeit für den bekannten Springreiter Daniel Geitner, bevor sie sich als Trainerin selbstständig machte, junge Pferde ausbildete und verkaufte.

2018 gewannen Ann Goodwin und Fedarman B den prestigeträchtigen Bromont CCI2*-L in Kanada. 2019 holten sie den Sieg beim CCI3*-S im Fair Hill International, gefolgt von einem vierten Platz beim Bromont CCI3*-L. Im April 2021 wurden Goodwin und Fedarman B beim CCI4*-S im Kentucky Horse Park famose Sechste, womit sie endgültig in den Kreis der absoluten Top-EventerInnen der USA aufrückte.

Auch Boyd Martin, Mitglied des US-amerikanischen Olympia-Vielseitigkeitsteams, mit dem Ann Goodwin eine Zeitlang trainierte, reagierte tief betroffen auf ihren tragischen Tod. Gegenüber dem Magazin ,Horse&Hound’ meinte er: „Ich hatte das Privileg, Annie in den letzten Jahren mit ihren Pferden zu trainieren und bin absolut am Boden zerstört, als ich die Nachricht von ihrem Tod hörte. Annie hatte alles – Enthusiasmus, Tatendrang und eine Leidenschaft für Pferde, die sie zu einer erfolgreichen Athletin und Profi-Sportlerin machen würden, das war uns allen klar. Worte können nicht ausdrücken, wie sich die Eventing-Community im Moment fühlt."

Und weiter: „Für mich war es aufregend zu beobachten, wie ihre Karriere in den letzten Jahren mit einem der besten Pferde des Landes – und vielen jungen Pferden, die dahinter folgten – förmlich aufblühte. Ich war stolz zu sehen, wie ihr Stall mit einer riesigen Fangemeinde in Aiken, South Carolina, wuchs und gedieh und sie ihre Liebe und ihr Wissen über den Sport mit anderen geteilt hat. Meiner Meinung nach war sie hier in den Vereinigten Staaten gerade dabei, ein absoluter Star zu werden. Wir denken heute an Annie und ihre Familie und werden uns in den kommenden Wochen daran erinnern, wie wichtig sie für uns alle war.“

Goodwins Unfall ereignet sich einen Monat nach dem Tod der 15-jährigen Tiggy Hancock in Irland, die ebenfalls bei einem Trainingsunfall in der Vielseitigkeit ums Leben gekommen war (siehe unseren Bericht dazu).

Auf diesem Video ist die sympathische Reiterin in ihrem Stall und mit ihren Pferden zu sehen – welch ein Verlust für die gesamte Eventing-Szene …