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OÖ Vereine verlangen Aufklärung: „Wir wollen die Wahrheit wissen!“
27.10.2017 / News

Horst Efferdinger im ProPferd-Interview: „Wenn ich nichts zu verbergen habe, dann habe ich doch auch mit Aufklärung kein Problem – oder?"
Horst Efferdinger im ProPferd-Interview: „Wenn ich nichts zu verbergen habe, dann habe ich doch auch mit Aufklärung kein Problem – oder?" / Foto: Archiv

Das Reiterland Oberösterreich kommt nicht zur Ruhe – mehrere Reitvereine beharren auf einer außerordentlichen Generalversammlung und wollen Klarheit über anonyme Geldzuwendungen an den OÖ Pferdesportverband. ProPferd hat ihren Sprecher Horst Efferdinger zum Interview gebeten.

 

ProPferd: Hr. Efferdinger, Sie gelten als Sprecher jener OÖ Reitvereine, die vor kurzem einen Antrag auf eine neuerliche außerordentliche Generalversammlung gestellt haben, um die Identität eines anonymen Großsponsors zu klären. Wie kamen Sie zu dieser Rolle?

Horst Efferdinger: Angefangen hat alles mit der letzten denkwürdigen Generalversammlung vom 6. Juni 2017, bei der auch sämtliche wichtigen Funktionäre des OEPS anwesend waren und in welcher angekündigt wurde, es gebe einen Großsponsor, welcher dem OÖ Pferdesportverband auf drei Jahre verteilt insgesamt 180.000,– Euro zur Verfügung stellt. Ich glaube, dass sich jeder, der in der Generalversammlung diese Ankündigung gehört hat, gewundert hat, woher nun auf einmal so viel Geld herkommt – noch dazu von jemandem, der anonym bleiben möchte. Hier stellt sich nicht nur die Frage, wer der großzügige Spender ist, sondern es ist vor allem auch zu fragen, aus welchen Gründen der Spender so großzügig ist. Ich bin dieser Frage zunächst aus Zeitgründen nicht nachgegangen, sondern habe nach der genannten Generalversammlung ein Interview von Gerhard Pischlöger geteilt und kommentiert, in dem ich mich über manche Vorkommnisse bei dieser Veranstaltung gewundert habe, so etwa über die dubiosen Umstände, die Hrn. Josef Schwarz sen. zur Zurückziehung seines Wahlvorschlags veranlasst hatten – und auch über das erwähnte überraschende Einstandsgeschenk eines anonymen Spenders. Präsidentin Fr. Max-Theurer hat mein Posting jedoch dahingehend verstanden, sie persönlich hätte die Wahl durch eine fast kriminelle Handlung verhindert, indem sie den OOEPS gekauft hätte – und hat mich daraufhin auf Unterlassung geklagt (Streitwert 35.000,– Euro). Ich habe mich in der Folge anwaltlich vertreten lassen und erstinstanzlich gewonnen.

ProPferd: … weil sie das tatsächlich so nicht behauptet hatten …?

Horst Efferdinger: Richtig. Abgesehen davon stellt sich für mich aber auch die Frage, warum mich Präsidentin Max-Theurer wegen  einer derart harmlosen Kommentierung überhaupt verklagt, zumal die Passagen, die vom Unterlassungsbegehren erfasst waren, überhaupt nichts mit ihr zu tun hatten. Da jedoch die Frage nach der Herkunft des Geldes trotz vieler Anfragen nie geklärt wurde, begann ich mich näher mit der ganzen Causa zu beschäftigen. Denn 180.000,– Euro sind ja keine Kleinigkeit – schon gar nicht für den OÖ Pferdesportverband, der sicher in seiner gesamten jahrzehntelangen Geschichte niemals einen Sponsorbetrag auch nur in annähernd gleicher Höhe erhalten hat. Diese Zuwendung ist absolut einzigartig und beispiellos. Ich bin lange genug Reitsport-Funktionär und weiß, wie die Dinge in der Realität laufen: Man freut sich über ein paar Tausend Euro, beklebt dafür den Transporter, reitet mit dem Emblem auf der Satteldecke usw. Aber welche Gegenleistung erhält ein anonymer Sponsor? Wie sieht der Vertrag im Detail aus? Welche Gegenleistungen erwartet sich der Sponsor? Und was passiert, wenn sich eine der beiden Seiten nicht an die Vereinbarung hält? Da gibt’s also jede Menge Fragen – und die habe ich auch einem Wiener Rechtsanwalt gestellt, einfach um mich schlau zu machen, wie man denn generell und üblicherweise als Verein mit anonymen Spenden verfahren soll. Und daraufhin habe ich eine Darstellung bekommen, bei der mir das erste Mal ein bisschen kalt geworden ist …

ProPferd: Was stand da konkret drin?

