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Hohe Sterblichkeit bei Pferden mit schwerem Parasitenbefall
25.03.2023 / News

Das regelmäßige Absammeln des Pferdemists ist eine höchst effektive Methode ist, um seine Pferde vor starkem Parasitenbefall zu schützen – denn es verhindert, dass Wurmeier im Kot das kritische infektiöse Larvenstadium erreichen.
Das regelmäßige Absammeln des Pferdemists ist eine höchst effektive Methode ist, um seine Pferde vor starkem Parasitenbefall zu schützen – denn es verhindert, dass Wurmeier im Kot das kritische infektiöse Larvenstadium erreichen. / Symbolfoto: Archiv

Pferde, die mit der sogenannten Larven-Cyathostominose in eine Klinik eingeliefert werden, weisen noch immer eine erschreckend hohe Sterblichkeit auf, wie eine aktuelle britische Studie zeigt. Die Untersuchung weist eindringlich auf die Bedeutung der Überwachung und Behandlung kleiner Strongyliden-Infektionen bei Pferden hin.


Cyathostomin-Parasiten, oft als kleine Strongyliden bzw. Palisadenwürmer bezeichnet, sind bei Pferden weit verbreitet. In vielen Studien wurden sie bei fast 100 % der untersuchten Pferde festgestellt. Darüber hinaus werden kleine Strongyliden immer schwieriger zu kontrollieren, da sie zusehends Resistenzen gegenüber handelsüblichen Wurmmitteln entwickeln.

Eine starke Belastung durch diese Parasiten kann dazu führen, dass sich in der Dickdarm- und Blinddarmschleimhaut zystische Stadien des Parasiten entwickeln. Beim simultanen Massenaustritt dieser eingekapselten Stadien aus der Schleimhaut kann eine schwere Krankheit entstehen, die als Larven-Cyathostominose bezeichnet wird und in der Regel im Frühling auftritt. Dabei kommt es zu einer massiven Schädigung der Darmschleimhaut, die von den austretenden Larven gleichsam perfordiert wird – und die ein hoher Prozentsatz der Pferde nicht überlebt.

Die AutorInnen April Lawson, Fernando Malalana und Tim Mair von der Universität Liverpool stellten einleitend fest, dass es in den letzten 20 bis 30 Jahren eine Verschiebung bei den häufigsten Gruppen von Parasiten gegeben hat, die tödliche Infektionen bei Pferden verursachen, von Strongylus vulgaris und Anoplocephala perfoliata zu den Cyathostomins und Parascaris-Arten.

Die ForscherInnen wiesen auch darauf hin, dass trotz der hohen Prävalenz kleiner Strongyliden und ihres Potenzials, schwere Krankheiten zu verursachen, in den letzten Jahren nur wenige Forschungsergebnisse veröffentlicht wurden, die die Behandlungsergebnisse in Fällen von Larven-Cyathostominose detailliert beschreiben.

Viele der veröffentlichten klinischen Studien zur Larven-Cyathostominose stammen aus den 1980er und 1990er Jahren und beinhalten retrospektive Studien mit kleinen Fallzahlen. Sobald Pferde vom klinischen Syndrom der Larven-Cyathostominose betroffen sind, kann dies lebensbedrohlich sein, wobei in einer Studie von 1985 ein Nichtüberleben von 60% berichtet wurde.

„Bisher hat keine Studie zu diesem Syndrom einen Zusammenhang zwischen klinisch-pathologischen Daten und der Behandlung mit den Überlebensergebnissen von Krankenhausfällen untersucht“, sagten die Forscher. Darüber hinaus gibt es nur wenige Studien, die die Wirksamkeit unterstützender Behandlungen untersuchen.

In ihrer Studie untersuchte das Trio Fälle und Behandlungsergebnisse bei Pferden, die von Larven-Cyathostominose betroffen waren und zwischen Januar 2009 und Januar 2020 an zwei britische Pferdekliniken überwiesen wurden. Für die Aufnahme musste die Diagnose einer Larven-Cyathostominose durch das Vorhandensein mehrerer Cyathostominen im Stuhl und/oder basierend auf dem Nachweis einer Larven-Cyathostominose bei der Obduktion gestellt werden.

Insgesamt erfüllten 38 Fälle die Aufnahmekriterien. Das Durchschnittsalter der Pferde betrug 2 Jahre und es gab eine Dominanz der Cob-Rassen, die 45 % der Fälle ausmachten. Von den 38 Pferden waren 21 oder 55 % keine Überlebenden, drei von ihnen starben bei ihrer Ankunft im Krankenhaus. Diejenigen, die in der Klinik starben, überlebten nur wenige Stunden bis maximal einige Tage.

