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Medizinische Glanztat: Pony überstand vollständigen Röhrbein-Bruch
23.11.2021 / News

Röntgenbilder des gebrochenen Röhrbeins unmittelbar nach der Einlieferung, die seitliche Verschiebung des Knochens ist deutlich zu sehen (Bilder a und b).  Bild c zeigt die mittels Kompressionsplatte reparierte Bruchstelle unmittelbar nach der OP, doe Bilder d und e entstanden im zweiten bzw. dritten Monat nach dem Eingriff, Bild f zeigt das wiederhergestellte Röhrbein nach Entfernung der Implantate.
Röntgenbilder des gebrochenen Röhrbeins unmittelbar nach der Einlieferung, die seitliche Verschiebung des Knochens ist deutlich zu sehen (Bilder a und b). Bild c zeigt die mittels Kompressionsplatte reparierte Bruchstelle unmittelbar nach der OP, doe Bilder d und e entstanden im zweiten bzw. dritten Monat nach dem Eingriff, Bild f zeigt das wiederhergestellte Röhrbein nach Entfernung der Implantate. / Foto: Isabel R. Dias et.al./Open Veterinary Journal
Das Pony wenige Tage nach der Operation, mit dem rechten Hinterglied in Gips.
Das Pony wenige Tage nach der Operation, mit dem rechten Hinterglied in Gips. / Foto: Isabel R. Dias et.al./Open Veterinary Journal
Ein Bild der Freude: Fotos des Ponys drei Monate nach der Operation – bereits ohne Gips und vollständig genesen!
Ein Bild der Freude: Fotos des Ponys drei Monate nach der Operation – bereits ohne Gips und vollständig genesen! / Foto: Isabel R. Dias et.al./Open Veterinary Journal

Tierärzte in Portugal konnten das Leben eines Ponys retten, das sich bei einem Unfall einen vollständigen Bruch des Röhrbeins zugezogen hatte – sie wandten dabei eine ungewöhnliche OP-Methode mit einer einzigen Metallplatte an.

 

Die Fortschritte in der Pferdechirurgie machen es möglich: Längst ist ein gebrochenes Bein kein Todesurteil mehr für ein Pferd – verbesserte Operationstechniken und kontinuierliche Fortschritte bei den verwendeten Materialien machen heutzutage selbst komplizierte Frakturen gut behandelbar und führen in einer Vielzahl der Fälle zu einer vollständigen Heilung.

Ein solcher Fall – nämlich die erfolgreiche Reparatur einer kompletten Röhrbein-Fraktur bei einem Zirkuspony durch Einsetzen einer einzelnen Metallplatte – wurde nun von Tierärzten in Portugal im Rahmen einer Forschungsarbeit detailliert beschrieben. Vollständige Frakturen des Röhrbeins sind, wie die AutorInnen ausführten, für etwa ein Drittel aller Langknochenfrakturen beim Pferd verantwortlich, meist im Zusammenhang mit externen Traumata oder durch Verletzungen mit hoher Krafteinwirkung/Energie.

Während die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass solche Frakturen in der Regel durch die Einsetzung von zwei Knochenplatten stabilisiert werden, entschieden sich Tierärztin Isabel Dias und ihre Kollegen bei der Behandlung eines 7-jährigen Shetland-Ponys für eine andere Variante, nämlich die Reparatur des Bruchs mit einer einzigen Knochenplatte. Das 103 kg schwere Tier war von einem Lastwagen angefahren worden war und hatte sich dabei eine Fraktur des rechten hinteren Röhrbeins zugezogen

Das Pony war bei seiner Einlieferung in das Veterinär-Lehrkrankenhaus der Universität von Tras-os-Montes und Alto Douro sehr aufgeregt und unfähig oder nicht willens zu stehen. Äußerlich hatte es lediglich eine kleine durchdringende Wunde an seinem rechten Hinterbein, doch Röntgenaufnahmen zeigten eine komplette Fraktur mit einem seitlich versetzten Ende des gebrochenen Röhrbeinknochens. Der Besitzer entschied sich für eine chirurgische Reparatur. Während des Eingriffs in Vollnarkose wurde zur Stabilisierung der Fraktur eine einzelne 8-Loch-Kompressionsplatte verwendet, die an der Seitenfläche des Knochens konturiert war, wobei vier Schrauben oberhalb der Bruchstelle und drei im unteren Bereich eingesetzt wurden.

Das Pony erhielt postoperative Antibiotika und Schmerzmittel nach dem Eingriff. Zur Überwachung des Bruchs und des Heilfortschritts wurden regelmäßig Röntgenaufnahmen gemacht. Die gesamte Extremität wurde nach der Operation in einen Gipsverband gelegt, und das Pony wurde vier Wochen lang unter Bewegungseinschränkung gehalten. Es blieb bis zu seiner vollständigen Genesung drei Monate nach der Operation im Krankenhaus.

Zu diesem Zeitpunkt wurde auch – aufgrund einer beginnenden leichten Lahmheit und Schwellung des benachbarten Gelenks und da die Knochenheilung auf den Röntgenbildern deutlich erkennbar war – entschieden, die Kompressionsplatte wieder zu entfernen. Das Pony war nun vollständig geheilt und kehrte ohne signifikante postoperative Komplikationen oder Lahmheit zu seinem vorherigen Trainingsniveau zurück, wie das Studienteam berichtete.

Die Wissenschaftler abschließend: „Die Besonderheit dieses klinischen Falls liegt darin, dass für kleine Equiden dieses Gewichts selbst bei einer extrem anspruchsvollen körperlichen Aktivität wie im vorliegenden Fall die Option einer Einzelplatte anstelle einer Doppelplatte gewählt werden kann, was die Kosten und das Infektionsrisiko reduziert.“

Die Studie „Laterally applied single bone plate option for fixation of complete diaphyseal fracture of a third metatarsal bone in a circus work pony" von Isabel R. Dias, Luís M. Maia, Miguel Quaresma, Mário Cotovio und Filipe C. Silva ist am 14. Nov. 2021 in der Zeitschrift ,Open Veterinary Journal' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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