Horst Efferdinger: Da war u. a. zu lesen, dass man bei Spenden an Vereine oder ähnliche Institutionen dringend dazu angehalten ist, „genaue Herkunftsprüfungen“ durchzuführen – und eindringlich empfohlen wird, „den Ursprung der Überweisung bzw. der überweisenden Unternehmen genauestens zur prüfen (nach Bonität, Eigentümerschaft, Herkunft der finanziellen Mittel etc.), damit man im Falle einer Überprüfung nicht in Erklärungsnotstand oder Rechtfertigungszwang kommt. Nach der Lektüre dieser Ausführungen war mir völlig klar, dass eine anonyme Spende für einen Verein bzw. Verband eine höchst heikle Angelegenheit sein kann. Denn sollte irgendetwas schiefgehen, dann hat in jedem Fall der Verband den Schaden, wie ja leider ein aktuelles Beispiel des OEPS zeigt. Da ist ein Cup-Sponsor kurzfristig ausgefallen – und man musste in einer Sitzung beschließen, das fehlende Geld aus Verbandsmitteln aufzubringen. Der OEPS hat die entsprechenden Ressourcen dafür – aber könnte der OÖ Pferdesportverband aus eigener Kraft Beträge von 150.000,– oder 180.000,– Euro  aufbringen? Ich vermute nicht. Nunmehr hat der geschäftsführende Vizepräsident Hr. Kriechbaumer die Auskunft erteilt, dass es für einen Betrag von 90.000,– Euro noch gar keinen Sponsorvertrag gibt und daher eine Zurückziehung erfolgt sei. Weiters wurden über die Referate bereits 60.000,– Euro ausgegeben, obwohl nur ein Betrag von 30.000,– Euro zugesichert wurde. Man hat also bereits munter mit der Verteilung begonnen, ohne sich des Geldes sicher zu sein – ein absoluter Wahnsinn, wenn sie mich fragen.

ProPferd: Wie sind Sie dann weiter vorgegangen, nachdem sie das erfahren hatten?

Horst Efferdinger: Ich habe es schlicht und einfach als meine Pflicht angesehen, so viele Vereine wie möglich über dieses Problem zu informieren – denn das weiß im Detail natürlich kein Verein, um was es da eigentlich geht und was für Auswirkungen eine solche anonyme Spende für uns alle haben kann. Und alle, denen ich das näher erläutern konnte, waren entsetzt – und sofort bereit, eine neuerliche außerordentliche Generalversammlung zu verlangen, um die Hintergründe und die Herkunft dieser anonymen Spende klären zu können. Am 19. September hatten wir schließlich 31 Reitvereine beisammen und haben den entsprechenden Antrag auf Einberufung einer ao. Generalversammlung beim OÖ Pferdesportverband abgegeben.

ProPferd: Wie hat der OÖ Pferdesportverband darauf reagiert?

Horst Efferdinger: Mit einer Doppelstrategie: Man spielte einerseits auf Zeit und verzögerte, wo man nur kann – aber parallel dazu wurde eingeschüchtert und schikaniert.

ProPferd: Könnten Sie das präzisieren?

Horst Efferdinger: Man übermittelte uns am 9. Oktober – also einen Tag vor Ablauf der in den Satzungen vorgesehenen 3-Wochen-Frist – eine ausführliche rechtliche Beurteilung unseres Antrags durch eine renommierte Wiener Innenstadtkanzlei. Darin werden bezeichnenderweise mit keiner Silbe unsere sachlichen und inhaltlichen Bedenken bezüglich der anonymen Spende zurückgewiesen – womit wir also offensichtlich richtig liegen – sondern es wird auf eine Reihe von formalen Mängeln bei den Unterstützungserklärungen und Unterschriften der Vereine hingewiesen. Schlussfolgerung: Der Antrag wurde nicht statutenkonform eingebracht und ist daher zurückzuweisen.

Zeitgleich haben mir mehrere der unterzeichnenden Vereine berichtet, dass sie vom Büro des OÖ Pferdesportverbandes kontaktiert wurden und man sie unter Druck gesetzt hat, dass sie ihre Unterstützung für den GV-Antrag zurückziehen sollten, ansonsten würden sinngemäß unliebsame Konsequenzen drohen

ProPferd: Was meinte man damit konkret?

Horst Efferdinger: Nun, dass man im nächsten Jahr vielleicht keine Meisterschaft mehr bekommen werde oder dass man bei künftigen Reiterpass-Prüfungen strenger und genauer kontrollieren würde und z. B. kein Auge mehr zudrücken wird, wenn ein Pferd bei einer Prüfung viermal eingesetzt wird und nicht wie vorgeschrieben höchstens dreimal … Ja, so geht der Verband mit seinen Mitgliedern um, sobald diese die Frechheit besitzen und Aufklärung für eine Spende verlangen, für die letztlich die Vereine selbst den Kopf hinhalten. Es ist eine verrückte Geschichte. Im Übrigen hat man auch meinen Obmann bei den OÖ Ländlichen kontaktiert und ihm mehr oder weniger nahegelegt, man möge sich von mir trennen, weil doch die Ländlichen gern im Vorstand des OÖ Pferdesportverbandes wären und auch künftig finanziell unterstützt werden wollen. Ohne den Herrn Efferdinger ginge das alles viel leichter. Ich habe daraufhin gesagt, dass ich diese Ämter freiwillig und ehrenamtlich ausübe und auch kein Sesselkleber bin. Ich könnte es aber persönlich und auch den Vereinen gegenüber alleine aufgrund dessen, welchen Sprengstoff für jeden einzelnen Vereinsfunktionär diese Angelegenheit birgt, nicht verantworten, hier infolge der Schikanen klein beizugeben und nichts zu unternehmen.