Übereinstimmende Befunde bei Pferden, die von Larven-Cyathostominose betroffen waren, umfassten eine hohe Herzfrequenz, eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen, eine hohe Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut, niedrige Albuminspiegel im Blut, ungewöhnlich hohe Fibrinogenspiegel im Blut (ein Plasma-Eiweiß, das für die Blutgerinnung wichtig ist, ein erhöhter Wert kann auf Infektionen bzw. Verletzungen hinweisen, Anm.)  und erhöhte Spiegel des Akute-Phase-Protein Serum Amyloid A (ein Protein, das während akuter Entzündungsphasen ausgeschüttet wird, Anm.). In vier Fällen kam es zu einer fäkalen Ausscheidung von Salmonella-Bakterien. In 25 von 35 Fällen wurde eine Wurmkur durchgeführt, davon erhielten 22 zusätzlich Kortikosteroide.

Das Liegen vor der Aufnahme und die Verabreichung einer isotonischen Flüssigkeitstherapie war mit einer höheren Sterblichkeit verbunden. Es ist ungewiss, ob letzteres auf seine Verbindung mit einer unbeabsichtigten Verringerung der peripheren Proteinspiegel zurückzuführen war oder mit der Schwere der klinischen Erkrankung zusammenhängt, die die Flüssigkeitstherapie erforderlich machte.

Aus peripheren Blutanalysen gingen niedrigere Gesamtprotein- und höhere Amyloid-A-Konzentrationen im Serum bei der Aufnahme sowie eine niedrigere zuletzt gemessene Gesamtprotein- und niedrigere zuletzt gemessene Albuminkonzentration mit Nichtüberleben einher. Die meisten Fälle – 89 % – traten in den Winter- und Frühlingsmonaten auf. Bei der Aufnahme waren bei den meisten Pferden Darmgeräusche feststellbar.  

Viele hatten anormale Schleimhäute, die blass, verstopft, klebrig waren und/oder eine verlängerte Wiederauffüllzeit der Kapillaren aufwiesen. Durchfall war bei den meisten Pferden bei der Aufnahme vorhanden, einschließlich derjenigen, die bei der Ankunft tot waren. Bei den meisten Pferden trat der Durchfall etwa drei Tage vor der Einweisung ins Krankenhaus auf, mit einer Spanne von 1 bis 7 Tagen.

In Übereinstimmung mit früheren Veröffentlichungen handelte es sich bei den in dieser Studie erfassten Pferden, die von Larven-Cyathostominose betroffen waren, überwiegend um junge, erwachsene Pferde, die hauptsächlich in den Winter- und Frühlingsmonaten vorgestellt wurden, so die AutorInnen.

Bei der Diskussion ihrer Ergebnisse sagten die Forscher, dass die Überrepräsentation von Cob-Rassen auf unzureichende Strategien zur Bekämpfung von Parasiten in dieser Unterpopulation zurückzuführen sein könnte. „Das klinische Bild der meisten Pferde schien ein systemisch beeinträchtigtes Tier mit klinischen Symptomen wie Tachykardie (Herzrasen), Pyrexie [Fieber] und anormalen Schleimhäuten widerzuspiegeln. ”

Die AutorInnen sagten, dass ihre Studie mehrere Einschränkungen aufweise, möglicherweise nicht die breitere Überweisungspopulation widerspiegelt und nicht auf Fälle verallgemeinert werden kann, mit denen Tierärzte in ihrer täglichen Praxis konfrontiert sind. Ein Teil der Fälle kann ambulant behandelt oder aufgrund der Schwere der Erkrankung alternativ eingeschläfert werden, oder es kann Fälle ohne Überweisungsoption geben, die somit nie an einer Pferdeklinik aufgenommen und erfasst werden.

Das Studienteam zeigte sich zwar überzeugt, dass seine Arbeit die größte retrospektive Studie zu hospitalisierten Fällen von Larven-Cyathostominose darstelle, aber wahrscheinlich immer noch zu wenig Aussagekraft habe, um solide Assoziationen mit der allgemeinen Überlebensrate zu bestimmen.

Dennoch legen die Ergebnisse nahe, dass das Krankheitsbild der Larven-Cyathostominose kaum etwas von seinem Schrecken und seiner Gefährlichkeit eingebüßt hat – allen modernen Behandlungsmöglichkeiten zum Trotz. Die Sterblichkeitsrate dürfte nach wie vor hoch sein und nur geringfügig unter jener liegen, die in den 1980er Jahren festgestellt wurde.

Man kann die aktuelle Studie daher durchaus als eindringliche Warnung verstehen, die Parasitenkontrolle und -bekämpfung – auch und gerade von Cyathostomin-Parasiten – ernst zu nehmen und als Pferdehalter nach bestem Wissen und Gewissen zu betreiben. Denn die Konsequenzen – tut man das nicht – könnten fatal sein … Dass dabei das regelmäßige Absammeln des Pferdemists eine höchst effektive Methode ist, um eine Kontamination der Weide zu verhindern, wurde erst kürzlich in einer Studie gezeigt (hier nachzulesen).

Die Studie „Larval cyathostominosis: Clinicopathological data and treatment outcomes of 38 hospitalised horses (2009–2020)" von April L. Lawson, Fernando Malalana und Tim S. Mair ist am 23. März 2023 in der Zeitschrift ,BEVA Equine Veterinary Education erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden. (https://doi.org/10.1111/eve.13782)

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