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Heufütterung: Die Methode beeinflusst das Wohlbefinden
26.10.2017 / News

Die Art und Weise der Heufütterung kann das Wohlbefinden und das Verhalten von Pferden entscheidend beeinflussen – so das Resümee der französischen Wissenschaftler.
Die Art und Weise der Heufütterung kann das Wohlbefinden und das Verhalten von Pferden entscheidend beeinflussen – so das Resümee der französischen Wissenschaftler. / Symbolfoto: Archiv/Karin Haas
Der ,Pacefeeder
Der ,Pacefeeder' einer irischen Firma wurde von den Testpferden ausgezeichnet akzeptiert. / Foto: http://www.pacefeeder.ie

Die Art und Weise, wie man seinem Pferd Heu verabreicht, kann das Wohlbefinden und das Verhalten von Pferden entscheidend beeinflussen – das konnten französische Forscher im Rahmen einer Studie nachweisen.

 

In freier Natur sind Pferde bis zu 16 Stunden am Tag mit der Futteraufnahme beschäftigt – ein Wert, der in der modernen Pferdehaltung nur schwer zu erreichen ist. Um die Futteraufnahme zumindest etwas zu verlangsamen und die Fressdauer zu verlängern, greifen viele Pferdebetriebe auf Heunetze und ähnliche Systeme zurück: Dadurch kann die tägliche Heuration gleichsam gestreckt und besser verteilt werden, unerwünschten gesundheitlichen Problemen kann dadurch vielfach vorgebeugt werden.

Das jeweils gewählte ,Rationierungs-System’ ist jedoch stets individuell auf das Pferd abzustimmen – was vom einen Pferd gut angenommen wird, muss beim anderen nicht ebenso funktionieren. Vor allem sollte man im Auge behalten, ob sich nach Einführung eines neuen Fütterungs-Systems das Wohlbefinden oder das Verhalten eines Pferdes verändern oder sogar negativ beeinflusst werden – denn das kann sehr wohl passieren, wie französische Forscher in einer aktuellen Studie herausgefunden haben.

Céline Rochais, Séverine Henry und Martine Hausberger von der Universität Rennes haben im Rahmen ihres Forschungsprojekts unterschiedliche Heufütterungs-Systeme unter die Lupe genommen und untersucht, inwiefern diese das Pferdeverhalten beeinflussen können. Ihre Testgruppe umfasste insgesamt 38 Pferde – 24 Wallache und 14 Stuten – am französischen Nationalgestüt in Saumur. Die Pferde waren allesamt in großzügigen Boxen mit Stroheinstreu aufgestallt, die mit einer automatischen Tränke sowie einer automatischen Kraftfutter-Station ausgestattet waren.

Während der Testreihe erhielten die Pferde eine Heuration von 9 kg pro Tag, wobei insgesamt drei verschiedene Methoden angewendet wurden: nämlich die ,normale’ Vorlage auf dem Boden, die Verabreichung mittels an der Wand aufgehängtem Heunetz und die Verabreichung im sogenannten ,Pacefeeder’, einer dreieckigen, 78 cm hohen Kunststoff-Box, die in eine Ecke gestellt wurde und mit einem Plastikdeckel mit gleichförmigen Löchern verschlossen war, der sich absenkte, je mehr von der Heuration aufgefressen wurde.

Alle 38 Pferde wurden in zufälliger Reihenfolge mit allen drei Methoden gefüttert, und das über einen Zeitraum von jeweils drei Wochen. Das Heu wurde jeweils in der Früh und am Nachmittag vorgelegt – nur beim ,Pacefeeder’ wurde die gesamte Tagesration gleich am Morgen eingefüllt.