ProPferd: Wie ist es mit den Unterschriften für den Generalversammlungs-Antrag weitergegangen?

Horst Efferdinger: Bezüglich der fehlenden bzw. unkorrekten Vereins-Unterschriften hätten wir natürlich auf stur schalten können – haben es aber nicht getan, sondern am 10. Oktober einen Großteil der angeblich mangelhaften Unterlagen beigebracht. Somit waren am 10. Oktober 26 vollständige und rechtlich unangreifbare Unterschriften von OÖ Reitvereinen im Verband – es müsste also bis spätestens 31. Oktober eine ao. Generalversammlung durch den Verband einberufen werden. Drei Tage später habe ich dann noch drei weitere Unterschriften nachgereicht. Das ist der Stand der Dinge. Bis zum 31. Oktober ist also der OÖ Pferdesportverband am Zug – und muss darüber entscheiden, ob er sich an die eigenen Statuten hält oder nicht. Wir werden es auf jeden Fall tun.

ProPferd: Das heißt, Sie würden von sich aus eine Generalversammlung einberufen, wie es in den Statuen vorgesehen ist …?

Horst Efferdinger: Ich habe einen Auftrag von 29 OÖ Vereinen und lasse mich nicht einschüchtern. Wir wollen die Wahrheit wissen. Denn wenn man das alles weiß, was wir mittlerweile wissen, dann kann man es gegenüber den Vereinen nicht vertreten, wenn etwas passiert. Die Vereine wählen den Vorstand – und der muss für das Bundesland und für die Vereine arbeiten, und nicht gegen sie. Ich weiß auch nicht, warum man sich wegen dieser Frage so aufregt und diese Angelegenheit derart hinauszögert. Das ist eine ganz normale Anfrage – und die Vereine haben schlicht und einfach das Recht, dass sie Auskunft bekommen. Wieso muss ich durch ellenlange Anwaltsbriefe und -Beurteilungen sämtliche Schlupflöcher und Finessen ausnutzen, um alles in die Länge zu ziehen? Wenn ich nichts zu verbergen habe, dann habe ich doch auch mit Aufklärung kein Problem – oder? In Wahrheit könnte die Generalversammlung längst absolviert und die Angelegenheit aus der Welt geschafft sein.

ProPferd: Wieso ist Ihnen das so wichtig – was treibt sie an?

Horst Efferdinger: Ich bin dem OÖ Pferdesport seit Jahrzehnten verbunden und bin mit vielen Vereins-Obleuten befreundet. Ich will ihnen ersparen, dass sie bei der nächsten Generalversammlung erfahren müssen, dass ein Sponsor umgefallen ist und dass Geld fehlt, das man bereits ausgegeben hat. Es mag früher üblich und verbreitet gewesen sein, dass – wenn einer einen Tausender aus der Brieftasche gezogen hat – man das ohne weiteres als Sponsorengeld angenommen hat. Das war damals auch kein Problem. Aber die gesetzliche Lage ist heute grundlegend anders: Durch die neuen, strengen Bestimmungen – Stichwort Basel – bezüglich Geldwäsche ist man bei geschenktem Geld mittlerweile aktiv verpflichtet nachzuforschen, ob nicht möglicherweise Geldwäsche im Spiel ist. Erst wenn ich das getan haben, kann man mir als Person oder auch als Verein keinen Vorwurf mehr machen. Damit behaupte ich ja noch lange nicht, dass es sich tatsächlich um Geldwäsche handeln würde oder könnte. Aber ich bin aktiv verpflichtet zu schauen, dass keine Geldwäsche im Spiel ist – das ist die Gesetzeslage, und die darf ich als Verband nicht so einfach ignorieren, nur weil mir kurzfristig das Geld in den Kram passt.

Ein guter Bekannter hat mir vor einiger Zeit erzählt, dass seine Tochter einmal bei einem Reitturnier 2.000,– Euro Preisgeld gewonnen und bar entgegegenommen hat. Sie wollte das Geld dann in ihrer Raika-Filiale aufs Konto einzahlen – und die haben dort prompt nach der Herkunft des Geldes gefragt, weil es eben unüblich ist, dass eine 15-jährige mit soviel Bargeld herumläuft. Und seine Tochter musste das minutiös erklären und nachweisen, woher das Geld war. Und wenn eine kleine Ortsfiliale das machen muss, dann muss es der OÖ Pferdesportverband bei 180.000,– Euro zweifellos auch.

ProPferd: Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Horst Efferdinger führte Leopold Pingitzer.

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