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Tierarzt bei Untersuchung eines Pferdes schwer verletzt
24.02.2021 / News

Das Pferd wurde in einem solchen Untersuchungsstand behandelt, als das Unglück passierte.
Das Pferd wurde in einem solchen Untersuchungsstand behandelt, als das Unglück passierte. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Zu einem tragischen Unfall ist es gestern Dienstag, den 23. Februar, während einer tierärztlichen Routineuntersuchung in Ebbs gekommen. Dabei wurde der Veterin#r durch einen Pferdtritt am Kopf getroffen und schwer verletzt.

 

Wie die Landespolizeidirektion Tirol mitteilte, hat sich der folgenschwere Unfall am gestrigen Dienstag, den 23. Februar, um 16.30 Uhr in Ebbs ereignet. Der 31-jährige Tierarzt wollte für die diesjährige Decksaison eine Tupferprobe bei einer Haflingerstute abnehmen. Das Pferd war dafür in einem Untersuchungsstand eingeschlossen und stand rückwärts zum Tierarzt. Die Hinterläufe der Stute waren zum Tierarzt durch eine teilbare Türe getrennt. Beim Abnehmen der Tupferprobe öffnete der Tierarzt den oberen Teil der zweiteiligen Trennwand, um von der Stute eine Probe entnehmen zu können. Dabei trat das Pferd mit den rechten Hinterlauf dem Tierarzt gegen den Kopf, wodurch dieser zu Boden stürzte und auf dem Betonboden aufschlug. Der 31-jährige erlitt schwerste Verletzungen und musste von der Rettung ins Bezirkskrankenhaus Kufstein gebracht werden – über seinen Gesundheitszustand liegen keine weitere Informationen vor.

Der tragische und folgenschwere Unfall macht einmal mehr deutlich, wie gefährlich Tierärzte leben und wie hoch das Risiko ist, dass sie in ihrem beruflichen Alltag verletzt werden. Das zeigt nicht zuletzt eine britische Studie aus dem Jahr 2018, die mit alarmierenden Zahlen belegt, wie gefährlich selbst einfachste Untersuchungen und Routinebehandlungen für Tierärzte sein können. Die 620 befragten britischen Pferdetierärzten berichteten von insgesamt 2.292 Verletzungen, die sie in ihrem bisherigen Berufsleben bereits erlitten hatten, was bedeutet, dass sie ca. alle 3,5 Jahre schwerer verletzt worden waren – eine erschreckend hohe Zahl. Das Verletzungsrisiko von Tierärzten ist damit bedeutend höher als etwa das von Gefängniswärtern oder Feuerwehrleuten. Die meisten gravierenden Verletzungen passieren bei einfachen tierärztlichen Routine-Untersuchungen, wobei Kopf- und Beinverletzungen – etwa Abschürfungen, Platzwunden oder auch Brüche – am häufigsten sind, die Hauptursache ist meist ein Austreten des Pferdes mit dem Hinterbein. 33 % der gemeldeten Verletzungen mussten im Krankenhaus versorgt werden – 43 % davon zogen einen Klinik-Aufenthalt von mehr als 24 Stunden nach sich, und in 7 % der Unfälle verlor der Tierarzt sogar das Bewusstsein. Das bestürzende Resümee der Studien-AutorInnen: „Der Beruf des Tierarztes ist gefährlich.“

Das führt auch der aktuelle Fall in Tirol auf drastische Weise vor Augen. Wir wünschen dem betroffenen Veterinär das Allerbeste und eine hoffentlich rasche und vollständige Genesung!

PS: Es darf und soll an dieser Stelle der generelle Hinweis nicht fehlen, dass es zu den selbstverständlichen Hausaufgaben jedes Pferdebesitzers gehört, sein Pferd auf die vielfältigen Anforderungen des alltäglichen Managements bestmöglich vorzubereiten. Jedes Pferd sollte soweit ausgebildet und trainiert sein, dass es elementare Situationen in einem Pferdeleben – wie das Beschlagen, das Scheren, das Stillstehen, das Verladen etc. – gelassen und entspannt mitmacht. Zu diesen Situationen gehört ohne Zweifel auch ein Besuch des Tierarztes, der nicht nur Impfungen oder Entwurmungen, sondern auch sonstige medizinischen Untersuchungen und Behandlungen beim Pferd durchführen muss – und dies selbstverständlich sicher und gefahrlos tun sollte. Das sind wir unseren Tierärzte – die ohnehin gefährlich genug leben – zweifellos schuldig ...

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