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Sandkolik, Hufrehe: Versteckte Gefahren für Pferde in Hitzeperioden
23.07.2022 / News

Vorsicht: Pferde auf kargen, abgefressenen Weiden nehmen mit dem spärlichen Gras auch mehr Erde und Sand auf, was das Risiko von Sandkoliken erhöht.
Vorsicht: Pferde auf kargen, abgefressenen Weiden nehmen mit dem spärlichen Gras auch mehr Erde und Sand auf, was das Risiko von Sandkoliken erhöht. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Dehydrierung – also eine unzureichende Versorgung des Organismus mit Wasser – ist nicht die einzige Gefahr für Pferde während der heißesten Wochen des Jahres: Auch der oftmals schlechte Zustand der Weiden birgt gesundheitliche Risiken, wie Experten betonen.

 

Extrem hohe Temperaturen und langandauernde Hitzeperiode sind eine Herausforderung für Pferdebesitzer – das ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Dabei ist es naheliegend, dass der Focus der Bemühungen vor allem auf zwei Bereiche gerichtet ist: nämlich erstens die Pferde bestmöglich vor Sonne und Hitze zu schützen (also für ausreichend Schatten und Unterstände zu sorgen und sie an besonders heißen Tageszeiten im kühlen Stall unterzubringen) – und zweitens eine ausreichende Wasserversorgung zu gewährleisten, um Dehydrierung zu vermeiden und die körpereigene Thermoregulation aufrecht zu erhalten.

Doch damit ist es – wie Ernährungsexpertin Sarah Nelson vom britischen Futtermittelproduzenten Spillers betont – noch nicht getan: Man müsse nicht nur die praktischen Aspekte des Schutzes vor der Hitze berücksichtigen, sondern vor allem auch eine bedarfsgerechte, ausgewogene Ernährung sicherstellen, „damit das Verdauungssystem mit angemessener Flüssigkeitszufuhr und Futteraufnahme gesund und intakt bleibt.“ Und das sei in Zeiten von Hitze und Trockenheit eine durchaus knifflige Aufgabe, so Sarah Nelson.

Sie verweist dabei insbesondere auf zwei kritische Punkte bzw. Gefahren für die Pferdegesundheit: einerseits auf das erhöhte Risiko von Sandkoliken, weil die Pferde oftmals auf kargen, abgefressenen Weiden stehen und beim Fressen mit dem Gras auch mehr Erde und Sand aufnehmen als üblich; und andererseits auf das erhöhte Risiko einer Hufrehe, weil das trockene Gras in Hitzeperioden auch einen höheren Fruktangehalt aufweist und hohe Fruktanspiegel die gefürchtete Erkrankung begünstigen können.

Im Hinblick auf eine gesunde, pferdegerechte Ernährung legt Sarah Nelson Pferdebesitzern sieben wichtige Tipps ans Herz, mit denen man seine Pferde gut auch durch längere Hitzeperioden bringt:


1. Sorgen Sie für frisches, sauberes und reichlich vorhandenes Wasser!
Frisches Gras enthält etwa 80 % Wasser. Unter normalen Umständen kann es einen großen Beitrag zur Erfüllung der Anforderungen leisten. Dennoch, wenn steigende Temperaturen das Gras verbrannt haben, könnte sich die Aufnahme aus Eimern und Trögen mehr als verdoppeln – stellen Sie also sicher, dass immer sauberes, frisches Wasser verfügbar ist. Vergessen Sie nicht, sich zu vergewissern, dass automatische Tränken auch tatsächlich funktionieren.

2. Unterstützen Sie die Flüssigkeitszufuhr, indem Sie eine eingeweichte Nahrung verwenden!
Die Verwendung von eingeweichtem Futter ist eine hervorragende Möglichkeit, zusätzliche Flüssigkeit über das Futter in den Organismus zu bekommen, wobei es sogar ein zusätzlicher Vorteil ist, dass Pferde, die mit Mash gefüttert werden, auch mehr trinken können. Eingeweichte Nahrung kann besonders für diejenigen sinnvoll und nützlich sein, die bei der Wasseraufnahme besonders heikel bzw. wählerisch sind.

3. Bereiten Sie eingeweichtes Futter nicht im Voraus zu!
Das Einweichen von Futtermitteln im Voraus bei heißem Wetter kann dazu führen, dass diese schnell gären bzw. fermentieren, was nicht wünschenswert ist. Wählen Sie stattdessen ein schnell zubereitetes Mash – manche brauchen nur fünf Minuten oder weniger für die Zubereitung.

4. Bieten Sie einen Salzleckstein an!
Für diejenigen Üferde, die regelmäßig schwitzen, ist Kochsalz oft ein wirksames Mittel, um zusätzliches Natrium und Chlorid bereitzustellen. Für viele Freizeitpferde reicht ein einfacher Salzleckstein.

5. Achtung – dürres Gras kann hohen Fruktangehalt aufweisen!
Während Dürre und Überweidung das Wachstum hemmen, produziert Gras bei sonnigem Wetter weiterhin Zucker. Wenn dieser nicht für das Wachstum verwendet werden kann, wird dieser Zucker im Stängel als Fruktan gespeichert, was bedeutet, dass dürres, verbranntes Gras immer noch reich an wasserlöslichen Kohlenhydraten sein kann (WSC: enthält einfachen Zucker und Fructan), was eine versteckte Gefahr für Hufrehe darstellt.

6. Vorsicht vor Sandkoliken im Sommer!
Das Kolikenrisiko durch das Fressen von Sand oder Erde ist bei Pferden, die in Bodennähe grasen, viel höher. Wenn die Grasnarbe sehr spärlich ist, ziehen Sie in Betracht, Heu oder einen kalorienarmen Heuersatz zu füttern, idealerweise in einem Netz, einem Futtertrog oder einem Eimer und nicht vom Boden aus.

7. Behalten Sie den Mist ihres Pferdes im Auge, um die Futteraufnahme zu beurteilen!
Auch wenn ihre Weide kahl aussehen mag: enn Ihr Pferd oder Pony übergewichtig ist und Sie eine ähnliche Menge Kot aufsammeln, ist es möglicherweise nicht notwendig, zusätzliches Futter zu füttern. Abgebranntes Gras sieht vielleicht nicht besonders appetitlich aus, aber wenn genug vorhanden ist, hat es ein ähnliches Energieniveau wie Heu, was mehr als genug ist, um die meisten Pferde zu ernähren.

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