Beide Systeme zur Verlangsamung der Futteraufnahme – also das Heunetz und der ,Pacefeeder – führten zum gewünschten Erfolg und erhöhten die Fressdauer im Vergleich zur Bodenfütterung deutlich, so die Wissenschaftler. Bei einem System stellten sich aber leider auch unerwünschte Nebenwirkungen ein: „Während die Verabreichung mittels Heunetz mit einem Anstieg von Frustrationsverhalten einherging, konnte der ,Pacefeeder’ derartige negative Verhaltensweisen, etwa Stereotypien, reduzieren und führte sogar zu einer Zunahme von freundlichem Verhalten gegenüber dem Menschen.“

Die Fütterung mittels ,Pacefeeder’ erschien den Pferden offensichtlich angenehmer – sie waren offenbar im Vergleich zur Bodenfütterung weniger frustriert und zeigten seltener stereotypes oder sich ständig wiederholendes, abnormales Verhalten. Die Zunahme positiver Reaktionen gegenüber Menschen seien zudem ein deutlicher Hinweis auf ein größeres Wohlbefinden der Pferde, so die Forscher weiter.

Trotz der positiven Auswirkung einer erhöhten Fressdauer zeigten die Testpferde dem Heunetz gegenüber deutliche Frustrations-Reaktionen. Sie zeigten – im Vergleich zu den anderen beiden Fütterungs-Methoden – deutlich häufiger angelegte Ohren und stereotype Verhaltensweisen. Diese Ergebnisse seien vor allem deshalb bemerkenswert, weil sich die beobachteten Verhaltensänderungen bei den Pferden bereits in dem so kurzen Zeitraum von nur drei Wochen manifestiert haben, so die Forscher.

Zudem offenbarte sich bei dem von den Pferden so gut akzeptierten ,Pacefeeder’ ein weiterer Vorzug: Auch nach 11 Stunden, nachdem der ,Pacefeeder’ gefüllt worden war, befand sich darin noch Heu – während die Heunetze oft schon um die Mittagszeit – also vier Stunden nach der morgendlichen Befüllung – bereits leergefressen waren.

Die Testpferde zeigten sogar gegenüber dem Heunetz als solchem mehr Frustrations-Verhalten, so die Forscher – sie zogen an den Netzen mit den Zähne oder schlug mit dem Kopf danach. Beim ,Pacefeeder’ konnten solche Verhaltensweisen nicht beobachtet werden. Die Forscher weiter: „Es war während der Tests offensichtlich, dass durch die Position des Heunetzes (das an einer Boxenwand hing) eine gewisse Instabilität nicht auszuschließen war und daher Schwierigkeiten beim Fressen des Heus mit sich brachte.“

Zusammenfassend meinten die Wissenschaftler, dass scheinbar unwichtige Veränderungen bei der Methode der Heufütterung erhebliche Konsequenzen für das Wohlbefinden des Pferdes haben können: „Alle drei Methoden, die wir hier bei den selben Pferden angewendet haben, hatten das primäre Ziel, die Fütterungszeit zu erhöhen – aber sie haben auch sehr deutlich das Verhalten der Pferde beeinflusst, einschließlich ihrer Beziehung zu Menschen. Der ,Pacefeeder’ konnte unerwünschte Verhaltensweisen reduzieren, einschließlich Aggressionen gegenüber Menschen – während das Heunetz derartige Frustrations-Reaktionen tendenziell gesteigert hat.“

Das Resümee der Forscher: „Diese Ergebnisse bestätigen, dass das Verhalten und das Wohlbefinden von Pferden durch die gewählte Fütterungsmethode bzw. das gewählte Fütterungssystem drastisch beeinflusst werden kann. Es gelte daher – so das Resümee der Forscher – jene Fütterungsmethode herauszufinden, die sowohl eine bessere Verteilung des Futters gewährleistet, als auch das Wohlbefinden des Pferdes erhöht.

Die Studie „,Hay-bags’ and ,Slow feeders’: Testing their impact on horse behaviour and welfare“ von Céline Rochais, Séverine Henry und Martine Hausberger ist im September 2017 in der Zeitschrift ,Applied Animal Behaviour Science’ erschienen und kann in englischsprachiger Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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