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Neue Behandlungsmethode bei Magengeschwüren höchst erfolgreich
24.10.2017 / News

Vollblüter sind in besonderes hohem Maße von Magengeschwüren betroffen.
Vollblüter sind in besonderes hohem Maße von Magengeschwüren betroffen. / Symbolfoto: Archiv/Martin Haller

Eine Mischung aus Mehrfachzuckern (Polysacchariden), die über 30 Tage hinweg verabreicht wurde, führte bei erkrankten Pferden zu einer Verbesserung in 90 % der Fälle.

 

Magengeschwüre sind für Pferde ein erhebliches Gesundheitsproblem – Studien belegen, dass je nach Rasse, Verwendung und Trainingsintensität zwischen 80 und 100 % der untersuchten Pferde davon betroffen sein können. Obwohl Magengeschwüre also enorm verbreitet sind, ist das Wissen über ihre Ursachen und Entstehung nach wie vor bescheiden, ebenso wie die verfügbaren Behandlungs-Möglichkeiten.

Einen vielversprechenden neuen Therapie-Ansatz hat vor kurzem Dr. Nathan Slovis vom McGee Medical Center des Hagyard Equie Medical Institute in Lexington (Kentucky) im ,Journal of Equine Veterinary Science’ vorgestellt. Er führte mit insgesamt zehn Pferden, bei denen mittels Gastroskopie Magengeschwüre diagnostiziert worden waren, eine Testreihe durch, in dem die Pferde mit einer geringen Menge einer natürlichen Polysaccharid-Mischung behandelt wurden. 30 Tage lang erhielten die Pferde täglich etwa 1 bis 2 Unzen (= ca. 30 bis 60 g) einer Mischung aus einer hochmolekularen Hyaluronsäure sowie aus Schizophyllan, einem Beta-Glucan, das aus dem Gemeinen Spätblättling – einem Pilz – gewonnen wird. Dr. Slovis: „Wir wollten herausfinden, ob wir mit dieser natürlichen Behandlung den Heilungsprozess bei Magengeschwüren unterstützen können.“

Die Testresultate bestätigten dies eindrucksvoll: Bei 90 % der mit der Polysaccharid-Mischung behandelten Pferde kam es entweder zu einer vollständigen Heilung und/oder einer Verbesserung der betroffenen Magenregionen, die Pferde hatten wieder besseren Appetit, nahmen an Gewicht zu und zeigten positive Verhaltens-Änderungen.

Dieser erstaunliche Behandlungserfolg ist kein Zufall und auch kein Glückstreffer – denn die von Dr. Slvois entwickelte Mehrfachzucker-Mischung beruht auf umfangreichem Wissen und macht sich die positiven Eigenschaften der einzelnen Mischungs-Bestandteile zunutze: Hyaluronsäure ist ein Glykosaminoglykan, das einen wichtigen Bestandteil des Bindegewebes darstellt und die Fähigkeit besitzt, sehr große Mengen an Wasser zu binden. Hyaluronsäure hat aber auch mehrere Funktionen im Magen-Darm-Trakt und ist für den Flüssigkeitsaustausch vom und zum Blut lebenswichtig, zudem spielt es im Darm bei der Immunantwort eine wesentliche Rolle und hilft beim Schutz der Darmschleimhaut.

Schizophyllan ist ein Beta-Glucan und ein neutrales Polysaccharid, das in den Zellwänden des Gemeinen Spätblättlings gebildet wird. Beta-Glucane sind biologische Verteidigungs-Modulatoren, welche auf ernährungsphysiologischem Weg die Immunantwort des Organismus verstärken können.

Seine Studie liefert den Beweis, dass eine Plysaccharid-Mischung die Regeneration der Magenschleimhaut unterstützt, so Dr. Slovis. Dies sei insbesondere deshalb von Bedeutung, weil immer mehr Pferdebesitzer und Tierärzte von den bisherigen Therapien und ihren Nebenwirkungen enttäuscht sind und nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten suchen. Noch ist die genaue Art und Weise, wie die Polysaccharide zur Verringerung der Geschwüre beitragen, noch nicht vollständig geklärt – doch die Annahme ist plausibel, dass dies durch eine Stärkung der Schleimhaut-Schutzschicht, eine Dämpfung der Magensäureproduktion und eine Bindung freier Radikale herbeigeführt werde, so Dr. Slovis weiter.

Hyaluronsäure ist – gemeinsam mit anderen Polysacchariden – ein Antioxidans, von dem man annimmt, dass es eine mechanische Barriere bilden und die Aktivierung der DNA-Schadenreaktion reduzieren kann: „Es wird auch spekuliert, dass die darmschützende Wirkung von Hyaluronsäure auf seine entzündungshemmenden Eigenschaften zurückgeht“, so Dr. Slovis.

Für ihn stellt die Mehrfachzucker-Mischung eine sichere, nicht-medikamentöse Alternative zu bisherigen Behandlungen, insbesondere jener mit Omeprazol, dar: „Das Vorkommen und der Schweregrad von Magengeschwüren verändert sich mit oder ohne Behandlung. Die vorliegende Studie ist jedoch in bestimmter Hinsicht einzigartig – weil die Patienten aktive erwachsene Pferde waren, die im täglichen Training verblieben sind und sich daher ihr Stress- bzw. Aktivitäts-Level nicht verändert hat.“

Die tägliche verabreiche Dosis bestand aus 240 bis 480 mg hochmolekularer Hyaluronsäure sowie aus 60 bis 120 mg Schizophyllan. Zusätzliche Forschungen seien gerechtfertigt, um die Ergebnisse  weiter zu klären und die Behandlungsprotokolle zu optimieren, so Dr. Slovis.


Die Untersuchung „Polysaccharide Treatment Reduces Gastric Ulceration in Active Horses“ von Dr. Nathan Slovis ist am 30. November 2016 im ,Journal of Veterinary Science’ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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