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Tödlicher Leichtsinn: Pferdebesitzer starb, weil LKW-Lenker Smartphone benutzte
21.02.2021 / News

Bei dem Unfall wurde Tom Harkers Pferdetransporter durch den von hinten auffahrenden LKW völlig zerstört, der 68-jährige verstarb noch am Unfallort.
Bei dem Unfall wurde Tom Harkers Pferdetransporter durch den von hinten auffahrenden LKW völlig zerstört, der 68-jährige verstarb noch am Unfallort. / Foto: Durham Constabulary

Ein Familienvater und Stallbesitzer kam ums Leben, als sein Transporter von einem abgelenkten LKW-Fahrer gerammt wurde – seine Familie appelliert eindringlich, die Gefahren von Ablenkung während des Fahrens niemals zu unterschätzen und auf das Smartphone zu verzichten, wenn man unterwegs ist.

 

Sicher im Verkehr unterwegs zu sein, ist nicht nur eine Frage des technischen Zustands seines Fahrzeugs, sondern vor allem auch eine des eigenen Verhaltens und der Aufmerksamkeit – das zeigt dieser besonders tragische Fall, von dem die Polizei Durham auf ihrer Facebook-Seite berichtet, auf eindringliche Weise.

Stallbesitzer Tom Harker war im April 2019 mit seinem Pferdetransporter unterwegs und gerade dabei, in die Einfahrt seines Pferdehofs in Sadberge (Grafschaft Durham) einzubiegen, als ein LKW von hinten ungebremst auf ihn auffuhr. Der Transporter wurde durch die Wucht des Aufpralls förmlich in Stücke gerissen und durch die Luft geschleudert, der 68-Jährige Tom Harker erlitt schwerste Verletzungen und verstarb noch am Unfallort.

Der Fahrer des LKW, Jordan Leonard, hatte – wie die späteren Ermittlungen ergaben – zu diesem Zeitpunkt seine Mobile-Banking-App in Verwendung und war dadurch so abgelenkt, dass er Tom Harkers Pferdetransporter schlicht übersah und ihn von hinten voll erwischte. Vor Gericht wurde eingehend geschildert, wie er drei verschiedene Authentifizierungsmethoden hatte durchlaufen müssen, um auf seine Bankdaten zugreifen zu können.

Vor wenigen Tagen wurde das Gerichtsverfahren gegen der 25-Jährige Leonard aus Minerva Close (Grafschaft Newcastle) abgeschlossen. Er bekannte sich schuldig, durch gefährliches Fahren den Tod des Stallbesitzers verursacht zu haben und wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Der Opferschutzbeamte der Polizei Durham, PC Jamie Patel, meinte nach dem Prozeß: „Dieser Vorfall war für beide Familien verheerend und hätte vermieden werden können. Die Familie von Tom Harker hat nicht nur ihren geliebten Ehemann, Vater und Großvater verloren, sondern auch ihr Familienunternehmen."

Familie Harker hatte sich dazu entschlossen, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen und an einer zweiwöchigen nationalen Kampagne der Cleveland and Durham Specialist Operations Unit (CDSOU) teilzunehmen, deren Ziel es ist, Fahrzeuglenker auf die enormen Gefahren aufmerksam zu machen, die durch Ablenkung und Unachtsamkeit im Straßenverkehr entstehen. Mit gezielter Aufklärung will man Menschen dazu motivieren, das eigene Verhalten zu ändern und so Menschenleben zu schützen.

Tatsächlich haben, wie Untersuchungen gezeigt haben, abgelenkte Fahrer eine viermal höhere Wahrscheinlichkeit, in eine Kollision verwickelt zu sein, da Sie Gefahren viel schlechter wahrnehmen und daher nur unzureichend darauf reagieren. Durch Smartphones ist auch die Verlockung größer, Anrufe zu tätigen bzw. zu beantworten, aber auch Musik auszuwählen oder auf Social-Media-Meldungen zu reagieren.

PC Patel fügte hinzu: „Seien Sie sich immer bewusst, dass sie einen anderen Menschen töten können. Unsere Botschaft ist einfach: Legen Sie das Telefon während der Fahrt weg! Dieser kurze ,schnelle Blick' aufs Smartphone könnte sonst das letzte sein, was Sie jemals tun!"

