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Mehr Schutz für Pferde: Anti-Soring-Gesetz passiert US-Repräsentantenhaus
27.07.2019 / News

Beim ,Horse-Soring
Beim ,Horse-Soring' werden den Pferden durch chemische und mechanische Hilfsmittel Schmerzen zugefügt, um sie bei ihren Show-Auftritten zu besonders spektakulären Bewegungen zu bringen. / Foto: HSUS

Mit überwältigender Mehrheit hat das Repräsentantenhaus am 25. Juli  jenes Gesetz verabschiedet, das der grausamen Praxis des Horse-Sorings in der US-Gangpferdeszene ein Ende machen soll – Tierschützer sprechen von einem „historischen Tag“.

 

Die jahrelangen Bemühungen um eine Beendigung des ,Horse-Sorings’ – also jener grausamen Trainingspraktiken, bei denen Pferden durch mechanische und chemische Hilfsmittel Schmerzen zugefügt werden, um sie zu besonders spektakulären Bewegungen zu zwingen – sind einen entscheidenden Schritt vorangekommen: Am 25. Juli hat das US-Repräsentantenhaus – die erste Kammer des US-Kongresses – mit 333 Ja- und 96 Nein-Stimmen jene hart umkämpfte Gesetzesvorlage beschlossen, die als „U.S. Senator Joseph D. Tydings Memorial Prevent all Soring Tactics (PAST) Act, H.R. 693“ eingebracht worden war und das Pferdeschutzgesetz (Horse Protection Act) aus dem Jahr 1970 verbessern und in entscheidenden Punkten verschärfen soll. Die Initiative war bereits 2014 im US-Kongress eingebracht worden – aber jahrelang am hartnäckigen Widerstand einer konservativen, trainerfreundlichen Polit-Lobby gescheitert. Doch die Befürworter ließen sich auch durch Rückschläge nicht einschüchtern – und konnten schließlich Ende Mai soviele Unterstützer hinter sich versammeln, um eine Abstimmung im US-Repräsentantenhaus zu erzwingen (siehe unseren Artikel dazu). Diese endete nun mit einem überwältigen, fulminanten Sieg.

Kitty Block, Präsidentin und Geschäftsführererin der ,Humane Society of the United States’ (HSUS), der größten und einflussreichsten Tierschutzorganisation der USA, sprach in ihrem vielgelesenen Blog von „wunderbaren Neuigkeiten“ im langen Kampf, um Tennessee Walking Horses und andere Gangpferde vor dem grausamen Horse-Soring zu schützen. Obwohl diese barbarischen Methoden bereits seit dem ,Horse Protection Act’ von 1970 illegal sind, werden sie nach wie vor von zahlreichen Tennessee Walking Horse-Trainern angewendet, weil die Kontrollen viel zu lasch sind und die Überwachung des Gesetzes unzureichend ist. Durch den nun verabschiedeten PAST-Act würde sich dies grundlegend ändern, so Kitty Block: „Der PAST-Act würde das gescheiterte und von Interessenskonflikten geprägte System der Selbstkontrolle der Industrie beenden und durch unabhängige Inspektoren ersetzen, die vom US-Landwirtschaftsministerium geschult, lizenziert und beauftragt werden und diesem auch Rechenschaft schuldig sind. Es würde jene Hilfsmittel verbieten, die ein wesentlicher Bestandteil des Horse-Soring sind, Strafen verschärfen und Täter zur Verantwortung ziehen.

Ins gleiche Horn stößt auch Cathy Liss, die Präsidentin des ,Animal Welfare Institute’: „Dies ist ein historischer Moment für all jene Pferde, die unter dem Titel eines Wettkampfs dieser brutalen Praxis unterzogen wurden. Horse-Soring wird so lange weitergehen, wie Trainer, Besitzer und andere, die mit Walking Horse Shows zu tun haben, nicht für ihre Handlungen verantwortlich gemacht und sogar mit Preisen belohnt werden. Es gibt nur wenige Gesethe, die eine so breite Unterstützung durch beide Parteien gefunden haben“, so Cathy Liss weiter. „Glücklicherweise erkennen die Gesetzgeber die Dringlichkeit des Problems und die Notwendigkeit, Tennessee Walking Horses vor Missbrauch zu schützen. Wir fordern die Führung des Senats nachdrücklich auf, das PAST-Gesetz nun ebenso schnell zu verabschieden, um die dringend erforderlichen Durchsetzungsmaßnahmen zu ergreifen und Wiederholungstäter härter zu bestrafen.

Damit hat Cathy Liss auch den weiteren legistischen Weg des PAST-Acts angesprochen: Denn nach der Verabschiedung durch das Repräsentantenhaus ist nun die zweite Kammer des Kongresses – nämlich der Senat – am Zug, der dem Gesetz ebenfalls zustimmen muss, um es in Kraft zu setzen. Das ist die nächste große politische Hürde, die zu überwinden ist – wie auch HSUS-Präsidentin Kitty Block weiß: „Es liegt nun am Senat zu handeln, um diese Grausamkeiten zu beenden. Das entsprechende Begleitgesetz (S. 1007), das im April von den Senatoren Mike Crapo und Mark Warner eingebracht wurde, hat derzeit 41 Unterstützer im Senat. Wir fordern die Senatoren auf, rasch zu handeln, um dieses wichtige Gesetz zu verabschieden.

Und Cathy Liss ruft alle Tier- und Pferdefreunde in den USA dazu auf, dabei nicht locker zu lassen und auf ihre Delegierten einzuwirken: „Tennessee Walking-Horses sind eine Rasse, die für ihre schöne natürliche Gangart und ihr wunderbares Temperament bekannt ist. Doch genau in diesem Moment werden Pferde in Vorbereitung auf die Tennessee Walking Horse National Celebration im August wieder mit den schändlichen Soring-Praktiken trainiert. Es gibt keinen Grund und keine Entschuldigung für weitere Verzögerungen. Bitte suchen Sie den Kontakt zu den Senatoren ihres Bundesstaats und fordern Sie sie dringend auf, den PAST Act zu unterstützen, falls dies noch nicht geschehen ist – und tun Sie alles, um es schnell zu verabschieden. Und wenn Ihr Abgeordneter bereits dafür gestimmt hat, das Gesetz zu verabschieden, bedanken Sie sich bitte dafür, dass sie dazu beigetragen haben, diese grausame Praxis zu beenden.

Die Chancen, dass auch der Senat das Gesetz befürwortet, stehen angesichts der breiten politischen Unterstützung in beiden großen Parteien – Demokraten wie Republikanern – zweifellos gut. Am Ende müsste aber auch US-Präsident Donald Trump das Gesetz durch seine Unterschrift bestätigen, um es in Kraft zu setzen – und sein Verhalten ist bekanntlich besonders schwer vorauszusagen. Es bleibt also leider noch spannend in Sachen PAST-Act – doch so weit wie jetzt war man im Kampf gegen das Horse-Soring zweifellos noch nie, und die großen Hoffnungen auf einen endgültigen Sieg sind jedenfalls berechtigt.

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