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Grundlagen und Grundsätze bei der Rettung und Bergung von Pferden
24.01.2021 / News

Die Rettung eines Pferdes bedeutet Schwerarbeit für die Einsatzkräfte – umso wichtiger sind regelmäßige Schulungen und Übungen für den Realfall.
Die Rettung eines Pferdes bedeutet Schwerarbeit für die Einsatzkräfte – umso wichtiger sind regelmäßige Schulungen und Übungen für den Realfall. / Foto: Präsentation Dr. Reinhard Kaun
Rettung und Bergung von Pferden.pdf

Der misslungene Rettungsversuch eines festgelegenen Pferdes in Speyer hat in der Pferdeszene für Aufregung und Diskussionen gesorgt. Der Tierarzt und gerichtlich beeidete Sachverständige Dr. Reinhard Kaun hat den aktuellen Fall kommentiert und die wichtigsten Fakten rund um die Rettung und Bergung von Pferden zusammengestellt.

 

Eine Rettungsorganisation, die die Rettung eines Pferdes übernimmt, ohne dafür ausgebildet, geschult und ausgerüstet zu sein, begeht eine „Übernahme-Fahrlässigkeit“. Die Anwendung von Feuerwehrschläuchen und Radladern (bogenförmiges Anheben)  anstatt von Rettungsgeschirr und Kranfahrzeug (vertikales Anheben), oder bei beengten Verhältnissen, einer Umlenkrolle und Flaschenzug ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt, weil – vorhersehbar – dem Pferd unnötiger Schaden zugefügt wird.

– Besonders gravierend ist jedoch, dass das gesamte Manöver offensichtlich ohne Planung – also als Crash-Rettungsversuch – ausgeführt wurde.

– Absolute Priorität MUSS die sofortige Beiziehung eines Pferdetierarztes haben, der das Tier notärztlich stabilisiert, sediert und die weitere Rettung leitet – begleitet vom Einsatzleiter der Feuerwehr, die die jeweilige  technische Machbarkeit abschätzen muss. Tierärzte erst beizuziehen, wenn der Karren verfahren ist, kann als grob fahrlässig eingestuft werden – allerdings benötigen auch Tierärzte Erfahrung im „Notfall-Management“ wie z.B. der (von mir ins Leben gerufene) Fire&Emergency VET.

– Entgegen der Meinung des Stadtfeuerwehr- Inspekteurs können – ja müssen – solche Einsätze als „Übung für den Realfall“ durchgespielt werden, mit genauer Dramaturgie und anschließender Manöverkritik. Wenn sich im Pflichtbereich dieser Feuerwehr größere Pferdezahlen befinden, ist die Vorbereitung auf Notfälle eine Verpflichtung.

– Solche Übungen dürfen aber nicht als selbstzufriedenes Feuerwehrsüppchen gekocht werden, sondern sie müssen unter der Supervision externer Beobachter ablaufen. Im Pferdeland Deutschland sollte dies auf offene Ohren stoßen.

Ein Grundproblem der „professionellen Pferderettung“ besteht u.a. darin, dass von Quereinsteigern immer wieder versucht wird, aus dem Thema Geld zu schlagen und damit jahrzehntelange Vorbereitungsarbeit von Idealisten zunichte gemacht wird.

Dr. Reinhard Kaun

Die hier zum Download (siehe oben) bereitgestellte Präsentation ,Rettung und Bergung von Pferden’ von Dr. Reinhard Kaun fasst alles Wissenswerte derartiger Einsätze zusammen und bietet einen Überblick über die wesentlichen Problempunkte – von der besonderen Tiergefahr, der Vorbereitung der Einsatzkräfte über die Ausrüstung bis zu Gefahrenanalyse und Einsatztaktik, das alles illustriert und untermauert mit zahlreichen – teils drastischen – Bildbeispielen aus der Praxis.

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