Ablenkung und Unachtsamkeit sind Unfallursache Nummer eins
Wie wörtlich und ernst man diese Warnung nehmen sollte, belegen auch  Daten der Statistik Österreich: Demnach passierten in Österreich im Jahr 2019 insgesamt 11.227 Unfälle mit Personenschaden. Die meisten Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang waren mit 25 Prozent eine Folge von Unachtsamkeit beziehungsweise Ablenkung. 94 Menschen kamen dabei ums Leben. 2019 gab es insgesamt 416 Verkehrstote.

Sieben Prozent aller Unfälle waren sogenannte Gegenverkehrsunfälle – diese machten aber 33 Prozent der Getöteten aus, wie aus den Daten ebenfalls hervorgeht. Besonders ablenkend und daher gefährlich ist das Smartphone am Steuer, weil dieses neben dem bloßen Telefon noch eine Vielzahl weiterer Anwendungs- und damit auch Ablenkungsmöglichkeiten bietet. Das damit verbundene Gefahrenpotenzial wurde auch in Tests aufgezeigt, die von ADAC und ÖAMTC durchgeführt wurden.

Dabei zeigte sich, dass der Fahrstil bedeutend unruhiger wurde, als die Testfahrer auf Anweisung ihr Smartphone vom Beifahrersitz nehmen und eine Whatsapp-Nachricht lesen und beantworten sollten. Beim Tempolimit gab es viele Abweichungen – sowohl nach oben, als auch nach unten. Im Durchschnitt ging der Blick 14-mal weg von der Straße aufs Handy, das summierte sich zu 140 blind gefahrenen Metern. Ein Drittel der Teilnehmer überfuhr die Mittellinie und blieb teilweise für 3,5 bis vier Sekunden bzw. 35 Meter auf der falschen Straßenseite.

Auch die Verwendung von Navigationsgeräten während der Fahrt – etwa das Eintippen eines Straßennamens in der Adresszeile des Navis – kann fatale Folgen haben: Als im Moment des Eintippens plötzlich ein Hindernis auftauchte, wären 87 Prozent (!) der Testfahrer im Ernstfall mit durchschnittlich 43 km/h aufgeprallt, weil sie nicht rechtzeitig hätten anhalten können. Nur ein Drittel der Lenker führte eine Vollbremsung durch. Im Mittel fehlte für sechs Sekunden bzw. auf 100 Metern Strecke der Blick auf das Verkehrsgeschehen.

Smartphones am Steuer: Blindflug mit oftmals tödlichen Folgen
Auch das Österreichische Kuratorium für Verkehrssicherheit ermittelte in einer Studie ernüchternde Zahlen dazu: Bei 35 % der verunglückten und 34 % der getöteten Pkw-Insassinnen und Pkw-Insassen waren im Jahr 2017 Ablenkung und Unachtsamkeit die vermutliche Hauptunfallursache (Sta­tistik Austria 2017). Die Ergebnisse der vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) durchgeführten Studien bestätigen die Gefahr durch Ablenkung insofern, da bei 50 % der Beobachtungen von Autofahrerinnen und Autofahrern Ablenkung beobachtet wurde. Das betrifft vor allem junge Lenkerinnen und Lenker. 50 % von ihnen nehmen wäh­rend der Fahrt Anrufe entgegen, 38 % sogar ohne Freisprecheinrichtung. Problematisch ist auch, dass weitere Handy- bzw. Smartphone-Nebentätigkeiten, wie Textnachrichten lesen (33 %), schreiben (25 %) oder andere Messenger-Dienste nutzen (25 %), während der Fahrt, insbesondere bei jungen Lenkerinnen und Lenkern, sehr beliebt sind. Es hat sich gezeigt, dass durch Ablenkung mit Handys bzw. Smartphones im Straßenverkehr ein vielfach erhöhtes Unfallrisiko besteht. (aus: Burger, Sheila/Pilgerstorfer, Monika (2019). Smartphones am Steuer. Blindflug mit Folgen. SIAK-Journal 9/2019)

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